Die Automechanika Frankfurt, als weltweit größte Fachmesse der Automobilwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf dem Aftermarket, dient nicht nur als Plattform für Produktneuheiten und Innovationen, sondern auch als bedeutendes Forum für die Diskussion und Analyse von Herausforderungen und Lösungsansätzen in der Lieferkette. Eine aktuelle Befragung von Ausstellern der Automechanika durchgeführt von LNC beleuchtet die aktuellen Entwicklungen und Perspektiven im Supply Chain Management (SCM) des Automotive Aftermarket. Lesen Sie mehr zum Thema: Lieferkette
Stabilität und Herausforderungen in der Lieferkette
Die Umfrage, die von der Messe Frankfurt in Zusammenarbeit mit der LNC GmbH durchgeführt wurde, zeigt, dass die Lieferketten der befragten Unternehmen insgesamt stabilisiert sind. Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf zeitliche Verzögerungen und steigende Beschaffungskosten. Eine bedeutende Ursache hierfür ist die sogenannte Red Sea Krise, die zu erhöhten Beschaffungskosten und längeren Lieferzeiten führt.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat Maßnahmen ergriffen, um ihre Lieferketten zu stabilisieren. Dazu zählen verstärkte Lagerhaltung, vorausschauende Planung und die Rückverlagerung von Beschaffungsquellen nach Europa. Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an Transportkapazitäten sowie Arbeitskräften, was die Anforderungen an die Lieferketten erneut erhöht.
Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass knapp über 50 % der befragten Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen ihre Lieferketten stabilisiert haben. Fast 30 % haben bereits Maßnahmen zur Schaffung resilienter Lieferketten umgesetzt, während 14 % der Unternehmen sich noch im „Feuerlöschmodus“ befinden, also reaktiv auf aktuelle Probleme reagieren.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 45 % der Unternehmen aktuell keine Probleme mit Unterbrechungen in der Lieferkette haben, während lediglich 21 % noch mit Lieferengpässen zu kämpfen haben. Schwerwiegende Unterbrechungen wurden nicht genannt, was auf eine allgemeine Stabilisierung hinweist. Allerdings ist diese Stabilität nicht universell. Insbesondere für bestimmte Teile und Komponenten bestehen weiterhin Beschaffungsprobleme, was durch zeitliche Verzögerungen und die steigenden Kosten der Red Sea Krise verstärkt wird.
Digitalisierung und Transparenz als Schlüsselthemen
Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Lieferketten. Etwa die Hälfte der Unternehmen hat bereits digitale Lösungen in ihre Planungsprozesse integriert, um eine höhere Kundenorientierung zu erreichen. Gleichzeitig besteht bei der anderen Hälfte der Unternehmen noch erheblicher Handlungsbedarf, um die Planungsprozesse und die Auftragserfüllung zu optimieren.
Ein besonders kritisches Themenfeld ist die Transparenz der Lieferkette. Nur 30 % der Unternehmen sind überzeugt, in diesem Bereich gut aufgestellt zu sein. Digitale Lösungen und unternehmensübergreifende Kooperationen sind hier essenziell, um eine bessere Transparenz zu erreichen. Einige Unternehmen haben erstmals angegeben, dass sie bei der Transparenz der Lieferkette sehr schwach aufgestellt sind.
Transparenz in der Lieferkette ist besonders wichtig, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Digitale Lösungen ermöglichen eine nahtlose Kommunikation und Echtzeit-Datenanalyse, die entscheidend sind, um die Lieferkette effektiv zu steuern. Allerdings sehen sich nur 37 % der Unternehmen stark oder sehr stark beim Thema Controlling aufgestellt, was auf einen deutlichen Verbesserungsbedarf hinweist.
Die Notwendigkeit, die Transparenz und digitale Integration zu verbessern, wird durch die steigenden Anforderungen an die Lieferketten weiter verstärkt. Fehlende Transportkapazitäten und Arbeitskräftemangel sind zusätzliche Herausforderungen, die eine flexible und agile Anpassung der Lieferkettenstrategien erfordern.
Strategien zur Verbesserung der Lieferkette
Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen verschiedene Strategien zur Verbesserung ihrer Lieferketten umsetzen. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehören die Schaffung von Pufferlagern für kritische Teile und die Diversifizierung der Beschaffungsquellen. Diese Ansätze helfen, Engpässe zu vermeiden und die Resilienz der Lieferketten zu erhöhen. 21 % der Unternehmen haben alternative Beschaffungsquellen etabliert, während 15 % Pufferlager aufgebaut haben.
