Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im automobilen Aftermarket nimmt Fahrt auf. Mit zunehmender Digitalisierung steigen die Anforderungen an Werkstätten, Ersatzteilhändler und Hersteller gleichermaßen. Die Ahead Automotive GmbH, ein Joint Venture von Hella, Niterra, Clarios und ZF, hat mit Qira eine intelligente Werkstattassistenz entwickelt, die den Arbeitsalltag erleichtern soll. Doch welche Herausforderungen und Chancen bringt KI mit sich? Sophia Bartsch referierte beim Automotive Talk Köln 2024. Das nächste Event ist bereits am 08. Mai. Weitere Information zu diesem halbjährlichen Event finden Sie hier: www.AMtalkde
KI als Gamechanger im Aftermarket
Die Automobilbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Bis 2030 wird das weltweite Marktvolumen für künstliche Intelligenz auf über 1,8 Billionen US-Dollar geschätzt. Besonders im Aftermarket eröffnet KI neue Möglichkeiten – von automatisierten Reparaturprozessen bis hin zur intelligenten Analyse von Fahrzeugdaten. Doch trotz des Potenzials herrscht vielerorts Unsicherheit, wie sich KI gewinnbringend integrieren lässt.
Daten sind dabei ein zentraler Faktor. Die Branche verfügt über riesige Mengen an Informationen aus Werkstattsoftware, technischen Dokumentationen und Ersatzteilkatalogen. Doch oft sind diese unstrukturiert und in verschiedenen Formaten gespeichert – sei es in Excel-Tabellen, Notizbüchern oder in den Köpfen erfahrener Mitarbeiter. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, diese Daten zu strukturieren und nutzbar zu machen.
Herausforderungen: Daten, Haftung und neue Marktteilnehmer
Der Einsatz von KI wirft nicht nur technische, sondern auch rechtliche und wirtschaftliche Fragen auf.
1. Datenstruktur und Zugriff
Viele Unternehmen verfügen nicht über das notwendige Know-how, um ihre Daten für KI-Anwendungen aufzubereiten. Zudem stellt sich die Frage, wer Zugriff auf die Daten erhält und wie diese geschützt werden. Besonders in Deutschland sind Datenschutz und geistiges Eigentum zentrale Themen.
2. Haftungsfragen und Sicherheit
KI-Systeme müssen präzise arbeiten, insbesondere in einem sicherheitskritischen Bereich wie der Fahrzeugreparatur. Eine fehlerhafte Information – beispielsweise ein falscher Anzugsdrehmoment für eine Schraube – könnte fatale Folgen haben. Wer haftet in solchen Fällen? Die rechtlichen Rahmenbedingungen für KI-Anwendungen im Aftermarket sind noch nicht vollständig geklärt, was viele Unternehmen verhalten agieren lässt.
3. Neue Marktteilnehmer und veränderte Geschäftsmodelle
Mit der Digitalisierung betreten neue Akteure den Markt, darunter Tech-Start-ups und Softwareentwickler mit wenig Erfahrung im Aftermarket. Dies führt zu einer Verschiebung der Marktanteile und verändert traditionelle Geschäftsmodelle. Gleichzeitig bieten Kooperationen mit Technologieunternehmen die Chance, Innovationen schneller voranzutreiben.
Qira: Eine KI-Lösung für den Werkstattalltag
Ahead Automotive setzt mit Qira auf eine Werkstattassistenz, die Informationen effizient bereitstellt. Qira funktioniert ähnlich wie ChatGPT, jedoch mit einem klaren Fokus auf präzise Reparaturinformationen ohne Halluzinationen. Die Software greift auf verschiedene Datenquellen zu und liefert Mechanikern sofort Antworten auf technische Fragen – beispielsweise den Standort eines Massepunkts oder das Anzugsdrehmoment eines Zylinderkopfes.
Durch eine intelligente Verknüpfung von Datenquellen können Werkstätten auf umständliche Recherchen verzichten. Dies spart Zeit und erhöht die Effizienz bei der Fahrzeugdiagnose und -reparatur.
Gemeinsam in die Zukunft: Kooperation statt Konkurrenz
Der Wandel durch KI erfordert eine neue Form der Zusammenarbeit im Aftermarket. Statt sich als Konkurrenten zu betrachten, können Unternehmen von Partnerschaften und Joint Ventures profitieren. Die Teilen von Daten und Know-how kann Innovationen beschleunigen und Wettbewerbsvorteile sichern.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit zeigt, wie wichtig es ist, neue Technologien frühzeitig zu erkennen: Kodak hatte einst die erste Digitalkamera erfunden, hielt aber am traditionellen Filmgeschäft fest – mit dem bekannten Ergebnis. Ähnliche Entwicklungen sind auch im Aftermarket denkbar: Wer KI ignoriert, könnte langfristig den Anschluss verlieren.
Fazit zu KI im Aftermarket
Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern bereits im automobilen Aftermarket angekommen. Die Herausforderungen sind groß, doch die Chancen überwiegen: Effizienzsteigerung, schnellere Informationsverfügbarkeit und optimierte Prozesse. Unternehmen, die jetzt in KI investieren, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Der schnelle Fisch frisst den langsamen – wer sich frühzeitig mit KI auseinandersetzt, bleibt zukunftsfähig. AMtalk / Ahead Automotive