eCall-System sorgt für schnellere Hilfe nach Unfällen

Veröffentlicht am 17.02.2025
Bei einem schweren Verkehrsunfall zählt jede Sekunde. Moderne Fahrzeuge sind mit dem eCall-Notrufsystem ausgestattet, das automatisch Rettungskräfte alarmiert und entscheidende Daten übermittelt. Das System stellt sicher, dass Hilfe auch dann gerufen wird, wenn die Fahrzeuginsassen selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Neben der Technik bleibt jedoch auch der Beitrag von Ersthelfern essenziell. Maßnahmen wie die stabile Seitenlage oder eine Reanimation können entscheidend sein. Zudem erleichtert eine Rettungskarte den Zugang zum Unfallfahrzeug.
 

Unfälle auf abgelegenen Straßen oder in der Dunkelheit bergen das Risiko, dass wertvolle Minuten verstreichen, bevor Rettungskräfte alarmiert werden. Der ADAC weist darauf hin, dass besonders in solchen Situationen schnelle Hilfe entscheidend ist. Wenn Verletzte den Notruf nicht selbst absetzen können, spielt das eCall-System eine zentrale Rolle. Es überträgt bei einem schweren Unfall automatisch wichtige Informationen an die Notrufzentrale und sorgt so für eine schnellere Alarmierung der Rettungsdienste.


Wie funktioniert das eCall-System?

Das eCall-System ist eine standardisierte Notruftechnologie, die in allen seit April 2018 neu zugelassenen Fahrzeugmodellen innerhalb der Europäischen Union verpflichtend verbaut sein muss. Es löst einen Notruf aus, sobald Sensoren im Fahrzeug einen schweren Aufprall oder das Auslösen der Airbags registrieren.

Neben der automatischen Aktivierung kann das Notrufsystem auch manuell bedient werden. Über eine Notruftaste können Insassen direkt mit der Notrufzentrale sprechen und gezielt Hilfe anfordern – beispielsweise bei medizinischen Notfällen wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall.

Das System sendet unter anderem folgende Informationen an die Leitstelle:

  • Standortdaten zur schnellen Lokalisierung des Unfallorts
  • Fahrtrichtung, um den Einsatzort präziser bestimmen zu können
  • Unfallzeitpunkt, um den Ablauf des Geschehens besser nachvollziehen zu können
  • Fahrzeugdaten, um die Rettungskräfte optimal vorzubereiten

Selbst bei einem Ausfall anderer Fahrzeugsysteme bleibt die Notruffunktion aktiv, sodass der Notruf unabhängig von Batterie, Lautsprechern oder Mikrofonen ausgelöst werden kann.

Ersthelfer sind weiterhin unverzichtbar

Trotz dieser technologischen Unterstützung bleibt die Mithilfe von Ersthelfern essenziell. Wer als Erster an eine Unfallstelle kommt, sollte immer aktiv werden und – auch wenn das Fahrzeug möglicherweise bereits einen Notruf abgesetzt hat – zusätzlich die 112 über das eigene Mobiltelefon wählen. Die Leitstelle kann so wertvolle Zusatzinformationen aus erster Hand erhalten.

Wichtige Maßnahmen für Ersthelfer sind:

  • Absichern der Unfallstelle durch das Einschalten der Warnblinkanlage und das Aufstellen eines Warndreiecks
  • Kontaktaufnahme mit den Verletzten, um deren Zustand zu beurteilen
  • Erste-Hilfe-Maßnahmen wie das Öffnen enger Kleidung oder das Beruhigen von Unfallopfern
  • Lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die stabile Seitenlage bei Bewusstlosen mit normaler Atmung oder eine Reanimation bei fehlender Atmung

Ein häufiger Fehler ist es, aus Unsicherheit gar nicht zu handeln. Dabei zählt jede Maßnahme, die einem Verletzten helfen kann – sei es das Anlegen eines Verbands oder das Freihalten der Atemwege.

