Die Automobilindustrie ist immer stärker von digitalen Innovationen abhängig. Bosch reagiert auf diesen Trend, indem es sein Zuliefergeschäft neu aufstellt: Bosch Mobility wird nun als eigener Geschäftsbereich innerhalb der Robert Bosch GmbH geführt, mit eigenem Führungsteam und Verantwortungsbereich. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch, Dr. Stefan Hartung, sprach bei der Bilanzpressekonferenz über diese Änderungen.
Das Ziel ist es, die Bedürfnisse bestehender und neuer Kunden noch schneller und effektiver zu erfüllen, indem maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand angeboten werden. Mobility ist der größte von insgesamt vier Geschäftsbereichen von Bosch und beschäftigt weltweit rund 230.000 Mitarbeiter an mehr als 300 Standorten in 66 Ländern.
Die Bosch Mobility Lösung
„Software verändert nicht nur, wie wir Autos in Zukunft nutzen und erleben. Sie verändert auch, wie Autos entwickelt werden. Bosch versteht sich längst auch als Software-Haus der Mobilität. Jetzt stellen wir uns im Sinne unserer Kunden auch entsprechend auf und erschließen weiteres Wachstum“, sagte Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und zugleich Vorsitzender des fünfköpfigen Mobility Sektorvorstands.
Ab dem 1. Januar 2024 werden die verschiedenen Geschäftsbereiche innerhalb von Bosch Mobility teilweise neu strukturiert und erhalten zusätzliche horizontale Verantwortlichkeiten, die alle Geschäftsbereiche umfassen. Mit dieser neuen Struktur strebt Bosch bis 2029 weltweit einen Umsatz von mehr als 80 Milliarden Euro nur mit seinen Mobilitätslösungen an.
Erste Welle Software-definierter Fahrzeuge ab Mitte der Dekade erwartet
Eine wichtige Quelle für das Wachstum von Bosch ist der Markt für Automobilsoftware. Aufgrund des Trends zu Software-definierten Fahrzeugen wird erwartet, dass dieser Markt bis 2030 auf über 200 Milliarden Euro anwachsen wird, was einer Verdreifachung gegenüber 2020 entspricht. Bosch wächst in diesem Markt derzeit mit zweistelligen Raten. Die gesamte Automobilindustrie verstärkt derzeit ihre Softwareentwicklung, wobei der Anteil der Softwareentwicklung bis 2030 voraussichtlich etwa 30 Prozent des Entwicklungsaufwands ausmachen wird.
Bei Bosch liegt dieser Anteil bereits heute höher. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung bei Bosch Mobility sind bereits Softwareentwickler. Software-definierte Fahrzeuge bieten zwei Hauptvorteile: zum einen ermöglichen sie eine schnellere Entwicklung von neuen Funktionen in bestehenden Systemen – anstatt Jahre kann es in Zukunft nur noch wenige Tage dauern. Zum anderen kann durch die Entkopplung von Software- und Hardware-Entwicklung ein Auto dank Software-Updates auch nach der Auslieferung länger wie neu wirken.
„Weltweit wünschen sich Autofahrer eine nahtlose Integration ihres Fahrzeugs in ihre digitale Welt. Wir alle haben uns schließlich an ständige Updates und neue Funktionen auf unseren Smartphones gewöhnt. Das bringen wir jetzt ins Auto“, erklärte Heyn die neue Ausrichtung.
Bosch geht davon aus, dass ab 2025 Software-definierte Fahrzeuge weit verbreitet sein werden.
Neue Art der automobilen Entwicklung in Bosch-Aufstellung gespiegelt
Das Beispiel des Vehicle Motion Managements zeigt, wie die Neuaufstellung von Bosch Mobility und die verstärkte Zusammenarbeit der Geschäftseinheiten die Entwicklung von Fahrzeugen unterstützen. Das neue Regelungskonzept des Vehicle Motion Managements stabilisiert Fahrzeuge noch schneller und genauer, indem es nicht nur auf das Bremssystem, sondern auch auf den elektrischen Antrieb und die elektrische Lenkung zugreift. Dadurch wird der Bremsweg verkürzt und der Fahrer muss weniger gegenlenken, was die Sicherheit auf der Straße erhöht.
Das Regelungskonzept basiert auf der neuesten Generation des Bremsregelsystems ESP10 von Bosch und der Softwarefunktion Vehicle Dynamics Control 2.0. Die neue Regelung kann auch in zentrale Fahrzeugrechner integriert werden und wird künftig auch als eigenständiges Software-Paket verfügbar sein. Bosch erwartet insgesamt eine Verdreifachung von Software-Applikationen und sogar eine Verzehnfachung von Anwendungen mit Zugriff auf die Cloud.
