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Reifenmarkt Deutschland

Veröffentlicht am 31.03.2015
 

Die Marktlage bleibt schwierig – Reifenersatzgeschäft in Deutschland

Knapp 51 Millionen Fahrzeugreifen aus den Segmenten Consumer-Reifen (für Fahrzeuge der Klassen Pkw, Off-Road und Leicht-Lkw) und Lkw-Reifen wurden 2014 im deutschen Reifenersatzgeschäft vom Handel an Verbraucher verkauft. Hinzu kamen rund 276.000 Stück aus den vergleichsweise kleinen Segmenten der Reifen für Motorräder, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge sowie Erdbewegungsmaschinen. Das macht insge- samt einen Stückabsatz von leicht über 51 Millionen und damit rund 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr.


„Hinter dem Großteil des deutschen Reifeneinzel- und Großhandels liegt erneut ein schwieriges Jahr“, resü- miert Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur- Handwerk (BRV e.V., Bonn), und prognostiziert: „Angesichts der verhaltenen konjunkturellen Aussichten dürfte mit 2015 das vierte Jahr in Folge für die Branche schwierig werden.“

In den einzelnen Produktsegmenten zeigen die aktuell vom Bundesfachverband des Reifengewerbes vorge- legten Marktdaten 2014/2015 folgende Entwicklung:

PKW-Reifen und leichte LKE-Reifen

Im stückzahlmäßig größten Segment Pkw konnte der Handel im vergangenen Jahr rund 41,65 Millionen Reifen verkaufen, davon waren 22,32 Millionen Sommer-, der Rest Winterreifen. Der Absatz lag damit erneut um rund 3,4 Prozent niedriger als im Vorjahr. Dabei konnte ein rund vierprozentiges Plus im Stückabsatz von Sommerreifen den knapp elfprozentigen Einbruch im Winterreifenabsatz nicht kompensieren, der laut Analy- se des Fachverbandes insbesondere dem sehr milden Winterwetter geschuldet ist. Auch der Stückverkauf von Leicht-Lkw-Reifen (Llkw) sank in 2014 um weitere 1,8 Prozent auf nun 3,20 Millionen.

Off-Road Reifen

Das Segment Off-Road-Reifen erwies sich hingegen erneut als Wachstumsträger, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Jahren zuvor. Knapp 3,4 Millionen Stück wurden 2014 verkauft, das entsprach einem drei- prozentigen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. „Nimmt man das letzte aus unserer Sicht ‚gute Reifenjahr‘ 2011 als Basis, so ist die Produktgruppe Off-Road-Reifen mit 8,3 Prozent Plus die einzige, die in den vergangenen drei Jahren im Segment Consumer-Reifen überhaupt eine positive Entwicklung gezeigt hat“, erläutert BRV-Chef Hülzer. Zum Vergleich: Auf Basis 2011 verbuchten die Produktgruppen Pkw-Reifen ein Minus von gut 16 Prozent und Llkw-Reifen einen Rückgang von gut 9 Prozent. „Eine zweifelsohne dramati- sche Entwicklung, die unsere Branche erheblich negativ tangiert“, so kommentiert der Fachverbandsvorsit- zende die Einbußen insbesondere in der Produktgruppe Pkw-Reifen, die mit gut vier Fünfteln den Löwenanteil aller im Ersatzgeschäft in Deutschland verkauften Reifen ausmacht.

Nutzfahrzeug Reifen

Auch die Ergebnisse im Nutzfahrzeugbereich sind nicht ungetrübt. Zwar wuchs der Absatz von Lkw-Reifen wieder leicht um 1,1 Prozent auf 2,7 Millionen Stück, doch die überdurchschnittlich positive Entwicklung bei Neureifen (+ 2,9 Prozent gegenüber Vorjahr) wurde im Wesentlichen von Import-Billigpneus getragen und ging meist zu Lasten runderneuerter Reifen. Deren Absatz sank um 2,1 Prozent auf 0,95 Millionen Stück. Damit wuchs der Anteil von Neureifen am Gesamt-Stückabsatz im Segment Lkw zu Lasten runderneuerter Reifen erneut leicht auf nun knapp 65 Prozent. Anders als im Vorjahr (+ 3 Prozent) war der Stückabsatz im Nischensegment der Reifen für landwirtschaft- liche Nutzfahrzeuge (früher bezeichnet als AS-Reifen, jetzt FARM-Reifen) in 2014 rückläufig: Knapp 238.000 verkaufte Reifen entsprachen einem Minus von fünf Prozent im Vergleich zu 2013. Der Absatz von Reifen für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen) hingegen verbuchte ein moderates Plus von 2,5 Prozent (Vorjahr: minus 10,2 Prozent) auf rund 37.400 Einheiten, davon waren knapp 11.800 runderneuert.

Morradreifen

Erfreulich entwickelte sich erneut die Produktgruppe Motorradreifen: Hier konnte der Stückabsatz nach einem dreiprozentigen Zuwachs im Vorjahr in 2014 um 5,1 Prozent auf 1,44 Millionen gesteigert werden.