Rettungskarte: Ein wertvolles Hilfsmittel für Rettungskräfte

Neben dem eCall-System kann auch eine sogenannte Rettungskarte die Rettungsmaßnahmen erheblich erleichtern. Diese Karte enthält schematische Darstellungen des Fahrzeugs und zeigt unter anderem an, wo sich Karosserieverstärkungen, Airbags oder Hochvolt-Komponenten befinden. Sie hilft Rettungskräften dabei, schneller geeignete Zugangsstellen zu finden, um eingeklemmte Personen zu befreien.

Die Rettungskarte sollte hinter der Sonnenblende des Fahrersitzes aufbewahrt werden und kann kostenlos heruntergeladen werden: ADAC Rettungskarte.

Warum schnelle Hilfe entscheidend ist

Bei einem Unfall kann eine schnelle medizinische Versorgung über Leben und Tod entscheiden. Besonders bei schweren Verletzungen wie inneren Blutungen oder Schädel-Hirn-Traumata kann jede Minute Verzögerung die Überlebenschancen drastisch reduzieren. Untersuchungen zeigen, dass sich die Überlebensrate von Unfallopfern signifikant verbessert, wenn Rettungskräfte innerhalb der ersten zehn Minuten nach dem Unfall eintreffen. Durch das eCall-System können diese entscheidenden Minuten eingespart werden, da Notfallteams schon auf dem Weg zum Einsatzort erste Maßnahmen vorbereiten können.

Trotz der Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der flächendeckenden Nutzung des eCall-Systems. Nicht alle Fahrzeuge sind mit der Technologie ausgestattet, da sie nur für neue Modelle verpflichtend ist. Zudem kann es in abgelegenen Gebieten oder bei Störungen im Mobilfunknetz zu Verbindungsproblemen kommen. Eine weitere Herausforderung ist die Verarbeitung der übermittelten Daten, insbesondere im Hinblick auf Datenschutzbestimmungen. Damit das System effizient arbeitet, müssen sich Automobilhersteller, Rettungsdienste und Behörden kontinuierlich abstimmen und weiterentwickeln.

eCall für Motorräder und Nutzfahrzeuge

Während das eCall-System bereits für Pkw verpflichtend ist, wird die Technologie auch für Motorräder und Nutzfahrzeuge diskutiert. Motorradfahrer sind besonders gefährdet, da Unfälle oft schwerwiegendere Folgen haben und sie keine Knautschzone haben. Ein automatisches Notrufsystem könnte hier Leben retten, indem es nach einem Sturz schnell Hilfe anfordert. Auch für Lkw und Busse wäre eine flächendeckende Ausstattung mit eCall sinnvoll, da diese Fahrzeuge oft auf langen Strecken unterwegs sind und Unfälle in dünn besiedelten Gebieten vorkommen können.

Die Digitalisierung im Automobilbereich schreitet weiter voran, und auch Notrufsysteme werden stetig weiterentwickelt. Künftig könnten Fahrzeuge mit noch präziseren Sensoren ausgestattet werden, die nicht nur Unfälle erkennen, sondern auch Gesundheitszustände der Fahrer überwachen. Systeme mit künstlicher Intelligenz könnten beispielsweise Anzeichen von Müdigkeit oder plötzlichen Erkrankungen erkennen und frühzeitig warnen. Auch eine direkte Anbindung an Rettungsdienste über Cloud-Systeme könnte die Reaktionszeiten weiter verkürzen.


Fazit

Das eCall-System stellt einen wichtigen Fortschritt in der Unfallrettung dar. Es sorgt für eine schnellere Alarmierung der Rettungsdienste und kann dadurch Menschenleben retten. Dennoch bleibt die Rolle von Ersthelfern unverzichtbar, und auch zukünftige technologische Entwicklungen werden dazu beitragen, die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu verbessern. Fahrzeuge mit Notrufsystemen und gut informierte Verkehrsteilnehmer sind ein wichtiger Schritt in Richtung effizienterer Rettungsketten. Quelle: ADAC / Bild Dekra

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