Bosch arbeitet an Reduzierung von Steuergeräten in Fahrzeugen
Fahrzeuge, die durch Software definiert sind, erfordern eine neue zentralisierte elektrische und elektronische Architektur (E/E-Architektur). In heutigen Premium-Fahrzeugen werden mehr als 100 separate Steuergeräte verwendet. Auch in Kleinwagen kommen mittlerweile 30 bis 50 Steuergeräte zum Einsatz.
„Unser Fokus liegt darauf, die Komplexität der Elektroniksysteme beherrschbar und so sicher wie möglich zu machen“, sagte Heyn.
Bosch arbeitet an einer Reduzierung der Anzahl von Steuergeräten in Fahrzeugen durch den Einsatz von Hochleistungsrechnern, die für verschiedene Fahrzeugdomänen wie Cockpit-Funktionen, Vernetzung, Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren sowie Antriebe eingesetzt werden. Das Unternehmen entwickelt eine IT-Architektur für das gesamte Fahrzeug, die von der Cloud über zentrale Fahrzeugcomputer bis zu einzelnen Steuergeräten reicht. Ein großer Vorteil dabei ist, dass Bosch in der Lage ist, sowohl Software als auch Hardware herzustellen. Das Unternehmen entwickelt und produziert alle Schlüsselkomponenten für moderne Fahrzeuge, von der Bremse über die Lenkung bis zu nachhaltigen Antrieben wie Brennstoffzellen, Batterien und Wasserstoffmotoren, unter einem Dach.
Jedes Jahr produziert Bosch mehr als 250 Millionen Steuergeräte, die mit eigener Software ausgestattet sind. Zusätzlich dazu beherrscht das Unternehmen auch ein weiteres Feld, das immer wichtiger wird: die Integration von Software aus verschiedenen Quellen und von Kooperationen zwischen der Automobil- und IT-Industrie. Durch die Neuorganisation seines Zulieferergeschäfts beabsichtigt Bosch dieses integrative Know-how weiter auszubauen.
Neuaufstellung von Vorstand, Führungskräften und Mitarbeitern erarbeitet
Der Geschäftssektor Mobility hat seine Struktur neu organisiert. Die Umgestaltung wurde vom Sektorvorstand gemeinsam mit den Mitarbeitern und Führungskräften der einzelnen Geschäftseinheiten erarbeitet und unterliegt der Einhaltung der Beteiligungsrechte der Arbeitnehmervertretungen. In Zukunft wird der Geschäftssektor sieben Geschäftsbereiche haben, einige davon mit einem neuen inhaltlichen Fokus sowie zusätzlichen horizontalen Verantwortlichkeiten.
Der Geschäftsbereich Electrified Motion kümmert sich um alles rund um den elektrischen Antrieb, von der eAchse bis zum Sitzverstellantrieb. Vehicle Motion konzentriert sich auf die Fahrdynamik, von ABS über ESP bis zur Lenkung. Power Solutions befasst sich mit Technologien für Verbrennungsmotoren, Brennstoffzellen, Elektrolyseure und Wasserstoffmotoren.
Cross-Domain Computing Solutions entwickelt Fahrzeugcomputer und Lösungen für automatisiertes Fahren und Parken. Mobility Electronics fördert die horizontale Entwicklung von Steuergeräten und Halbleiter-Aktivitäten von Bosch. Mobility Aftermarket betreut das Ersatzteilgeschäft und das „Bosch Car Service“-Werkstattkonzept. E-Bike Systems liefert Systemlösungen für E-Bikes, einschließlich Antrieb, Akkus, ABS und vernetzten Displays. Die horizontale Verantwortung für Hardware-unabhängige Software, für Betriebssysteme und Entwicklungstools fällt der Bosch-Tochter ETAS zu.
Die Geschäftseinheiten des Mobility-Sektors werden von einem Vorstand geleitet, der wie folgt zusammengesetzt ist:
Dr. Markus Heyn ist der Vorsitzende des Geschäftssektors Mobility und Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH.
Andreas Dempf ist weltweit für Vertrieb und Kunden von Mobility verantwortlich.
Dr. Uwe Gackstatter hat die kaufmännischen Aufgaben des Geschäftssektors inne.
Klaus Mäder ist für die Betriebsabläufe zuständig, einschließlich aller Werke weltweit und der Qualität.
Dr. Mathias Pillin leitet die Technologie des gesamten Geschäftssektors Mobility.
Quelle: BOSCH