Die Automobilbranche durchlebt einen strukturellen Wandel, der insbesondere durch technologische Entwicklungen und wirtschaftliche Unsicherheiten getrieben wird. Der Markt für Elektrofahrzeuge stagniert, und viele Unternehmen spüren die Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Im Vortrag von Prof. Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft beim IFA Branchengipfel in Nürtingen wurden einige Herausforderungen für das markengebundene Kfz-Gewerbe geschildert.
Die Krise und ihre Auswirkungen auf das Kfz-Gewerbe
Die Automobilindustrie sieht sich seit Jahren mit einer wachsenden Unsicherheit konfrontiert, die durch die wirtschaftliche Krise, pandemiebedingte Störungen und Inflation verstärkt wurde. Nach einem Rückgang der Wirtschaft um 0,3 % im Jahr 2023 rechnet das IFO-Institut für 2024 mit einer Nullwachstumsrate. Diese unsichere Situation führt zu einem allgemeinen Vertrauensverlust sowohl bei Konsumenten als auch bei Unternehmen, was den gesamten Markt belastet. Dies zeigt sich auch im IFO-Geschäftsklimaindex, der einen allgemeinen Pessimismus widerspiegelt.
Elektromobilität: Ein schwieriger Übergang
Ein großer Stolperstein bleibt die Elektromobilität. Im Jahr 2022 betrug der Anteil der BEVs (Batterieelektrische Fahrzeuge) am deutschen Automobilmarkt 18,4 %, ein beachtlicher Wert, der jedoch 2023 auf 13,1 % zurückfiel. Der gleichzeitige Rückgang der Plug-in-Hybride und die Unsicherheit in der Konsumentenwahrnehmung bezüglich Technologieoffenheit und Ladeinfrastruktur erschweren den Übergang hin zu emissionsfreien Fahrzeugen. Das Interesse an neuen Antriebstechnologien bleibt daher hinter den Erwartungen zurück. Besonders herausfordernd sind dabei die jüngsten Entscheidungen zur Einschränkung der staatlichen Förderung von E-Fahrzeugen, die das Vertrauen weiter geschwächt haben.
Strukturwandel im Kfz-Gewerbe
Die Zahl der Kfz-Betriebe ist von 2000 bis 2023 um 23 % gesunken, wobei vor allem markengebundene Betriebe bzw. Vertragswerkstätten stark betroffen sind. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 noch einmal ein Rückgang auf rund 11.700 Betriebe erfolgen wird. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Verkaufs- und Servicestandorten, was gerade im ländlichen Raum spürbar wird, wo Kunden immer weitere Wege zurücklegen müssen. Gleichzeitig bleibt der Fahrzeugbestand in Deutschland stabil mit fast 50 Millionen Pkw. Eine Diskrepanz, die die anhaltende Bedeutung von lokalem Service und Reparaturdiensten unterstreicht.
Herausforderungen im Gebrauchtwagengeschäft
Das Gebrauchtwagengeschäft hat in den letzten Jahren stark zugelegt, was unter anderem an den steigenden Preisen und der wachsenden Nachfrage nach Fahrzeugen liegt. Im Jahr 2022 verzeichnete das Gebrauchtwagengeschäft einen Anstieg um 10,4 % bei den größten 100 Händlergruppen. Dies verdeutlicht den Trend, dass Gebrauchtwagen zunehmend als Alternative zu teuren Neufahrzeugen wahrgenommen werden. Ein Großteil des Handelsvolumens findet allerdings im privaten Sektor statt, was dem gewerblichen Markt zusätzliche Konkurrenz verschafft.
Fazit und Ausblick
Die Automobilbranche steht vor einer herausfordernden Zukunft. Während die technologische Entwicklung hin zur Elektromobilität fortschreitet, bleibt die Umsetzung schleppend, insbesondere durch den Rückgang staatlicher Förderungen und die Unsicherheit in Bezug auf neue Antriebstechnologien. Das Kfz-Gewerbe muss sich zudem mit einem wachsenden Fachkräftemangel und einer anhaltenden Konsolidierung auseinandersetzen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich die Branche auf diese Herausforderungen einstellt und welche neuen Geschäftsmodelle sich durchsetzen. REN