Mit dem Oldtimer in den Frühling – auch der Fahrer zählt

Veröffentlicht am 14.03.2025
Wenn der Frühling beginnt, starten viele Oldtimerfahrer in die neue Saison. Doch das Fahrgefühl in einem Klassiker unterscheidet sich stark von modernen Autos: Längere Bremswege, hohe Lenkkräfte und manuelle Technik stellen andere Anforderungen an den Fahrer. Um sicher unterwegs zu sein, hilft eine Eingewöhnungsphase ebenso wie ein technischer Check des Fahrzeugs. Die GTÜ gibt wertvolle Tipps für den gelungenen Saisonstart – von Bremskontrollen über Lenkverhalten bis zur richtigen Handhabung des Getriebes.
 

Sobald die Temperaturen steigen, beginnt für viele Liebhaber klassischer Fahrzeuge die schönste Zeit des Jahres. Nach Monaten in der Garage darf der Oldtimer endlich wieder auf die Straße. Doch während moderne Autos mit zahlreichen Assistenzsystemen ausgestattet sind, bleibt der Fahrer im Klassiker ganz auf sich gestellt. Wer sich über den Winter an die Annehmlichkeiten von ABS, Servolenkung oder Abstandswarner gewöhnt hat, sollte sich beim Umstieg auf das historische Fahrzeug bewusst Zeit zur Eingewöhnung nehmen. Die GTÜ empfiehlt zudem, nicht nur den Fahrstil anzupassen, sondern auch die Technik des Oldtimers gründlich zu überprüfen. Nur wenn beides passt, steht entspannten Frühlingsausfahrten nichts im Weg.


Bremswege und Verzögerung: Präzision statt Assistenz

Moderne Bremssysteme sorgen für kurze Bremswege und ermöglichen eine stabile Verzögerung. Bei Oldtimern sieht das anders aus. Wer ein Fahrzeug ohne Bremskraftverstärker fährt, muss erheblich mehr Druck aufs Pedal bringen. Besonders Trommelbremsen, die in vielen Klassikern verbaut sind, können auf Nässe oder Temperaturunterschiede empfindlich reagieren. Eine erste Probefahrt auf trockener Strecke hilft, das Bremsverhalten richtig einzuschätzen. Auch eine technische Überprüfung ist ratsam: Ist die Bremsflüssigkeit älter als drei Jahre, kann ihre Leistung durch Feuchtigkeitsaufnahme beeinträchtigt sein.

Lenkung: Mehr Kraft, weniger Komfort

Ohne Servolenkung ist das Fahren – insbesondere im Stadtverkehr oder beim Einparken – ein echtes Workout. Auf der Landstraße fällt der Mehraufwand oft weniger ins Gewicht, doch beim Rangieren ist kräftiges Zupacken gefragt. Zusätzlich unterscheiden sich alte Lenkgetriebe je nach Bauart: Manche reagieren direkter, andere haben ein gewisses Spiel um die Mittellage. Eine behutsame Eingewöhnung ist hier sinnvoll, um das Fahrzeug in jeder Situation sicher im Griff zu haben.

Gangwechsel: Technik mit Fingerspitzengefühl

Ein unsynchronisiertes Getriebe verlangt eine präzise Schalttechnik. Wer beim Herunterschalten kein Zwischengas gibt, hört nicht nur unschöne Geräusche, sondern riskiert auch übermäßigen Verschleiß. Erfahrene Fahrer haben den Ablauf im Gefühl, doch für Gelegenheits-Oldtimerfahrer lohnt sich ein wenig Übung vor der ersten großen Tour. Auch der Choke sollte beim Start eines Vergasermotors nicht vergessen werden – und rechtzeitig wieder in die Ausgangsposition zurückkehren, sobald der Motor warmgelaufen ist.

Technik-Check: Sicherheit geht vor

Nicht nur der Fahrer, auch das Fahrzeug selbst muss fit für die Saison sein. Ein gründlicher Check verhindert unangenehme Überraschungen:

  • Batterie: Spannung prüfen und Pole auf Korrosion kontrollieren.
  • Flüssigkeitsstände: Motoröl, Kühlwasser und Bremsflüssigkeit checken, gegebenenfalls nachfüllen oder wechseln.
  • Reifen: Luftdruck und Zustand prüfen, insbesondere auf Standplatten achten.
  • Beleuchtung: Funktion aller Lampen kontrollieren, vor allem Bremslichter und Blinker.

