Die Automobilindustrie befindet sich derzeit in einer Phase tiefgreifender Veränderung, die durch neue Technologien wie autonomes Fahren, vernetzte Mobilität, softwaregesteuerte Fahrzeugarchitekturen und die wachsende Elektromobilität angetrieben wird. Dieser Wandel führt dazu, dass Automobilelektronik und Halbleiter eine entscheidende Rolle spielen und die europäische Industrie zunehmend gefordert ist, ihre Position in einem globalen Wettbewerbsumfeld zu behaupten. Die europäische Vereinigung der Automobilzulieferer, CLEPA, hat eine umfassende Strategie entwickelt, die auf vier wesentlichen Säulen basiert und das Ziel verfolgt, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Europas im Bereich Automobilelektronik und Halbleiter langfristig zu sichern.
Bereits mit dem EU-Chips-Act hat Europa eine Grundlage geschaffen, um die heimische Halbleiterindustrie zu stärken und Investitionen anzuregen, die der Branche zusätzlichen Schub verleihen. CLEPA geht jedoch noch weiter und hebt vier Schlüsselbereiche hervor, die maßgeblich zur langfristigen Sicherung der europäischen Innovations- und Produktionsstandorte beitragen sollen: Die Förderung von Forschung und Entwicklung, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Investitionsbedingungen, gezielte Industrialisierungsmaßnahmen und der Ausbau internationaler Partnerschaften.
Förderung von Forschung und Entwicklung als zentrale Säule
Die Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Europa steht im Zentrum der CLEPA-Strategie. CLEPA hebt hervor, dass Europa bereits über ein solides Fundament an Wissen und Erfahrung in der Halbleiter- und Automobilelektroniktechnologie verfügt, insbesondere in Bereichen wie Mikrocontroller, Sensorik und Leistungselektronik. Um diesen Vorsprung zu erhalten und weiter auszubauen, fordert CLEPA gezielte Investitionen in neuartige Materialien und fortschrittliche Fertigungstechnologien. Solche Innovationen sind entscheidend, um den steigenden Anforderungen an moderne Fahrzeugtechnologien wie Batteriemanagementsysteme und Systeme für autonomes Fahren gerecht zu werden.
Um diese Ziele zu erreichen, schlägt CLEPA vor, Programme wie Horizon Europe sowie das kommende Rahmenprogramm 10 zu nutzen, um eine umfassende Unterstützung der Halbleiterindustrie entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicherzustellen. Ein vereinfachter Zugang zu Förderprogrammen könnte zudem helfen, die Effizienz zu steigern und die Umsetzung innovativer Ideen zu beschleunigen. CLEPA betont, dass auch der schrittweise Ersatz problematischer Substanzen wie PFAS, die in der Halbleiterproduktion verwendet werden, ein wichtiger Aspekt zur Förderung der Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sei.
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität für Investitionen
Neben der Förderung technologischer Innovationen sieht CLEPA die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen als unverzichtbar an, um Europas Attraktivität als Produktions- und Investitionsstandort für Halbleiter und Automobilelektronik zu sichern. Die Organisation fordert, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Energiekosten zu senken und die Energieversorgung in Europa zu stabilisieren – beides zentrale Faktoren, die besonders in der energieintensiven Chipproduktion eine große Rolle spielen.
Auch die Schaffung eines größeren Talentpools und die Vereinfachung administrativer und regulatorischer Anforderungen sind wesentliche Bestandteile, um Europas Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. CLEPA ist der Überzeugung, dass durch den Abbau bürokratischer Hürden und die Bereitstellung gezielter Bildungsprogramme für Fachkräfte die notwendigen Kompetenzen geschaffen werden können, die für die Zukunft der Branche unerlässlich sind. Mit einem wettbewerbsfreundlicheren Umfeld könnten in Europa neue Projekte und Investitionen leichter realisiert und ein solides Fundament für die zukünftige Halbleiterproduktion geschaffen werden.
Gezielte Finanzierung zur Unterstützung der Industrialisierung
Ein weiterer Pfeiler der CLEPA-Strategie ist die Sicherstellung einer ausgewogenen und umfassenden Finanzierung für die Industrialisierung im Bereich der Automobilelektronik. Der EU-Chips-Act hat bereits erhebliche Mittel in die Halbleiterfertigung gelenkt, doch CLEPA sieht die Notwendigkeit, auch andere entscheidende Bereiche der Wertschöpfungskette gezielt zu fördern. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung komplexer Chip-Designs, fortschrittliche Verpackungsmethoden sowie die Systemintegration – alles wesentliche Bestandteile der modernen Elektronikproduktion.
Europa sollte daher laut CLEPA gezielte Förderprogramme einrichten, die diese zusätzlichen Industrialisierungsmaßnahmen ermöglichen und unterstützen. Solche Finanzierungsmodelle könnten bestehende Lücken schließen und dazu beitragen, dass Europa als Industrie- und Innovationsstandort seine Rolle im globalen Markt ausbauen kann. CLEPA hebt hervor, dass eine gesicherte und ausgewogene Finanzierung nicht nur die Innovationsfähigkeit steigert, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile für die europäische Wirtschaft schaffen kann.
Internationale Partnerschaften und Ausbau des Marktzugangs
Die Automobilindustrie ist global vernetzt, und CLEPA setzt sich dafür ein, dass Europa durch offene Handelsbeziehungen und strategische Kooperationen mit internationalen Partnern wie den USA, Japan, Südkorea und Taiwan seine Marktposition stärkt. Durch Partnerschaften im Bereich Forschung, Entwicklung und Fertigung sowie durch den Zugang zu Rohstoffen und die Diversifizierung der Lieferketten kann Europa seine Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Markt- und Produktionsschwankungen verbessern.
Der freie Zugang zu weltweiten Märkten und der Ausbau von Allianzen ermöglicht es europäischen Unternehmen, von Synergieeffekten zu profitieren und neue Absatzmärkte zu erschließen. Dies fördert nicht nur die Stabilität des europäischen Halbleitermarktes, sondern stärkt auch die Position der europäischen Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb. CLEPA sieht in der Stärkung globaler Partnerschaften eine essenzielle Voraussetzung, um das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche nachhaltig zu fördern.
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Fazit und Ausblick
Mit ihrer umfassenden Strategie bietet CLEPA eine klare Vision für die zukünftige Ausrichtung der europäischen Automobilelektronik- und Halbleiterindustrie. Die vier strategischen Säulen – Förderung der Forschung und Entwicklung, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, gezielte Industrialisierungsmaßnahmen und Ausbau des globalen Marktzugangs – bilden dabei einen Leitfaden für die langfristige Sicherung des europäischen Innovationsstandorts. Durch die gezielte Unterstützung und Weiterentwicklung der Schlüsseltechnologien könnte Europa seine Stellung als Innovationsführer festigen und so entscheidend zur wirtschaftlichen und technologischen Souveränität beitragen.
Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich diese Vision in konkrete Erfolge umsetzen lässt und inwieweit Europa seine Rolle im Bereich der Automobilelektronik und Halbleiter weiter ausbauen kann. Sollte CLEPAs Plan erfolgreich umgesetzt werden, könnte Europa künftig eine zentrale Position in der globalen Automobilindustrie einnehmen und als Innovationsmotor für die nächste Generation von Fahrzeugtechnologien fungieren. Quelle: CLEPA