Fußverkehrsstrategie: Nachhaltige Mobilität stärken

Veröffentlicht am 20.02.2025
Mehr als 80 Prozent der Menschen ab 14 Jahren gehen laut der Studie „Mobilität in Deutschland“ bevorzugt zu Fuß. Trotz dieser hohen Bedeutung des Fußverkehrs spielte er in der verkehrspolitischen Planung auf Bundesebene bisher nur eine untergeordnete Rolle. Mit der nun verabschiedeten Fußverkehrsstrategie soll sich das ändern. Die Bundesregierung hat erstmals ein Konzept entwickelt, das Fußgänger als gleichberechtigten Teil des Verkehrssystems betrachtet und Länder sowie Kommunen mit gezielten Handlungsempfehlungen unterstützt. Ziele sind unter anderem eine höhere Sicherheit, bessere Infrastruktur und barrierefreie Wege.
 

Fußgänger sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Mobilität in Stadt und Land. Ob auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs – gut ausgebaute und sichere Fußwege sind unverzichtbar. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) will daher mit der neuen Fußverkehrsstrategie die Attraktivität des Fußverkehrs steigern und strukturelle Defizite abbauen. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing betont, dass der Fußverkehr nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern als wichtiger Baustein einer modernen und klimafreundlichen Mobilität. Die Strategie soll insbesondere Städten und Gemeinden als Orientierungshilfe dienen, um fußgängerfreundliche Konzepte effizient umzusetzen.


Sechs Kernziele der Fußverkehrsstrategie

Die Strategie definiert klare Zielvorgaben, um den Fußverkehr langfristig zu stärken:

  • Gleichstellung des Fußverkehrs als eigenständige und gleichberechtigte Verkehrsart.
  • Mehr Sicherheit im Straßenverkehr, um die Zahl der Unfälle mit Fußgängern deutlich zu reduzieren.
  • Erhöhung der Aufenthaltsqualität in Innenstädten und Wohngebieten durch attraktivere Gehwege.
  • Beitrag zum Klimaschutz, indem der Anteil des Fußverkehrs an der Gesamtmobilität gesteigert wird.
  • Förderung der Gesundheit, da mehr Bewegung zu einem aktiveren Lebensstil beiträgt.
  • Barrierefreie Gestaltung der Wege, um allen Menschen, speziell mobilitätseingeschränkten Personen, eine uneingeschränkte Nutzung zu ermöglichen.

Diese Leitlinien sollen dazu beitragen, Fußgänger besser in die Verkehrsplanung zu integrieren und ihnen mehr Sicherheit sowie Komfort im öffentlichen Raum zu bieten.

Fünf Handlungsfelder zur Umsetzung

Um diese Ziele zu erreichen, legt die Fußverkehrsstrategie fünf zentrale Handlungsbereiche fest:

  1. Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen – Regelwerke sollen stärker auf die Bedürfnisse des Fußverkehrs ausgerichtet werden.
  2. Unterstützung der kommunalen Planung – Städte und Gemeinden erhalten Hilfestellung bei der Umsetzung fußgängerfreundlicher Konzepte.
  3. Finanzielle Förderung von Projekten – Bereitstellung von Mitteln für bessere Fußwege und sichere Übergänge.
  4. Strukturelle Maßnahmen in Verwaltungen – Kommunen sollen spezielle Stellen schaffen, die sich gezielt um den Fußverkehr kümmern.
  5. Forschung und Erfolgskontrolle – Wissenschaftliche Begleitung zur Evaluierung der Maßnahmen und Optimierung der Strategie.

Die Verantwortung für die Umsetzung der Maßnahmen liegt vor allem bei den Ländern und Kommunen. Sie sind gefordert, entsprechende Konzepte in ihre Planungen aufzunehmen und durch bauliche sowie organisatorische Maßnahmen die Bedingungen für Fußgänger zu verbessern.

