[Video] Wie sich EVs wirklich auf den Teilehandel auswirken

Veröffentlicht am 05.03.2025
Die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen stellt den Kfz-Teilehandel vor tiefgreifende Veränderungen. Während der klassische Verbrennungsmotor an Bedeutung verliert, gewinnen neue Antriebstechnologien und damit verbundene Komponenten an Marktanteilen. Doch wie schnell verläuft dieser Wandel tatsächlich? Eine Analyse der Zulassungszahlen, der Entwicklung des Fahrzeugbestands und der Auswirkungen auf den Ersatzteilmarkt zeigt: Der Rückgang ist schleichend, aber kontinuierlich. Werkstätten und Großhändler müssen sich strategisch anpassen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
 

Der Wandel hin zur Elektromobilität ist eines der zentralen Themen in der Automobilbranche. Doch was bedeutet das für den Kfz-Teilehandel? Während politische Vorgaben und Herstellerstrategien klar auf einen verstärkten Fokus auf batterieelektrische Fahrzeuge hindeuten, bleibt die tatsächliche Marktentwicklung komplex. Dr. Christian Schäferbarthold, Inhaber vom gleichnamigen Teilehändler Schäferbarthold, hat eine detaillierte Analyse durchgeführt, um die Auswirkungen auf den Ersatzteilmarkt und die Werkstätten besser einschätzen zu können. Er referierte beim Automotive Talk Köln im November 2024. Tickets für das nächste Event sind auf der Website noch verfügbar. Jetzt zugreifen: www.AMtalk.de 


Zulassungszahlen und Fahrzeugbestand: Wo stehen wir?

Die Anzahl neu zugelassener Elektrofahrzeuge steigt – doch mit regionalen Unterschieden. Während Länder wie Norwegen und die Niederlande bereits hohe Anteile an batterieelektrischen Fahrzeugen verzeichnen, liegt Deutschland mit rund 12 % unter dem europäischen Durchschnitt. Insgesamt dominiert weiterhin der Verbrennungsmotor: Rund 60 % der zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland sind mit Benzin- oder Dieselmotor ausgestattet. Hybridantriebe machen knapp 27 % aus, während reine Elektrofahrzeuge nur 12 % des Marktes stellen.

Doch die Prognosen sind eindeutig: Bis 2035 sollen nach den Plänen der EU nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden. Langfristig führt dies dazu, dass sich der Fahrzeugbestand gravierend verändert. Eine Hochrechnung zeigt, dass bis 2050 batterieelektrische Fahrzeuge den Markt dominieren werden, während Verbrenner allmählich aus dem Bestand verschwinden.

Auswirkungen auf den Ersatzteilmarkt

Für Großhändler und Werkstätten ist die entscheidende Frage, wie sich der Wandel auf den Ersatzteilbedarf auswirkt. Eine Analyse der einzelnen Produktgruppen zeigt:

  • Motorbauteile – klassische Komponenten wie Kolben, Zylinderköpfe oder Einspritzsysteme entfallen vollständig. Auch Motoröl wird nicht mehr benötigt.
  • Bremsenteile – aufgrund der Rekuperation bei Elektrofahrzeugen sinkt der Verschleiß deutlich. Der Bedarf an Bremsscheiben und Belägen wird um rund 60 % zurückgehen.
  • Achskomponenten – Radlager, Antriebswellen und Fahrwerkskomponenten bleiben relevant. In einigen Bereichen könnte der Verschleiß durch das höhere Fahrzeuggewicht sogar steigen.

Insgesamt führt die Elektrifizierung dazu, dass der Ersatzteilmarkt langfristig schrumpft. Schäferbarthold prognostiziert, dass mit rein batterieelektrischen Fahrzeugen nur noch rund 50 % des heutigen Ersatzteilumsatzes erzielt werden können. Dieser Rückgang verläuft jedoch schrittweise: In den kommenden Jahrzehnten wird die Nachfrage jährlich um etwa 1–2 % sinken. Und das kontinuierlich schleichend.

Werkstätten und Teilehändler müssen sich anpassen

Für den Kfz-Teilehandel und Werkstätten bedeutet diese Entwicklung eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Die steigende Komplexität von Elektrofahrzeugen erfordert neue Spezialisierungen und eine gezielte Anpassung des Sortiments. Schäferbarthold setzt bereits auf eigene Marken und innovative Produktlösungen, um die veränderten Anforderungen zu erfüllen.

Neben neuen Produktgruppen wird auch die Werkstattsteuerung wichtiger: Datengetriebene Systeme, die frühzeitig auf Wartungs- und Reparaturbedarf hinweisen, könnten künftig eine zentrale Rolle spielen. Allerdings sind viele dieser Technologien noch nicht vollständig etabliert – auch aufgrund regulatorischer Hürden und hoher Transaktionskosten für Fahrzeugdaten.


Ein langsamer, aber unumkehrbarer Wandel

Die Elektrifizierung des Fahrzeugmarkts schreitet voran, allerdings nicht so abrupt, wie es oft dargestellt wird. Werkstätten und Großhändler haben noch Zeit, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen. Wer frühzeitig in neue Geschäftsmodelle investiert und sein Portfolio anpasst, kann langfristig profitieren. Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, wie sich der Markt entwickelt – klar ist aber schon jetzt: Die Mobilitätswende wird den Kfz-Teilehandel nachhaltig verändern. AMtalk

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