In einer aktuellen Untersuchung der DEKRA wurde analysiert, wie sich unterschiedliche Beladungszustände auf die Bremsleistung von Lastenfahrrädern auswirken. Getestet wurden verschiedene Modelltypen mit Blick auf Verzögerung, Belastbarkeit und Verschleiß. Im Fokus standen dabei vor allem hydraulische Scheibenbremsen, die häufig aus dem E-Bike-Segment stammen, bei Cargobikes jedoch unter deutlich höheren Lasten eingesetzt werden.
Testreihe mit verschiedenen Beladungen zeigt deutliche Unterschiede
Für die Studie kamen fünf verschiedene Lastenrad-Typen zum Einsatz – darunter sowohl neuwertige Modelle als auch Fahrzeuge mit bereits erhöhter Laufleistung. Die Bremsversuche fanden unter praxisnahen Bedingungen statt: Ein erfahrener Testfahrer führte die Verzögerungen aus 25 km/h in drei Gewichtsklassen durch – ohne Zusatzlast, mit 50 Kilogramm Zusatzgewicht und mit maximaler Nutzlast entsprechend der Herstellerangaben. Bei einem der getesteten Modelle lag die zulässige Gesamtmasse bei bis zu 270 Kilogramm.
Die Ergebnisse zeigen, dass moderne hydraulische Bremsanlagen durchaus leistungsfähig sind. Je nach Fahrzeugtyp lagen die Verzögerungswerte im unbeladenen Zustand zwischen 4,4 und 7,7 m/s². Bei bestimmten Modellen wurden in Einzelmessungen sogar Werte erreicht, die im Bereich gesetzlich geforderter Bremsleistungen für Kraftfahrzeuge liegen.
Mit zunehmendem Gewicht verringerten sich die Bremswerte zwar, doch das Gesamtniveau blieb in den meisten Fällen solide. Besonders auffällig war die Wirkung bei Modellen mit groß dimensionierten Bremsscheiben. Ein Cargobike mit 203 mm Scheibe vorne und 220 mm hinten konnte selbst mit voller Beladung noch durchschnittlich 6 m/s² Verzögerung erzielen.
Belastung und Topografie beschleunigen den Verschleiß
Die Testergebnisse machen auch deutlich, wie stark Bremskomponenten bei intensiver Nutzung beansprucht werden. Anders als bei klassischen E-Bikes wirken bei Lastenrädern deutlich höhere Kräfte – vor allem bei voll beladenem Zustand, häufiger Nutzung im Stadtverkehr oder Fahrten in hügeligem Gelände. In solchen Fällen steigt der Materialverschleiß spürbar an.
Das betrifft insbesondere Bremsbeläge und Bremsscheiben. Bei häufiger Beanspruchung ist ein regelmäßiger Austausch dieser Komponenten unerlässlich. Werkstattbetriebe und Flottenbetreiber sollten hier kürzere Wartungsintervalle einplanen, um eine gleichbleibend hohe Bremsleistung sicherzustellen.
Auswahl der Bremsanlage sollte auf den Einsatz abgestimmt sein
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Viele Lastenräder sind mit Bremsanlagen ausgestattet, die ursprünglich für weniger belastete Fahrzeuge wie Pedelecs entwickelt wurden. Das kann im Alltagsbetrieb ausreichen, doch bei hoher Zuladung oder besonderen Einsatzbedingungen geraten diese Systeme schnell an ihre Grenzen.
Empfehlenswert ist daher eine gezielte Auswahl der Bremsanlage anhand des geplanten Einsatzprofils. Größere Bremsscheiben, robuste Bauweise und zuverlässige Wärmeableitung sind entscheidende Faktoren. Zudem sollten Ersatzteile gut verfügbar sein, um einen schnellen Service zu ermöglichen. Werkstätten, die Lastenräder betreuen, profitieren davon, wenn sie frühzeitig auf die passenden Komponenten setzen.
Unterschiede zwischen ein- und mehrspurigen Lastenrädern
Ein entscheidender Faktor für die Auslegung der Bremsanlage ist die Bauart des Cargobikes. Während einspurige Modelle (z. B. Long-John-Bauweise) ein dynamischeres Fahrverhalten zeigen, sind sie zugleich anfälliger für Lastverlagerungen beim Bremsen. Dadurch entstehen höhere Punktbelastungen auf Vorder- oder Hinterradbremse – je nach Gewichtsverteilung und Ladungsposition. Mehrspurige Lastenräder, etwa mit zwei Vorderrädern oder einem Heck-Zwillingsrad, bieten durch ihre Stabilität beim Bremsvorgang zwar mehr Kontrolle, bringen aber auch mehr Eigengewicht mit. Das hat unmittelbaren Einfluss auf die Wahl der Bremsscheibengröße und die thermische Belastung des Systems. Werkstätten sollten diese Unterschiede bei der Wartung und Beratung berücksichtigen.
Hydraulische Scheibenbremsen benötigen neben robusten Komponenten auch eine leistungsfähige Bremsflüssigkeit. Anders als bei Fahrzeugen mit Seilzugbremsen spielt hier der Zustand der Flüssigkeit eine zentrale Rolle für die Bremskraftübertragung. Unter hoher Dauerbelastung, etwa bei bergab gefahrener Strecke mit Zuladung, kann es durch Überhitzung zu Dampfblasenbildung kommen – mit der Folge eines spürbar längeren Bremswegs oder Totalausfalls. Deshalb sollten Werkstätten die Bremsflüssigkeit im Rahmen der Wartung regelmäßig überprüfen und bei Bedarf austauschen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der DOT-Klassifikation oder mineralölbasierten Flüssigkeiten, je nach Herstellerangabe.
Fazit
Cargobikes sind im Alltag angekommen – ob im privaten oder gewerblichen Einsatz. Damit sie auch unter Last zuverlässig und sicher bremsen, ist nicht nur die Wahl der richtigen Bremstechnik entscheidend. Genauso wichtig ist ein durchdachtes Wartungskonzept. Denn unter realen Bedingungen ist der Verschleiß oft höher, als man vermuten würde. Wer Bremsanlage und Komponenten regelmäßig prüft und rechtzeitig austauscht, sorgt für Sicherheit – und verlängert gleichzeitig die Lebensdauer des Fahrzeugs. Quelle: DEKRA