Autopromotec 2025: Die Zukunft des vernetzten Fahrzeugs

Veröffentlicht am 20.03.2025
Die zunehmende Vernetzung moderner Fahrzeuge bringt große Datenmengen mit sich. Doch wer hat die Kontrolle über diese Daten – der Fahrzeughalter, der Hersteller oder Drittanbieter? Experten diskutierten auf der Autopromotec Talk-Veranstaltung in Mailand über Datenschutz, Dateneigentum und die Auswirkungen auf den Kfz-Aftermarket. Während Automobilhersteller exklusive Zugriffsrechte beanspruchen, fordern unabhängige Werkstätten fairen Zugang zu fahrzeugrelevanten Informationen. Gleichzeitig entstehen durch neue Regularien wie die DSGVO und den Data Act rechtliche Unsicherheiten. Der Artikel beleuchtet die Debatte und deren Einfluss auf Diagnose, Wartung und Reparatur.
 

Die Autopromotec Talks boten eine Plattform für Fachleute aus Recht, Wissenschaft und Technik, um zentrale Fragen rund um die Datennutzung in der Automobilbranche zu diskutieren. Im Fokus stand die Herausforderung, einen fairen Zugang zu Fahrzeugdaten zu gewährleisten, während gleichzeitig Datenschutz und Sicherheitsanforderungen eingehalten werden müssen. Die Debatte reicht dabei über rechtliche und wirtschaftliche Aspekte hinaus und betrifft insbesondere die Werkstattbranche, die mit neuen Herausforderungen konfrontiert ist.


Vernetzte Fahrzeuge: die neue Dimension der Fahrzeugdaten

Moderne Autos sind mit einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet, die laufend Informationen zu Fahrverhalten, Diagnosewerten und Umgebungsbedingungen sammeln. Diese Daten sind essenziell für Sicherheitssysteme, prädiktive Wartung und personalisierte Dienstleistungen. Doch wem gehören diese Informationen?

  • Automobilhersteller beanspruchen häufig die Kontrolle über Fahrzeugdaten, um Wartung und Software-Updates selbst zu verwalten.
  • Fahrzeughalter und Fahrer argumentieren, dass sie die eigentlichen Eigentümer der Daten sind, da diese ihr Nutzungsverhalten widerspiegeln.
  • Drittanbieter, darunter Werkstätten und Diagnosespezialisten, fordern freien Zugang, um Reparaturen unabhängig vom Hersteller durchführen zu können.

Die europäische Gesetzgebung mit Regelwerken wie der DSGVO, dem Data Act und dem AI-Act soll für mehr Transparenz sorgen. In der Praxis gibt es jedoch weiterhin viele ungeklärte Fragen zur tatsächlichen Verfügbarkeit und Nutzung dieser Daten.

Diagnose und Wartung: Der umkämpfte Zugang zu Fahrzeugdaten

Mit der zunehmenden Digitalisierung von Fahrzeugen wird der Zugang zu relevanten Diagnose- und Reparaturdaten zu einem kritischen Thema für den Kfz-Aftermarket. Viele Automobilhersteller haben in den letzten Jahren Schutzmechanismen eingeführt, die den Zugriff auf Steuergeräte und elektronische Systeme beschränken. Mehr als 500 Fahrzeugmodelle sind mittlerweile von diesen Einschränkungen betroffen, was unabhängige Werkstätten vor große Herausforderungen stellt.

Um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, werden regulatorische Lösungen diskutiert. Während in den USA bereits transparenter geregelte Systeme existieren, bleibt der Zugang zu Diagnosedaten in Europa oft uneinheitlich und mit hohen Kosten verbunden. Die Debatte dreht sich um die Frage, ob das Recht auf Fahrzeugreparatur und -wartung gesetzlich gestärkt werden muss.

Digitale Werkzeuge für die Fahrzeugwartung

Neben der Frage nach dem Datenzugang spielt die Nutzung digitaler Systeme in der Wartung eine entscheidende Rolle. Die Autopromotec zeigte, wie innovative Lösungen diesen Bereich verändern:

  • Achsvermessung: Jährlich kommen zahlreiche neue Fahrzeugmodelle auf den Markt, die eine präzise Kalibrierung der Fahrwerksgeometrie erfordern. Plattformen wie Data.fasep.it ermöglichen die Bereitstellung von Fahrwerksdaten in Echtzeit, um Werkstätten die Arbeit zu erleichtern.
  • Software-Updates: Moderne Fahrzeuge verfügen über komplexe Softwarearchitekturen, die regelmäßig aktualisiert werden müssen. Ein Auto kann über 100 Millionen
  • Codezeilen enthalten – weit mehr als ein modernes Passagierflugzeug. Diese Updates erfolgen zunehmend über Over-the-Air-Technologie (OTA), was neue Herausforderungen für Werkstätten und Prüforganisationen mit sich bringt.

