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Konferenz in Brüssel – Rolle des unabhängigen Aftermarkets

Veröffentlicht am 19.11.2024
Die Bedeutung des unabhängigen Mehrmarken-Ersatzteilmarktes (IAM) stand im Mittelpunkt der FIGIEFA-Konferenz 2024 in Brüssel. Die Veranstaltung zeigte, wie der IAM mit einem Marktvolumen von 73 Milliarden Euro und einem Anteil von 62 % des europäischen Ersatzteilhandels die Fahrzeugwartung nachhaltig prägt.
 

Die diesjährige FIGIEFA-Konferenz brachte Experten, Branchenvertreter und EU-Entscheidungsträger zusammen, um die Bedeutung des unabhängigen Ersatzteilmarktes zu beleuchten. Der IAM, der europaweit etwa 400.000 Werkstätten unterstützt, trägt wesentlich zur Wartung von Fahrzeugen bei, die älter als vier Jahre sind. Mit seinem Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist der IAM ein zentraler Bestandteil der europäischen Mobilitätsstrategie.


Der Einfluss technologischer Trends auf den IAM

Moderne Fertigungstechnologien wie Gigacasting setzen neue Maßstäbe, bringen jedoch Herausforderungen mit sich. Reparaturen werden aufwendiger und für ältere Fahrzeuge oft unwirtschaftlich. Besonders bei Elektrofahrzeugen steigen die Kosten, wenn Batterien ausgetauscht werden müssen, was den Restwert der Fahrzeuge beeinträchtigt. Cybersicherheitsmaßnahmen erschweren zusätzlich die Nutzung wiederaufbereiteter Teile, was dem Ziel einer Kreislaufwirtschaft entgegenwirkt.

Die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung von Fahrzeugen führt zudem dazu, dass Hersteller immer mehr Einfluss auf den Reparaturprozess gewinnen. Die Kontrolle über fahrzeuggenerierte Daten gibt ihnen einen Wettbewerbsvorteil, der die Position unabhängiger Anbieter gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es gesetzlicher Vorgaben, die den Zugang zu solchen Daten auch für Dritte sichern und damit eine freie Marktentwicklung ermöglichen.

Fortschritte in Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Der IAM treibt durch innovative Logistik, Recycling und Wiederaufbereitung umweltfreundliche Reparaturmethoden voran. Initiativen wie FAAS (Forum on Automobile Aftermarket Sustainability) fördern branchenweite Nachhaltigkeitsstrategien. Ein Beispiel sind effizientere Lieferketten, die lokale Werkstätten besser unterstützen und die CO₂-Bilanz der Transporte reduzieren.

Auch technologische Innovationen spielen eine Schlüsselrolle. Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend genutzt, um die Arbeitsabläufe in Werkstätten zu optimieren und den Fachkräftemangel zu kompensieren. Die Integration digitaler Systeme erleichtert die Diagnose von Fahrzeugproblemen und ermöglicht eine bessere Planung von Reparaturen. Diese Entwicklungen helfen nicht nur, Kosten zu senken, sondern verbessern auch die Kundenzufriedenheit.

Bedeutung des IAM für die europäische Wirtschaft

Der unabhängige Mehrmarken-Ersatzteilmarkt spielt eine wesentliche Rolle in der europäischen Wirtschaft. Mit einem jährlichen Umsatz von 73 Milliarden Euro ist der IAM nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein Garant für Arbeitsplätze in der Automobilbranche. Rund 4,5 Millionen Menschen sind in Werkstätten, Zulieferbetrieben und im Handel beschäftigt, die direkt oder indirekt mit dem IAM verbunden sind.

Besonders in strukturschwachen Regionen sichert das dichte Netzwerk unabhängiger Werkstätten die Mobilität der Bevölkerung und trägt zum regionalen Wirtschaftswachstum bei. Der IAM ist zudem ein Treiber für Innovationen, da die Wettbewerbsdynamik kontinuierliche Verbesserungen in Technologie und Servicequalität fördert. Ohne diese unabhängigen Akteure wäre die Fahrzeugreparatur und Wartung für viele Verbraucher deutlich teurer und weniger zugänglich.

Herausforderungen durch den „doppelten Übergang“

Die europäische Automobilbranche befindet sich mitten im „doppelten Übergang“, der sowohl den digitalen als auch den nachhaltigen Wandel umfasst. Diese Transformation stellt den IAM vor neue Aufgaben. Die fortschreitende Digitalisierung macht den Zugang zu fahrzeuggenerierten Daten zu einer Schlüsselressource, die über die Wettbewerbsfähigkeit entscheidet.

Gleichzeitig erfordert der Druck, CO₂-Emissionen zu senken, eine verstärkte Anpassung an umweltfreundliche Technologien und Prozesse. Der IAM hat das Potenzial, diesen Wandel aktiv mitzugestalten, etwa durch die Integration nachhaltiger Lieferketten oder den Einsatz digitaler Werkzeuge zur Optimierung von Arbeitsabläufen. Allerdings bedarf es einer klaren Regulierung, um sicherzustellen, dass der Zugang zu diesen Ressourcen fair und diskriminierungsfrei gestaltet wird.

Regulatorische Hürden und Marktzugang

Marktzugangsprobleme, insbesondere bei fahrzeuggenerierten Daten, stellen ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit des IAM dar. Ohne geeignete Gesetze könnten Verbraucher jährlich bis zu 40 Milliarden Euro mehr für Fahrzeugwartung aufbringen müssen. Laut einer Studie von Berylls beeinflussen Cybersicherheit und Teilecodierung die Marktstruktur zunehmend.

Obwohl der Europäische Gerichtshof eine klare Bereitstellung von Reparaturdaten gefordert hat, besteht noch Umsetzungsbedarf. Schwierigkeiten beim Zugang zu fahrzeugspezifischen Informationen zwingen Werkstätten oft dazu, mehrere Ersatzteile zu bestellen, um sicherzustellen, dass das richtige Teil verfügbar ist. Diese Ineffizienzen verursachen nicht nur unnötige Kosten, sondern belasten auch die Umwelt durch erhöhten Transportaufwand.


Fazit

Die FIGIEFA-Konferenz 2024 hat gezeigt, dass der IAM gut aufgestellt ist, um die Anforderungen des „doppelten Übergangs“ – digital und nachhaltig – zu bewältigen. Damit diese Potenziale ausgeschöpft werden können, ist jedoch ein klarer regulatorischer Rahmen notwendig, der gleiche Wettbewerbsbedingungen schafft und Innovationen fördert. Nur so kann der IAM weiterhin ein verlässlicher Partner für Werkstätten, Verbraucher und die europäische Industrie bleiben und zugleich seinen Beitrag zu einer klimafreundlichen und modernen Mobilität leisten. Quelle: FIGIEFA

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