Warnwesten sollen in Gefahrensituationen für Sichtbarkeit sorgen und so Leben retten. Eine Untersuchung des ADAC zeigt jedoch, dass viele Westen aus dem Handel nicht die notwendigen Anforderungen erfüllen. Besonders problematisch sind Produkte aus dem Onlinehandel – viele von ihnen reflektieren unzureichend. Auch Kinderwarnwesten fallen negativ auf. Der ADAC rät zu einer sorgfältigen Auswahl beim Kauf und fordert strengere Vorgaben für den Vertrieb solcher Schutzkleidung.
Mangelhafte Reflexion: Die Ergebnisse der ADAC-Untersuchung
Der ADAC hat 25 Warnwesten auf ihre Lichtreflexion getestet. Bewertet wurde, ob die Westen die Vorgaben der Norm EN ISO 20471 erfüllen, die eine gute Sichtbarkeit bei Dunkelheit sicherstellen soll. Das Ergebnis zeigt deutliche Mängel: Nur zehn Westen entsprachen den Sicherheitsstandards, während 15 Modelle versagten.
Besonders auffällig sind die Schwächen von Warnwesten aus dem Onlinehandel. Von den 20 getesteten Modellen aus dem Internet bestanden nur fünf die Anforderungen. Alle fünf Westen aus dem stationären Handel hingegen erfüllten die Norm. Plattformen wie TEMU, Aliexpress oder Shein bieten teils Produkte an, die kaum Licht zurückwerfen. In der Untersuchung erfüllte keine der dort gekauften Warnwesten die Mindestanforderungen. Auch Amazon schnitt schlecht ab – hier war jede zweite getestete Weste mangelhaft.
Kinderwarnwesten: Besonders bedenkliche Defizite
Ein weiteres Problem zeigt sich bei Kinderwarnwesten. Zwei Modelle, die bereits in der ADAC-Untersuchung 2024 nicht bestanden hatten, fielen erneut durch. In manchen Fällen waren die reflektierenden Streifen lediglich aus grauem Kunststoff gefertigt, der kaum Licht zurückwirft. Besonders problematisch: Einige dieser Westen trugen Kennzeichnungen mit Verweisen auf die Norm EN ISO 20471, obwohl sie diese nicht einhielten.
Stationärer Handel überzeugt mit besserer Qualität
Während viele Online-Produkte nicht die nötige Reflexionsfähigkeit aufwiesen, boten Warnwesten aus Supermärkten und Fachgeschäften durchweg eine gute Qualität. Die Untersuchung zeigt, dass ein hoher Sicherheitsstandard nicht zwangsläufig mit höheren Preisen verbunden sein muss.
So lässt sich eine Warnweste zu Hause testen
Der ADAC gibt eine einfache Empfehlung, um die Reflexionsfähigkeit einer Warnweste selbst zu prüfen:
- Eine Taschenlampe direkt neben das eigene Auge halten.
- Aus etwa drei Metern Entfernung auf die Weste leuchten.
- Gut reflektierende Westen strahlen das Licht intensiv zurück.
- Minderwertige Modelle sind hingegen kaum heller als normales Papier.
Forderung nach schärferen Kontrollen
Um zu verhindern, dass minderwertige Warnwesten weiterhin verkauft werden, fordert der ADAC strengere Vorschriften und regelmäßige Kontrollen. Verbraucher sollten beim Kauf auf Zertifizierungen achten und ausschließlich Westen wählen, die eine Normkennzeichnung tragen. Eine regelmäßige Überprüfung bereits vorhandener Warnwesten ist ebenfalls ratsam.
Die Tricks unseriöser Anbieter im Onlinehandel
Viele minderwertige Warnwesten aus dem Onlinehandel täuschen Verbraucher mit gefälschten Normhinweisen oder irreführenden Produktbildern. In den Produktbeschreibungen wird oft behauptet, dass die Westen den europäischen Sicherheitsnormen entsprechen, obwohl sie diese in Wirklichkeit nicht erfüllen. Besonders problematisch sind Produkte, die zwar reflektierende Elemente enthalten, diese aber nicht aus echtem retroreflektierendem Material bestehen. Ein weiteres Problem ist die fehlende Kontrolle: Während im stationären Handel klare Qualitätsstandards gelten, fehlen bei vielen Online-Plattformen effektive Prüfmechanismen. Käufer erhalten oft Produkte, die den Erwartungen nicht entsprechen und deren Mängel erst im Ernstfall auffallen.
Unterschiede zwischen Warnwesten für Autofahrer, Radfahrer und Kinder
Nicht alle Warnwesten sind für jede Nutzung gleichermaßen geeignet. Während Autofahrer gemäß der Straßenverkehrsordnung eine Weste mit hoher Sichtbarkeit benötigen, gibt es für Radfahrer und Kinder oft spezielle Modelle mit zusätzlichen Merkmalen. Kinderwarnwesten sind meist kleiner geschnitten und mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen wie reflektierenden Mustern oder Klettverschlüssen ausgestattet. Radfahrer benötigen Westen, die auch bei seitlichem Lichteinfall eine gute Sichtbarkeit bieten, da sie häufig nicht direkt im Scheinwerferkegel eines Autos stehen. Wer eine Warnweste kauft, sollte deshalb darauf achten, dass sie für den jeweiligen Einsatzzweck geeignet ist.
Gesetzliche Vorgaben und Mitführpflichten in Deutschland und Europa
In Deutschland besteht eine Mitführpflicht für Warnwesten in Kraftfahrzeugen – jedoch nur für den Fahrer. In anderen europäischen Ländern gelten teils strengere Vorschriften. In Frankreich, Italien und Spanien muss für jede Person im Fahrzeug eine Warnweste vorhanden sein. Wer ohne entsprechende Sicherheitsausrüstung erwischt wird, riskiert hohe Bußgelder. Auch für Radfahrer und Fußgänger gibt es in einigen Ländern spezielle Vorschriften: In Belgien und Luxemburg müssen Radfahrer bei schlechter Sicht Warnwesten tragen. Die uneinheitliche Gesetzeslage sorgt immer wieder für Verwirrung, weshalb sich Reisende vor Fahrtantritt über die jeweiligen Bestimmungen im Zielland informieren sollten.
Fazit
Warnwesten sind essenziell für die Sicherheit im Straßenverkehr, doch viele Modelle erfüllen die Anforderungen nicht. Besonders im Onlinehandel gibt es zahlreiche Produkte mit mangelnder Reflexionsleistung. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte seine Warnwesten regelmäßig überprüfen oder direkt auf geprüfte Produkte aus dem stationären Handel setzen. Quelle: ADAC