Eine aktive Überwachung und Steuerung der Lieferkette ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. 11 % der Unternehmen haben interne Task Forces gebildet, um die Lieferkette proaktiv zu managen und schnelle Entscheidungen bei auftretenden Problemen zu treffen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit der Lieferketten zu verbessern.
Langfristige Strategien umfassen die Erhöhung der eigenen organisatorischen Fähigkeiten und Ressourcen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht dies als ein zentrales Thema an. Ohne die Integration und Berücksichtigung der Lieferanten bei der Entwicklung und Umsetzung resilienter Lieferketten wird es jedoch nicht funktionieren. Insbesondere die Verbesserung des notwendigen Datenaustausches und die Verkürzung der „Wege“ stehen im Fokus der mittelfristigen Maßnahmen.
Die Unternehmen betonen die Notwendigkeit, digitale Lösungen weiter zu integrieren und die Planungsprozesse zu optimieren. Dabei spielen Analysetools und Echtzeit-Kommunikationsinstrumente eine entscheidende Rolle. Diese digitalen Werkzeuge ermöglichen eine präzisere Steuerung der Lieferkette und helfen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Automechanika: Transformation im Fokus
Zukünftige Herausforderungen und Potenziale
Die steigenden Kosten und veränderten Marktbedingungen bleiben die größten Herausforderungen für die Lieferketten im Automotive Aftermarket. 24 % der Unternehmen sehen steigende Kosten als die größte Herausforderung, gefolgt von veränderten Marktbedingungen (12 %) und geringer Zuverlässigkeit bzw. Vorhersagbarkeit (11 %). Gesetzliche Vorschriften und die Lokalisierung der Lieferanten sind ebenfalls wichtige Themen, die angegangen werden müssen.
Ein weiteres bedeutendes Handlungsfeld ist die Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Jedes zweite Unternehmen bewertet dieses Thema als neutral, während 38 % der Unternehmen sich stark oder sehr stark in diesem Bereich aufgestellt sehen. ESG (Environmental, Social, Governance) in der Lieferkette bietet ein großes Potenzial für innovative und zukunftsorientierte Lösungen.
Die Bedeutung von SCM-Strategien und deren Umsetzung schreitet voran. Grundsätzlich ist die Selbsteinschätzung der Unternehmen positiv, wobei mehr als 60 % der Befragten angeben, dass sie sich in diesem Bereich gut aufgestellt sehen. Verbesserungspotenziale bestehen jedoch weiterhin, insbesondere bei der Entwicklung und Weiterentwicklung von Supply Chain Strategien, wie von 40 % der Befragten angegeben.
Die Gestaltung von Lieferkettennetzwerken wird zurückhaltender bewertet. Die Selbsteinschätzung der Unternehmen, die dieses im Griff haben, liegt bei 40 %. Kein Unternehmen gab an, sehr schwach aufgestellt zu sein, was auf eine allgemeine Kompetenz in diesem Bereich hinweist. Dennoch besteht Verbesserungsbedarf, insbesondere in der Integration und Kooperation innerhalb der Netzwerke.
Was bleibt hängen beim Thema Lieferkette im Aftermarket
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Unternehmen im Automotive Aftermarket bereits viele Schritte unternommen haben, um ihre Lieferketten zu stabilisieren und resilienter zu gestalten. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, insbesondere in Bezug auf die Transparenz und Digitalisierung der Lieferketten. Zukünftige Maßnahmen müssen daher sowohl kurzfristige Anpassungen als auch langfristige strategische Veränderungen beinhalten, um die Lieferketten effizienter und widerstandsfähiger zu machen. Die Automechanika Frankfurt bietet hierfür eine ideale Plattform, um sich über bewährte Praktiken auszutauschen und innovative Lösungen zu präsentieren.
Die steigenden Anforderungen an Flexibilität und Agilität in der Lieferkette erfordern kontinuierliche Anpassungen und Verbesserungen. Die Integration digitaler Lösungen und die Förderung der Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette sind dabei entscheidende Faktoren. Durch vorausschauende Planungen und die Schaffung robuster Strukturen können Unternehmen besser auf zukünftige Herausforderungen reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit im Automotive Aftermarket sichern. LNC / Automechanika / MID