Das Deutschlandticket soll die Mobilitätswende in Deutschland vorantreiben und an den Erfolg des 9-Euro-Tickets anknüpfen. Eine repräsentative Befragung zum Mobilitätsverhalten der deutschen Bevölkerung untersucht, ob das Ticket diese Erwartungen erfüllt. Die Umfrage, durchgeführt vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML sowie vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag der Fraunhofer-Allianz Verkehr, umfasst mehr als 3700 Teilnehmer.
Preis und Akzeptanz des Deutschlandtickets
Ein zentrales Ergebnis der Studie betrifft die Preisgestaltung des Deutschlandtickets. Der monatliche Preis von 49 Euro wird von den Befragten als akzeptabel bewertet. Günstige Preise wurden bei 33 Euro gesehen, während 75 Euro als zu teuer empfunden wurden. Der aktuelle Preis liegt daher im mittleren Bereich zwischen günstig und teuer. Besonders auffällig ist, dass Personen, die das Ticket nicht nutzen, auch nicht bereit sind, mehr zu zahlen. Ein Drittel der Befragten würde das Ticket bei einem günstigeren Preis erwerben.
Die Studie hebt hervor, dass der Preis eine der größten Hürden für Nicht-Nutzer des Deutschlandtickets darstellt. Diese Gruppe bemängelt außerdem fehlende passende Verbindungen, mangelnde Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sowie eine schlechte Anbindung der Haltestellen. Besonders in ländlichen Gebieten muss das ÖPNV-Angebot verbessert werden, um mehr Nutzer zu gewinnen. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Umfrage, dass das Deutschlandticket die Nutzung des ÖPNV fördert und zu einer Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr hin zum öffentlichen Verkehr beiträgt.
Unterschiede zwischen Nutzenden und Nicht-Nutzenden
Die Studie analysiert auch die Unterschiede zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern des Deutschlandtickets. Diese unterscheiden sich deutlich in Lebenssituationen, Persönlichkeitsmerkmalen und Mobilitätsverhalten. Während das Geschlecht keine wesentliche Rolle spielt, ist das Alter ein relevanter Faktor. Nutzer des Deutschlandtickets sind meist unter 55 Jahre alt, höher gebildet und arbeiten in Vollzeit. Nicht-Nutzer sind häufig 55 Jahre oder älter, im Ruhestand und haben ein niedrigeres Einkommen. Die Nutzer des Tickets bezeichnen sich als umweltbewusst und nutzen den ÖPNV mindestens wöchentlich, während Nicht-Nutzer stärker auf das Auto angewiesen sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Nutzung des Tickets. Entgegen den Erwartungen wird es selten deutschlandweit verwendet, sondern hauptsächlich als lokale Erweiterung genutzt. Es hilft, den Tarif- und Verkehrsdschungel zu durchdringen, erzeugt jedoch vergleichsweise wenig Mehrverkehr im ÖPNV. Dennoch trägt es zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung und zur Reduzierung von Autofahrten bei.
Sozioökonomische Auswirkungen des Deutschlandtickets
Neben den direkten Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten hat das Deutschlandticket auch tiefgreifende sozioökonomische Implikationen. Die erschwinglichen Kosten ermöglichen es einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen, häufiger den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Dies fördert nicht nur die soziale Teilhabe, sondern reduziert auch die Abhängigkeit vom eigenen Auto und die damit verbundenen Kosten. Besonders in Zeiten steigender Energiepreise stellt dies eine finanzielle Entlastung dar.
Darüber hinaus kann das Deutschlandticket die lokale Wirtschaft stärken, indem es mehr Menschen ermöglicht, Arbeitsplätze und Einkaufszentren zu erreichen, die zuvor aufgrund hoher Transportkosten schwer zugänglich waren. Dies führt zu einer Belebung der städtischen und ländlichen Gebiete, da die verbesserte Erreichbarkeit zu einer erhöhten Nachfrage nach lokalen Dienstleistungen und Produkten führt. Langfristig können so auch Arbeitsplätze geschaffen und die wirtschaftliche Stabilität in verschiedenen Regionen gefördert werden.
Umwelt- und Klimaschutz durch das Deutschlandticket
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Deutschlandtickets ist sein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Die verstärkte Nutzung des ÖPNV reduziert die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen, was zu einer Verringerung der CO₂-Emissionen und einer Verbesserung der Luftqualität führt. Besonders in städtischen Gebieten, die häufig unter starker Luftverschmutzung leiden, kann dies erhebliche gesundheitliche Vorteile für die Bevölkerung mit sich bringen.
Darüber hinaus fördert das Deutschlandticket eine nachhaltigere Lebensweise. Indem es den öffentlichen Verkehr attraktiver macht, unterstützt es die Reduktion des individuellen CO₂-Fußabdrucks. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Erreichung der Klimaziele Deutschlands und zur Bekämpfung des Klimawandels. Zusätzlich trägt die Entlastung der Straßen zu weniger Staus und einer effizienteren Nutzung der Verkehrsnetze bei, was wiederum den Energieverbrauch reduziert.
Die gesamte Studie der Fraunhofer-Allianz Verkehr zur Wirkungsweise und Nutzung des Deutschlandtickets kann über den folgenden Link heruntergeladen werden: https://www.verkehr.fraunhofer.de/de/Arbeitsgruppen/mobility.html#Studie-zur-Mobilitaet-in-Deutschland-Haelt-das-Deutschlandticket-was-es-verspricht
Fazit und Ausblick
Die Umfrage zeigt, dass das Deutschlandticket grundsätzlich positiv von der Bevölkerung wahrgenommen wird und zur Mobilitätswende beitragen kann. Prof. Uwe Clausen vom Fraunhofer IML betont jedoch, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, um einen größeren Effekt zu erzielen. Dazu gehören bessere ÖPNV-Anschlüsse, insbesondere im ländlichen Raum, und ein insgesamt zuverlässigerer Nahverkehr.
Sebastian Stegmüller vom Fraunhofer IAO bewertet die Studie positiv, da das Deutschlandticket durch die gestiegene Akzeptanz des ÖPNV und die erzielten Nachhaltigkeitseffekte als Erfolg gewertet werden kann. Das Potenzial des Tickets ist jedoch noch nicht vollständig ausgeschöpft. Besonders in Regionen mit eingeschränkter Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel müssen neue Mobilitätslösungen entwickelt und etabliert werden. Quelle: Fraunhofer-Institut