Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt und wirkt sich zunehmend auf die Werkstattausrüster-Branche aus. Während die Unternehmen in der Vergangenheit trotz Herausforderungen handlungsfähig blieben, mehren sich nun Anzeichen für eine längerfristige Schwächephase. Investitionen werden zurückgehalten, Personal ist schwer zu finden, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sorgen für Unsicherheit. Der ASA-Verband beobachtet diese Entwicklung mit Sorge, betont aber auch, dass es Lichtblicke gibt: Bestimmte Produktsegmente verzeichnen eine stabile Nachfrage, und Messen wie die Automechanika zeigen, dass die Branche weiter aktiv bleibt.
Wirtschaftsleistung stagniert auf Vor-Pandemie-Niveau
Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bewegt sich die Wirtschaftsleistung Deutschlands seit drei Jahren auf dem Stand von 2019. Ursachen dafür sind nicht nur die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und geopolitische Unsicherheiten, sondern auch strukturelle Probleme wie eine vernachlässigte Infrastruktur.
Die Werkstattausrüster bekommen diese Entwicklung deutlich zu spüren. Der ASA-Verband führt jährlich eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durch – mit ernüchternden Ergebnissen: 30 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die geringe Investitionsbereitschaft ihre Geschäftsentwicklung 2024 erheblich beeinflusst habe. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 24 Prozent. Für 2025 rechnen sogar 51 Prozent damit, dass Investitionszurückhaltung ein dominierender Faktor bleibt.
Sinkende Investitionen und fehlende Fachkräfte belasten die Branche
Neben der schwachen Investitionsneigung verschärft der Fachkräftemangel die Situation. Werkstätten und Reifenbetriebe haben zunehmend Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Das hat direkte Auswirkungen auf die Werkstattausrüster: Wo keine neuen Fachkräfte hinzukommen, bleibt auch die Nachfrage nach moderner Ausrüstung zurück.
Laut ASA-Umfrage sind die fünf größten Herausforderungen für die Branche im Jahr 2025:
- Zurückhaltende Investitionen
- Fachkräftemangel
- Technologische Veränderungen
- Bürokratische Auflagen und Nachhaltigkeitsvorgaben
- Steigende Kosten in den Bereichen Inflation, Logistik, IT und Cybersecurity
Der Präsident des ASA-Verbands, Frank Beaujean, hebt hervor, dass die Branche in der Vergangenheit stets anpassungsfähig war. Die meist mittelständischen, familiengeführten Unternehmen hätten klug gewirtschaftet und Krisen durch flexible Strategien gemeistert. Dennoch bleibt nicht zu übersehen, dass sich die allgemeine Zurückhaltung bei Neuanschaffungen mittlerweile in den Absatzzahlen widerspiegelt – und damit auch in der Stimmung der Unternehmen.
Automechanika 2024: Ein positives Signal
Trotz der herausfordernden Lage gibt es auch positive Entwicklungen. Besonders der Markt für Klimaservicegeräte verzeichnete einen deutlichen Absatzanstieg. Dieser wurde sowohl durch die wachsende Elektromobilität als auch durch eine verstärkte Nachfrage im Großhandel getrieben.
Ein weiteres positives Signal sendete die Automechanika Frankfurt im September 2024. Die Messe kehrte nach den pandemiebedingten Einschränkungen mit einem starken Auftritt zurück und erfüllte die Erwartungen der teilnehmenden Unternehmen. Zwar bleibt das Nachmessegeschäft hinter den Werten früherer Jahre zurück, doch die Branche blickt optimistisch auf die nächste Ausgabe im Jahr 2026.
Politik gefordert: Stabile Rahmenbedingungen notwendig
Ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung 2025 wird die Politik sein. Unternehmen erwarten von der neuen Bundesregierung sowie der EU-Kommission Maßnahmen, die Investitionen erleichtern und klare wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen. Vor allem der Abbau bürokratischer Hürden und eine bessere Infrastrukturpolitik könnten positive Impulse setzen.
ASA-Präsident Frank Beaujean betont, dass trotz der aktuellen Herausforderungen weiterhin Wachstumschancen für die Branche bestehen. Entscheidend sei jedoch, dass die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen Stabilität bieten und Investitionen erleichtern.
Anpassungsstrategien der Werkstattausrüster
Die wirtschaftlichen Herausforderungen zwingen die Werkstattausrüster dazu, ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Viele Unternehmen setzen verstärkt auf digitale Lösungen, um ihren Kunden mehr Effizienz und bessere Services zu bieten. Insbesondere cloudbasierte Diagnosetools, vernetzte Prüfgeräte und automatisierte Wartungsprozesse gewinnen an Bedeutung.
Zudem rücken alternative Finanzierungsmodelle wie Leasing oder Pay-per-Use-Konzepte in den Fokus. Da viele Werkstätten Investitionen scheuen, können flexible Mietmodelle eine attraktive Alternative zur klassischen Anschaffung sein. Hersteller von Werkstattausrüstung reagieren darauf, indem sie ihre Produktpalette entsprechend anpassen und verstärkt auf modular erweiterbare Systeme setzen.
Fazit
Die Werkstattausrüster-Branche steht vor großen Herausforderungen: Zurückhaltende Investitionen, Fachkräftemangel und steigende Kosten belasten die Unternehmen. Gleichzeitig bieten technologische Innovationen und nachhaltige Werkstattlösungen neue Chancen. Der ASA-Verband sieht trotz aller Unsicherheiten Potenzial für Wachstum, wenn die politischen Rahmenbedingungen stabil bleiben und die Branche weiterhin flexibel auf Veränderungen reagiert. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie sich Werkstätten und Ausrüster an die neuen Marktbedingungen anpassen können. Quelle: ASA