Warum der Fußverkehr lange vernachlässigt wurde

Trotz der offensichtlichen Vorteile eines gut ausgebauten Fußverkehrs wurde dieser Bereich in der Vergangenheit oft vernachlässigt. Ein wesentlicher Grund dafür ist die lange Zeit autozentrierte Verkehrsplanung in Deutschland. Städte wurden über Jahrzehnte hinweg primär auf den motorisierten Individualverkehr ausgelegt, wodurch Fußgängerwege oft schmal, schlecht beleuchtet oder durch Hindernisse versperrt sind. Hinzu kommt, dass der Fußverkehr in vielen Förderprogrammen des Bundes kaum eine Rolle spielte. Während der Ausbau von Straßen- und Radwegen finanziell unterstützt wurde, fehlte es an gezielten Programmen für eine bessere Infrastruktur für Fußgänger.

Mit der neuen Fußverkehrsstrategie wird dieser Fehlentwicklung nun aktiv entgegengewirkt. Die Bundesregierung erkennt an, dass attraktive Fußwege essenziell für eine nachhaltige Mobilität sind und stellt erstmals gezielte Mittel sowie Planungshilfen bereit.

Die vollständige Strategie kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: bmdv.bund.de/fussverkehrsstrategie.

Best-Practice-Beispiele: Wie Städte Fußgänger fördern

Einige Städte in Deutschland haben bereits früh erkannt, dass eine fußgängerfreundliche Infrastruktur die Lebensqualität erheblich verbessert. Ein gelungenes Beispiel ist die Stadt Freiburg, die seit Jahren auf eine autoarme Innenstadt setzt und Fußgängerzonen kontinuierlich erweitert. Durch gezielte Maßnahmen wie breitere Gehwege, mehr Sitzgelegenheiten und eine bessere Beleuchtung wurde der Fußverkehr dort erheblich attraktiver gestaltet.

Auch in Berlin gibt es mehrere Projekte zur Förderung des Fußverkehrs. So wurde im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Konzept der „Superblocks“ getestet – ein Modell, bei dem mehrere Straßenzüge für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, sodass Fußgänger und Radfahrer Vorrang haben. Ähnliche Konzepte kommen bereits in Städten wie Barcelona erfolgreich zum Einsatz.

Die Fußverkehrsstrategie der Bundesregierung könnte dazu beitragen, dass solche Modelle verstärkt in weiteren deutschen Städten umgesetzt werden. Kommunen werden durch die neuen Handlungsempfehlungen ermutigt, eigene Konzepte zu entwickeln und nachhaltige Lösungen für den Fußverkehr zu schaffen.

Wechselwirkungen mit anderen Verkehrsformen

Fußverkehr funktioniert nicht isoliert, sondern ist eng mit anderen Verkehrsarten verknüpft. Besonders die Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr spielt eine wichtige Rolle. Ein Großteil der ÖPNV-Nutzer legt den Weg zur Haltestelle zu Fuß zurück. Deshalb ist es entscheidend, dass Haltestellen gut erreichbar, barrierefrei und sicher gestaltet sind. Schlechte Fußwege oder unsichere Übergänge können dazu führen, dass Menschen vermehrt auf das Auto umsteigen, anstatt Bus und Bahn zu nutzen.

Auch der Radverkehr profitiert von einer besseren Fußverkehrsinfrastruktur. Klare Trennungen zwischen Geh- und Radwegen reduzieren Konflikte und erhöhen die Sicherheit für beide Gruppen. Städte, die Fuß- und Radverkehr gemeinsam fördern, schaffen in der Regel eine insgesamt nachhaltigere und lebenswertere Verkehrsumgebung.

Die neue Strategie der Bundesregierung trägt somit nicht nur zur Verbesserung des Fußverkehrs bei, sondern unterstützt auch das übergeordnete Ziel einer klimafreundlichen, multimodalen Mobilität.


Fazit

Die neue Fußverkehrsstrategie setzt ein klares Zeichen für eine nachhaltige, sichere und attraktive Mobilität. Indem der Fußverkehr als gleichberechtigtes Verkehrsmittel anerkannt und gezielt gefördert wird, profitieren nicht nur Fußgänger selbst, sondern auch Umwelt und Gesellschaft. Nun liegt es an den Bundesländern und Kommunen, die Handlungsempfehlungen in die Praxis umzusetzen und durch konkrete Maßnahmen für spürbare Verbesserungen zu sorgen. Quelle: BMDV

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