Marktprognose für das Geschäftsjahr 2015

Für das laufende Geschäftsjahr 2015 hält der BRV derzeit über alle Segmente hinweg moderate Absatzzu- wächse für möglich. Hier die Prognose nach Segmenten:

Pkw-Reifen + 2,5 Prozent Off-Road-Reifen + 3,0 Prozent Llkw-Reifen + 2,5 Prozent Lkw-Reifen + 1,9 Prozent Motorradreifen + 2,8 Prozent FARM-Reifen + 5,3 Prozent EM-Reifen + 2,5 Prozent.

Dabei hebt der Reifenhandels- und -handwerksverband hervor, dass diese Einschätzung, verglichen mit den Erwartungen der Reifenindustrie, eher vorsichtig sei. Die Markenreifenhersteller, vertreten durch den Wirt- schaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk), halten zum Teil deutlich höhere Zuwachsraten für realisierbar.

Dass der BRV trotz dieser positiven Absatzprognose für das Reifenersatzgeschäft erneut mit einem „schwie- rigen Jahr“ rechnet, liegt unter anderem am hohen Konkurrenzdruck, unter den das Kerngeschäft der von ihm vertretenen, spezialisierten Reifenhandels- und -handwerksbetriebe im Segment Pkw zunehmend durch Wettbewerber aus anderen Vertriebskanälen gerät. Die aktuelle Distributionsanalyse des Verbandes zeigt, dass im Endverbrauchergeschäft 2014 allein der Absatzkanal Autohaus (markengebunden) gewonnen hat (+ 2 Prozent), der Anteil des E-Commerce B2C stabil geblieben ist und alle anderen Distributionskanäle Marktanteile am Reifenersatzgeschäft verloren haben. Dazu gehört neben freien Kfz-Werkstätten, Fach- märkten und „Sonstigen“ (Tankstellen, Baumärkte) auch der Reifenfachhandel. „Leider ist der von uns für das spezialisierte Reifengewerbe erhoffte positive Effekt aus dem Inkrafttreten der allgemeinen RDKS-Pflicht zum 1. November letzten Jahres nicht eingetreten“, analysiert BRV- Geschäftsführer und -Technikexperte Hans-Jürgen Drechsler. Damit meint er die seither geltende Vorschrift, dass neu zugelassene Pkw, Geländewagen und Wohnmobile mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein müssen. Und das verursacht zusätzlichen Handlingaufwand beim Reifenwechsel, bringt aber auch neue Umsatzpotenziale für Reifenserviceanbieter mit sich. „Obwohl der Reifenfachhandel tech- nisch, handwerklich und organisatorisch zum Thema RDKS sehr gut aufgestellt ist und damit seine Fach- kompetenz unterstreichen konnte, ließ sich dies bislang nicht in steigende Absatz- und Umsatzzahlen umsetzen“, konstatiert Drechsler. Die Ursache dafür sieht er vor allem darin, dass markengebundene Kfz- Werkstätten in der vergangenen Winterreifensaison durch groß angelegte Werbekampagnen und aggressive Preisaktionen einen extrem starken Wettbewerb geschürt haben, mit dem spezialisierte Reifenfachbetriebe letztendlich nicht mithalten konnten.

Flotten und Leasing Markt

Immerhin gelang es, Einbußen im Endverbrauchergeschäft durch ein deutlich gewachsenes Geschäft mit Flotten- und Leasingkunden zu kompensieren. Daran konnte insbesondere der Reifenfachhandel, zum Teil aber auch der Vertriebskanal Autohaus partizipieren, so dass sich die Distributionsanteile (Absatz Pkw- Reifen vom Handel an Verbraucher) im vergangenen Jahr nicht signifikant verändert haben. Das Reifenge-

werbe konnte trotz aller Probleme gut 43 Prozent Marktanteil erzielen und hat damit sein Position als Markt- führer im Ersatzgeschäft mit Pkw-Reifen einstweilen behauptet, doch der Vorsprung gegenüber Kfz- Werkstätten schwindet seit Jahren. Auch mit betriebswirtschaftlichen Problemen haben die Reifenhandels- und -handwerksbetriebe zu kämpfen: Der aktuelle BRV-Betriebsvergleich für das Jahr 2014 weist im Bran- chendurchschnitt ein Gesamtergebnis von nur + 0,4 Prozent vom Umsatz aus, was zwar an sich ein positi- ves Ergebnis, aber aus unternehmerischer Sicht alles andere als zufriedenstellend ist.

„Die eingetretenen Pfade muss der Reifenfachhandel verlassen, denn die glorreichen Zeiten werden nicht mehr zurückkommen“, mahnen deshalb unisono Geschäftsführung und Vorstand des Verbandes. Um seine Mitglieder auf der Suche nach neuen, erfolgversprechenderen Wegen zu unterstützen, lässt der BRV in die- sem Jahr von einer renommierten Unternehmens- und Strategieberatung die Frage untersuchen, wie ein tragfähiges „Geschäftsmodell Zukunft“ für den Reifenfachhandel aussehen könnte. Erste Ergebnisse sollen auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes im Juli in Köln präsentiert werden.

Marktentwicklung Reifen

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Quelle: www.bundesverband-reifenfachhandel.de

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