Koalitionsvertrag 2025: Impulse für das Kfz-Gewerbe

Veröffentlicht am 11.04.2025
Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD bringt für das Kfz-Gewerbe wichtige Ankündigungen wie Entlastungen bei der Stromsteuer, geplanten Bürokratieabbau und Investitionsanreize. Kritisch bleibt jedoch der unzureichende Fokus auf eine umfassende Steuerreform für den Mittelstand. Auch bei der Elektromobilität fehlen konkrete Schritte. Die Branche mahnt Tempo und Verlässlichkeit an, damit die Betriebe mit ihren 470.000 Beschäftigten Planungssicherheit erhalten.
 

Die neue Regierungskoalition von CDU/CSU und SPD hat ihren Plan für die kommenden Jahre vorgelegt – mit direkten Auswirkungen auf die rund 40.000 Betriebe im Kfz-Gewerbe. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht in dem Papier sowohl Fortschritte als auch verpasste Chancen. Vor allem die geplante Entlastung bei regulatorischen Vorgaben und der Strompreisreduzierung stößt auf Zustimmung. Gleichzeitig bleiben zentrale wirtschaftspolitische Reformen, etwa im Steuerrecht, hinter den Erwartungen zurück.


Bürokratieabbau: Entlastung mit Ansage

Ein zentrales Versprechen der neuen Koalition ist die spürbare Reduktion administrativer Lasten für Unternehmen. Besonders kleine und mittelständische Betriebe sollen durch vereinfachte Vorschriften, reduzierte Nachweispflichten und den Abbau überbordender Regulierungen gestärkt werden. Aus Sicht des ZDK ist dieser Punkt essenziell, um dem Wirtschaftsstandort wieder mehr Dynamik zu verleihen.

Erfreulich ist auch die angekündigte Abschaffung des nationalen Lieferkettengesetzes, das insbesondere kleinere Kfz-Betriebe überfordert hat. Der Verband macht jedoch deutlich: Ankündigungen allein reichen nicht. Es braucht eine rasche und konsequente Umsetzung, damit aus politischen Zielen betriebliche Realität wird.

Steuerpolitik: Keine echte Entlastung für Personengesellschaften

In steuerlichen Fragen bleibt das Regierungsprogramm deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zwar enthält es Pläne zur Senkung der Körperschaftssteuer – diese kommen allerdings überwiegend Kapitalgesellschaften zugute. Der Großteil der Unternehmen im Kfz-Gewerbe wird jedoch in Form von Personengesellschaften geführt und profitiert daher nicht direkt.

Aus Sicht des ZDK wäre eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags ein klares Signal zugunsten des Mittelstands gewesen. Stattdessen wurde diese Möglichkeit nicht genutzt. Auch der späte Zeitpunkt der geplanten Maßnahmen – einige erst ab 2028 – sorgt für Kritik. In der derzeit angespannten wirtschaftlichen Lage braucht es schnelle und pragmatische Entlastungen, keine langfristigen Versprechungen.

Elektromobilität: Richtung stimmt, Details fehlen

Positiv bewertet die Branche das klare Bekenntnis zur Förderung der Elektromobilität. Die Steuerbefreiung für rein elektrische Fahrzeuge soll bis 2035 verlängert werden. Auch Sonderabschreibungen und Investitionsanreize für E-Fahrzeuge sind vorgesehen. Ein weiteres Signal ist die geplante Reduktion der Strompreise um mindestens 5 Cent pro Kilowattstunde – eine Maßnahme, die sowohl Verbraucher als auch Unternehmen entlasten könnte.

Doch die konkreten Mechanismen für Kaufprämien oder die zukünftige Ladeinfrastruktur bleiben weitgehend offen. Aus Sicht des Kfz-Gewerbes fehlen hier verbindliche Aussagen, die Kunden und Betrieben Planungssicherheit geben. Auch zu alternativen Antriebstechnologien, etwa regenerativen Kraftstoffen, enthält der Vertrag keine klaren Ausbauziele. Lediglich die grundsätzliche Offenheit gegenüber verschiedenen Technologien wird betont.

