MiD 2023: Ergebnisse zum Mobilitätsverhalten in Deutschland

Veröffentlicht am 04.04.2025
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat die aktuelle Ausgabe der Studie Mobilität in Deutschland 2023 (MiD) präsentiert. Über 218.000 Haushalte und rund 420.000 Personen wurden befragt, um fundierte Einblicke in ihr Mobilitätsverhalten zu gewinnen. Die Ergebnisse zeigen deutliche Trends: Während das Auto nach wie vor eine zentrale Rolle spielt, gewinnen Fuß- und Radverkehr insbesondere in urbanen Gebieten an Bedeutung. Auch der öffentliche Nahverkehr profitiert, unter anderem durch das Deutschlandticket. Die Daten der Erhebung dienen als Grundlage für eine bedarfsgerechte Verkehrsplanung und politische Entscheidungen.
 

Die MiD-Studie gehört zu den wichtigsten Erhebungen über das Mobilitätsverhalten in Deutschland. Die aktuelle Ausgabe wurde im Auftrag des BMDV von einem Konsortium unter Leitung des infas Instituts für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt. Ziel der Befragung war es, belastbare Daten zu gewinnen, die helfen, Mobilitätsangebote und verkehrspolitische Maßnahmen bedarfsgerecht zu gestalten. Die Analyse der Daten zeigt deutliche Veränderungen in der Verkehrsmittelnutzung – mit teils erheblichen Unterschieden zwischen Stadt und Land.


Verkehrsmittelwahl im Wandel

Die Alltagsmobilität der Menschen in Deutschland basiert auf einem breiten Mix unterschiedlicher Verkehrsmittel. Trotz eines leichten Rückgangs bleibt das Auto das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Der Anteil der mit dem Pkw zurückgelegten Wege liegt aktuell bei 40 %, während es in der letzten Erhebung 43 % waren. Gleichzeitig nimmt der Fußverkehr deutlich zu: 26 % der Wege werden inzwischen zu Fuß zurückgelegt – ein Anstieg um vier Prozentpunkte im Vergleich zur Vorgängerstudie. Der Anteil des Radverkehrs bleibt mit 11 % konstant, während der öffentliche Verkehr eine leichte Zunahme auf 11 % der Wege verzeichnet.

Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen

Die Analyse zeigt erhebliche Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Während in Metropolen verstärkt auf Fuß- und Radverkehr gesetzt wird, bleibt das Auto in ländlichen Regionen das dominierende Verkehrsmittel. In Großstädten beträgt der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege inzwischen 31 %, was fast dem Anteil des motorisierten Individualverkehrs entspricht (33 %). Auch der Radverkehr gewinnt in den Städten an Bedeutung und kommt auf 15 % der Wege, während der öffentliche Verkehr mit Bus und Bahn gemeinsam 21 % erreicht.

Auf dem Land hingegen ist das Auto weiterhin alternativlos: Hier entfallen über 80 % der zurückgelegten Kilometer auf den Pkw-Verkehr. Dies unterstreicht die zentrale Rolle des Individualverkehrs in Regionen mit geringer ÖPNV-Abdeckung.

Fahrradboom durch E-Bikes verstärkt

Die wachsende Verbreitung elektrisch unterstützter Fahrräder trägt zur steigenden Bedeutung des Radverkehrs bei. Der Anteil von Pedelecs an der gesamten Fahrradkilometerleistung liegt mittlerweile bei einem Drittel. Auch die Gesamtzahl der Fahrräder ist gestiegen: Waren es 2017 noch 75 Millionen, so sind es inzwischen 80 Millionen – davon hat rund ein Viertel einen Elektroantrieb.

Ein weiterer zentraler Faktor für das veränderte Mobilitätsverhalten ist die Einführung des Deutschlandtickets im Jahr 2023. Die Ergebnisse der MiD zeigen, dass dieses Angebot dazu beiträgt, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu stabilisieren und eine nachhaltigere Mobilität zu fördern. Besonders in Ballungsräumen trägt das Ticket dazu bei, den ÖPNV attraktiver zu machen und die Fahrgastzahlen zu erhöhen.

Datenbasis und Methodik

Die MiD 2023 basiert auf einer groß angelegten Haushaltsbefragung, die zwischen Mai 2023 und Juni 2024 durchgeführt wurde. Insgesamt wurden über 218.000 Haushalte und 420.000 Personen nach einem Zufallsverfahren ausgewählt und befragt. Neben Angaben zur täglichen Verkehrsmittelnutzung liefert die Erhebung auch Informationen zur Verfügbarkeit von Mobilitätsangeboten, zur Zufriedenheit mit diesen sowie zur Nutzung neuer Verkehrsformen. Zudem untersucht die Studie Aspekte wie Home-Office und Reiseverhalten.

Alle erhobenen Daten wurden unter strengen Datenschutzrichtlinien anonymisiert verarbeitet. Die Teilnahme an der Erhebung war freiwillig. Erste Ergebnisse sind bereits in einem Kurzreport zusammengefasst und auf der offiziellen Website der Studie abrufbar.

Demografische Unterschiede im Mobilitätsverhalten

Die Ergebnisse der MiD 2023 zeigen, dass das Mobilitätsverhalten stark von Alter, Geschlecht und sozialer Lage beeinflusst wird. Während jüngere Menschen überdurchschnittlich häufig den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad nutzen, bleibt das Auto für ältere Generationen das bevorzugte Verkehrsmittel. Besonders stark ist dieser Trend bei Menschen über 65 Jahren ausgeprägt, die den motorisierten Individualverkehr deutlich häufiger nutzen als jüngere Altersgruppen.

Auch geschlechtsspezifische Unterschiede sind erkennbar: Frauen legen insgesamt mehr Wege zu Fuß zurück und nutzen den öffentlichen Verkehr häufiger als Männer. Letztere sind hingegen stärker auf das Auto angewiesen, insbesondere in ländlichen Regionen. Zudem zeigt die MiD-Studie, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen überproportional häufig auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, während in wohlhabenderen Haushalten der Pkw eine größere Rolle spielt. Diese Erkenntnisse sind essenziell, um Mobilitätsangebote gezielt an die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen anzupassen.


Fazit

Die Ergebnisse der MiD 2023 zeigen klare Entwicklungen im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. Während das Auto vornehmlich in ländlichen Regionen weiterhin die Hauptrolle spielt, gewinnen alternative Verkehrsmittel in urbanen Gebieten zunehmend an Bedeutung. Der Fußverkehr legt stark zu, und auch der Radverkehr profitiert von der wachsenden Verbreitung von Pedelecs. Der öffentliche Nahverkehr konnte sich durch das Deutschlandticket stabilisieren, was langfristig zu einer nachhaltigeren Verkehrsstruktur beitragen kann. Diese Erkenntnisse sind essenziell für die Verkehrsplanung und ermöglichen gezielte Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote. Quelle: BMDV

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