Innovative Lösungen wie ODO SCAN von MAHLE, das den Kilometerstand validiert, oder E-SCAN für Batteriediagnosen helfen dabei, den Zugang zu diesen essenziellen Daten zu verbessern. Dennoch bleibt der regulierte und standardisierte Zugang für unabhängige Werkstätten weiterhin ein strittiges Thema.

ADAS und die Zukunft der Reparaturbranche

Die zunehmende Verbreitung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS) bringt neue Herausforderungen für die Werkstattbranche mit sich. Seit Juli 2024 sind zwölf ADAS-Systeme in Neufahrzeugen Pflicht, was eine professionelle Kalibrierung nach Wartungs- oder Reparaturarbeiten erforderlich macht.

Lösungen wie ADAS Mobile setzen auf eine Kombination aus spezialisierten Servicepunkten und digitalen Assistenzsystemen, um eine präzise Kalibrierung zu gewährleisten. Zudem wird die SERMI-Zertifizierung für Werkstätten immer wichtiger, um autorisierten Zugriff auf sicherheitsrelevante Fahrzeugdaten zu erhalten.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Windschutzscheibe, die heute nicht mehr nur als Schutzglas dient, sondern essenzielle Sensoren für Fahrerassistenzsysteme integriert. Eine fehlerhafte Kalibrierung kann die Funktion dieser Systeme beeinträchtigen und das Unfallrisiko erhöhen. Hersteller müssen künftig sicherstellen, dass notwendige Kalibrierdaten standardisiert und allen Marktteilnehmern zugänglich gemacht werden.

Datenmonetarisierung: Das Geschäft mit Fahrzeugdaten

Die Daten, die moderne Fahrzeuge generieren, sind nicht nur für Sicherheit und Wartung essenziell, sondern haben auch einen erheblichen wirtschaftlichen Wert. Automobilhersteller und Drittanbieter analysieren diese Informationen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

  • Personalisierte Dienstleistungen: Versicherungen nutzen Telematik-Daten, um Tarife an das individuelle Fahrverhalten anzupassen. Leasing- und Mietwagenanbieter erstellen maßgeschneiderte Angebote basierend auf Echtzeit-Fahrdaten.
  • Optimierte Flottenverwaltung: Unternehmen mit großen Fuhrparks profitieren von präzisen Daten zu Fahrzeugzustand, Kraftstoffverbrauch und Fahrstil, um Wartungskosten zu senken und die Betriebseffizienz zu steigern.
  • Datenverkauf an Dritte: Tankstellen, Navigationsdienste und Werbetreibende haben Interesse an Standort- und Mobilitätsdaten, um gezielte Angebote zu erstellen oder Verkehrsflüsse zu analysieren.

Diese Monetarisierung wirft jedoch datenschutzrechtliche Fragen auf. Die Zustimmung der Nutzer ist erforderlich, doch oft bleibt unklar, welche Daten genau gesammelt und weitergegeben werden. Regulierungsbehörden arbeiten daran, eine Balance zwischen wirtschaftlichem Nutzen und Verbraucherschutz zu finden.

Fazit

Die Vernetzung von Fahrzeugen schafft neue Möglichkeiten, stellt die Branche aber auch vor große Herausforderungen. Insbesondere der Zugang zu fahrzeugrelevanten Daten bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema zwischen Automobilherstellern, Gesetzgebern und freien Marktteilnehmern.


Die Autopromotec 2025 wird als zentrale Plattform dienen, um Lösungen für diese Fragen zu erarbeiten. Neben neuen Technologien für den Kfz-Aftermarket werden dort auch regulatorische Entwicklungen und neue Geschäftsmodelle diskutiert. Klar ist: Ohne transparente und standardisierte Regelungen wird der Zugang zu Fahrzeugdaten auch in Zukunft ein umkämpftes Terrain bleiben. Quelle: Autopromotec

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