Der ZDK sieht darin zwar einen Schritt in die richtige Richtung, fordert aber konkretere Rahmenbedingungen für den Marktzugang CO₂-neutraler Kraftstoffe. Ohne diese Vielfalt sei ein klimafreundlicher Straßenverkehr für alle Kundengruppen kaum realisierbar.

Politische Richtung mit Korrekturbedarf

Der Koalitionsvertrag liefert eine gemischte Bilanz: Während wichtige Themen wie Bürokratieabbau und Strompreissenkung adressiert werden, bleiben andere drängende Herausforderungen ungelöst. Vor allem die steuerliche Benachteiligung vieler mittelständischer Betriebe und die unklare Förderstrategie im Bereich alternativer Antriebe werfen Fragen auf.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die neue Regierung ihren Ankündigungen auch die nötige Umsetzungskraft folgen lässt. Für die Betriebe im Autohandel und Kfz-Handwerk wäre das ein dringend benötigter Impuls. Angesichts der Transformation der Branche und der wirtschaftlichen Unsicherheit sind Tempo und Verlässlichkeit nun entscheidend.

Innovationsförderung: Zugang bleibt oft zu komplex

Neben steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen ist der Zugang zu staatlicher Innovationsförderung ein zentraler Aspekt für zukunftsorientierte Kfz-Betriebe. Der Koalitionsvertrag verspricht zwar vereinfachte Verfahren und eine stärkere Mittelstandsausrichtung, doch konkrete Ansätze zur Vereinheitlichung oder Digitalisierung von Förderanträgen bleiben aus. In der Vergangenheit scheiterten viele kleinere Betriebe an der Komplexität der Antragsprozesse oder dem hohen bürokratischen Aufwand.

Für das Kfz-Gewerbe, das sich mitten in einer tiefgreifenden technologischen Transformation befindet, sind niederschwellige Förderprogramme essenziell – etwa für die Digitalisierung von Werkstattprozessen, Weiterbildungsmaßnahmen oder die Integration neuer Diagnosetechniken. Hier wäre eine gezielte Mittelstandsoffensive gefragt, die nicht nur Fördermittel verspricht, sondern auch deren praktische Zugänglichkeit sicherstellt.

Fachkräftesicherung bleibt ein blinder Fleck

Obwohl der Fachkräftemangel branchenübergreifend ein zentrales Problem darstellt, findet das Thema im Koalitionsvertrag kaum konkrete Erwähnung. Für das Kfz-Gewerbe ist die Sicherung qualifizierter Arbeitskräfte jedoch eine zentrale Voraussetzung, um den technologischen Wandel – etwa durch Elektrifizierung, Konnektivität und Softwareintegration – bewältigen zu können.

Weder zu Reformen in der beruflichen Bildung noch zu zielgerichteten Programmen zur Qualifizierung in Transformationsbereichen gibt es nennenswerte Aussagen im Vertrag. Auch die Integration ausländischer Fachkräfte oder Initiativen zur Bindung junger Menschen an das Handwerk bleiben weitgehend unerwähnt. Der ZDK hatte in der Vergangenheit mehrfach auf den Handlungsdruck hingewiesen – nun wächst die Sorge, dass wertvolle Zeit verloren geht.

Fazit

Der Koalitionsvertrag 2025 enthält einige richtige Ansätze für das Kfz-Gewerbe. Die angekündigten Sonderabschreibungen, der geplante Bürokratieabbau und die Senkung der Strompreise setzen positive Signale. Doch zentrale Baustellen wie eine mittelstandsgerechte Steuerreform, verlässliche Förderinstrumente für alternative Antriebe und klare Strategien für Fachkräftesicherung und Bestandsfahrzeuge bleiben weitgehend ungelöst.


Das Kfz-Gewerbe steht unter hohem Anpassungsdruck. Die Betriebe brauchen politische Rahmenbedingungen, die Investitionen erleichtern, Planbarkeit schaffen und die technologische Vielfalt der Branche abbilden. Der Koalitionsvertrag formuliert viele Absichten – jetzt entscheidet die Umsetzung. Ohne Tempo, Zielgenauigkeit und praktische Anschlussfähigkeit verliert das Programm schnell an Wirkung. Die Erwartungen sind klar: weniger Theorie, mehr Praxis. Quelle: ZDK

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