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ADAC-Test: HVO100 als klimafreundliche Alternative

Veröffentlicht am 28.08.2024

Seit Mai 2024 kann an deutschen Tankstellen HVO100, ein synthetischer Dieselkraftstoff, erworben werden. Dieser Kraftstoff, der überwiegend aus Abfall- und Reststoffen wie gebrauchten Speiseölen und Fetten gewonnen wird, verspricht eine umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichem Diesel. Der ADAC hat diesen neuen Kraftstoff nun an vier Fahrzeugen getestet, um die Auswirkungen auf Abgasemissionen und Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu herkömmlichem Diesel zu untersuchen. Zu den getesteten Fahrzeugen zählten der Škoda Superb Combi 2.0 TDI, der BMW 520d Touring, das Mercedes E 220 d T-Modell und der VW Caddy 2.0 TDI, der künftig in der Flotte der ADAC Straßenwacht eingesetzt wird. Fahrzeuge dieser Flotte werden bereits, wo möglich, mit HVO100 betankt.


Die Testergebnisse im Überblick

Die Untersuchung des ADAC, die im Technikzentrum in Landsberg am Lech durchgeführt wurde, ergab, dass HVO100 in den getesteten Fahrzeugen, die für diesen Kraftstoff freigegeben sind, ohne Probleme genutzt werden kann. Während der Fahrtests zeigte sich, dass die höhere Zündfähigkeit des synthetischen Diesels zu einem minimal besseren Motorlauf führte. Die Verbrauchs- und Emissionswerte wurden auf dem Prüfstand unter realitätsnahen Bedingungen, einschließlich einer längeren Autobahnstrecke, ermittelt.

Beim Einsatz von HVO100 wurde ein leichter Anstieg des Kraftstoffverbrauchs um bis zu fünf Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Diesel festgestellt. Dies ist auf die geringere Dichte des synthetischen Kraftstoffs zurückzuführen. Dennoch konnte eine Reduzierung des CO₂-Ausstoßes um zwei bis fünf Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Diesel erreicht werden. Wird zudem die gesamte Produktionskette von HVO100 betrachtet, verbessert sich die CO₂-Bilanz erheblich, da das bei der Herstellung verwendete Biomaterial zuvor CO₂ aus der Atmosphäre gebunden hat. Insgesamt kann der CO₂-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichem Diesel um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

In Bezug auf die Emissionen von Partikeln und Stickoxiden schnitt HVO100 ähnlich wie herkömmlicher Diesel ab, blieb jedoch deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. Beim Mercedes E 220 d lag der NOx-Ausstoß im HVO100-Betrieb bei nur 2,27 Prozent des erlaubten Grenzwerts, während er bei der Verwendung von B7-Diesel bei 2,97 Prozent lag. Auch die Partikelemissionen waren bei HVO100 geringer als bei B7-Diesel und lagen weit unter den zulässigen Grenzwerten.

Unterschiede bei den getesteten Fahrzeugen

Eine Ausnahme bildete der Škoda Superb Combi 2.0 TDI, bei dem geringfügig höhere NOx- und Partikelemissionen mit HVO100 im Vergleich zu herkömmlichem Diesel gemessen wurden. Die Emissionswerte des Fahrzeugs lagen jedoch weiterhin weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Die Experten des ADAC Technikzentrums betonten, dass bei modernen Dieselfahrzeugen, die über komplexe Abgasnachbehandlungssysteme verfügen, der geringe Unterschied in den Emissionen eher durch den Betriebszustand der Katalysatoren als durch den Kraftstoff bedingt ist.

Der Einsatz von HVO100 ist nicht nur eine vielversprechende Lösung für den Klimaschutz, sondern könnte auch eine bedeutende Rolle bei der zukünftigen Gestaltung des Kraftstoffmarktes spielen. Der derzeitige Marktanteil von HVO100 ist in Deutschland noch vergleichsweise gering, aber das Potenzial für ein starkes Wachstum ist vorhanden. Durch eine stärkere Verfügbarkeit an Tankstellen und eine breitere Akzeptanz seitens der Automobilhersteller könnte sich HVO100 zu einer ernsthaften Alternative für Dieselfahrzeuge entwickeln.

Diese Entwicklung würde nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren, sondern auch einen positiven Einfluss auf die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor haben. Auch in der Logistikbranche, die stark auf Dieselfahrzeuge angewiesen ist, könnte HVO100 durch seine umweltfreundlichen Eigenschaften an Bedeutung gewinnen.

Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen

Trotz der positiven Testergebnisse und des großen Potenzials von HVO100 gibt es noch Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Eine der größten Hürden ist die mangelnde Bekanntheit des Kraftstoffs bei Verbrauchern und Unternehmen. Aufklärungskampagnen und gezielte Marketingmaßnahmen könnten hier Abhilfe schaffen und das Bewusstsein für die Vorteile von HVO100 stärken. Zudem ist es entscheidend, dass die Politik klare Rahmenbedingungen schafft, um den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen wie HVO100 zu fördern.

Dies könnte durch steuerliche Anreize oder Förderprogramme für die Umstellung auf klimafreundliche Kraftstoffe geschehen. Langfristig könnten auch die Weiterentwicklung der Herstellungstechnologien und die Optimierung der Produktionsprozesse dazu beitragen, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von HVO100 weiter zu steigern, was letztlich zu einer noch breiteren Marktdurchdringung führen könnte.

Fazit und Ausblick

Die Testergebnisse des ADAC zeigen deutlich, dass HVO100 in Fahrzeugen, die dafür freigegeben sind, problemlos eingesetzt werden kann. Der ADAC spricht sich daher dafür aus, dass Automobilhersteller ihre Fahrzeugflotten, auch ältere Modelle, zügig für die Nutzung von HVO100 freigeben sollten. Um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, ist es wichtig, nicht nur auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen zu setzen, sondern auch die Emissionen bestehender Fahrzeuge durch den Einsatz umweltfreundlicher Kraftstoffe zu reduzieren.


Darüber hinaus sieht der ADAC auch Potenzial in der Kombination von herkömmlichem Diesel mit HVO100. Eine Beimischung von bis zu 26 Prozent HVO erfordert keine spezielle Freigabe und kann die CO₂-Bilanz um bis zu 20 Prozent verbessern. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass HVO100 eine vielversprechende Option für eine umweltfreundlichere Zukunft des Straßenverkehrs darstellt. Quelle: ADAC

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