Auch ein Blick in die Fahrzeugpapiere lohnt sich: Ist die nächste Hauptuntersuchung fällig? Die GTÜ-Classic-Partner bieten Unterstützung bei allen technischen Fragen rund um Oldtimer.

Ein gut gewarteter Oldtimer und ein Fahrer, der sich bewusst an die Eigenheiten des klassischen Fahrzeugs anpasst, sind die beste Voraussetzung für eine sichere und genussvolle Fahrt. Wer sich Zeit nimmt, um sich wieder an das direkte Fahrgefühl ohne Assistenzsysteme zu gewöhnen, wird die Saison umso entspannter genießen können.

Fahrwerk und Federung: Direkter Kontakt zur Straße

Im Vergleich zu modernen Autos mit ausgefeilten Dämpfungssystemen bieten Oldtimer oft ein deutlich strafferes oder – je nach Bauweise – ein sehr weiches Fahrgefühl. Starrachsen, Blattfedern oder einfache Teleskopstoßdämpfer prägen das Fahrverhalten klassischer Fahrzeuge. Unebenheiten werden direkter in den Innenraum übertragen, und das Fahrzeug kann in Kurven stärker wanken. Besonders nach der Winterpause lohnt sich ein Blick auf das Fahrwerk: Sind die Stoßdämpfer noch funktionstüchtig? Gibt es Spiel an den Achslagern oder Spurstangenköpfen? Ein gut gewartetes Fahrwerk verbessert nicht nur den Fahrkomfort, sondern auch die Sicherheit in Kurven und bei Bremsmanövern.

Vergaser und Zündung: Die richtige Abstimmung finden

Moderne Motoren mit Einspritzsystemen und elektronischer Zündung passen sich automatisch an unterschiedliche Betriebsbedingungen an. Bei vielen Oldtimern ist das nicht der Fall. Hier spielt die manuelle Einstellung des Vergasers und der Zündung eine große Rolle. Nach längerer Standzeit können Düsen im Vergaser verstopft sein oder der Schwimmer klemmen, was zu Startproblemen oder unruhigem Motorlauf führt. Eine regelmäßige Reinigung und gegebenenfalls eine Neueinstellung helfen, den Motor zuverlässig zum Leben zu erwecken. Auch die Zündung verdient Aufmerksamkeit: Kontakte in Unterbrecherzündungen nutzen sich ab und müssen in regelmäßigen Abständen nachgestellt werden. Wer auf elektronische Zündsysteme umrüstet, kann den Wartungsaufwand verringern und gleichzeitig die Betriebssicherheit verbessern.

Fazit

Der Saisonstart mit einem Oldtimer erfordert mehr als nur das Drehen des Zündschlüssels. Nach der Winterpause müssen sich sowohl Fahrer als auch Fahrzeug auf die ersten Ausfahrten vorbereiten. Längere Bremswege, höhere Lenkkräfte und eine direktere Fahrdynamik verlangen volle Aufmerksamkeit. Eine behutsame Eingewöhnung hilft, sich wieder an das Fahren ohne moderne Assistenzsysteme zu gewöhnen.

Gleichzeitig ist ein gründlicher Technik-Check unerlässlich: Bremsen, Reifen, Beleuchtung, Flüssigkeitsstände und die Batterie sollten überprüft werden, um Pannen und Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Die GTÜ empfiehlt, vor der ersten längeren Tour auch die Hauptuntersuchung im Blick zu behalten und sich bei Bedarf an einen GTÜ-Classic-Partner zu wenden.


Mit einer sorgfältigen Vorbereitung und vorausschauender Fahrweise steht dem ungetrübten Fahrvergnügen im Frühling nichts mehr im Weg. Wer sich Zeit nimmt, seinen Oldtimer und dessen Eigenheiten kennenzulernen, genießt jede Ausfahrt umso mehr. Quelle: GTÜ

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