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Hebebühnen sicherer nutzen – Die neue Norm EN 1493:2024

Veröffentlicht am 02.07.2024

In Kfz-Werkstätten, Autohäusern und Prüforganisationen sind Hebebühnen unverzichtbar. Sie ermöglichen Arbeiten an Fahrzeugen und müssen dabei hohen Sicherheitsanforderungen gerecht werden. Der ASA-Verband (Bundesverband der Hersteller und Importeure von Automobil-Service-Ausrüstungen e.V.) spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Sicherheitsstandards. Seit 2015 arbeitet ASA zusammen mit anderen europäischen Gremien an der Modernisierung der Sicherheitsnorm EN 1493, um aktuellen technischen und sicherheitstechnischen Ansprüchen gerecht zu werden. Die neue Norm EN 1493:2024 verspricht signifikante Verbesserungen für die Sicherheit und Effizienz von Hebebühnen, jedoch verzögert sich ihre Einführung durch verschiedene formale Hürden.


Hintergrund und Revisionsprozess der EN 1493

Hebebühnen sind essenzielle Werkzeuge in Werkstätten und unterliegen daher strengen Sicherheitsanforderungen, die europaweit durch die Norm EN 1493 geregelt sind. Diese Norm legt sicherheitstechnische Anforderungen für stationäre, mobile und ortsveränderliche Hebebühnen fest. Die Überarbeitung der Norm begann 2015 mit dem Ziel, sie an den aktuellen Stand der Technik anzupassen und die Sicherheit zu erhöhen.

Die neue Norm EN 1493:2024 bringt folgende wesentliche Verbesserungen mit sich:

  1. Klare Unterscheidung der Bedienelemente: Durch klare Definitionen von festen und mobilen Steuerungen wird die Bedienung sicherer und das Risiko von Fehlern verringert.
  2. Wiedereinführung des Lastrechtecks bei 2-Säulen-Hebebühnen: Diese Änderung verbessert die Tragfähigkeit und Stabilität der Hebebühnen und verringert das Unfallrisiko.
  3. Erweiterung der normativen Fahrzeuge: Durch die Einbeziehung von Quads und anderen Fahrzeugtypen wird der Anwendungsbereich der Norm erweitert und die Sicherheit dieser Fahrzeuge gewährleistet.
  4. Ausnahmen für Personen auf angehobenen Fahrzeugen: Unter bestimmten Bedingungen, wie z. B. bei schienengebundenen Fahrzeugen, dürfen Personen auf den angehobenen Fahrzeugen verbleiben.
  5. Definition der maximal zulässigen Fahrzeugneigung: Für verschiedene Hebebühnentypen werden die zulässigen Neigungswinkel festgelegt, um die Sicherheit zu gewährleisten.
  6. Digitale Betriebsanleitungen: Betriebsanleitungen können nun digital bereitgestellt werden, was den Zugang zu wichtigen Sicherheitsinformationen erleichtert.
  7. Spezifische Prüfvorschriften: Neue Vorschriften für die Prüfung von Armauszügen und das seitliche Spiel der Tragarme verbessern die Qualitätssicherung und Funktionalität der Hebebühnen.

Verzögerungen und aktuelle Situation

Trotz der klaren Vorteile der neuen Norm wird ihre Einführung durch verschiedene Hindernisse verzögert. Ein wesentlicher Grund ist die 2018 gestartete Pro-Safe-Initiative, die die Sicherheit von Produkten und Dienstleistungen im Europäischen Wirtschaftsraum kontinuierlich verbessern will. Weitere Verzögerungen entstanden durch inhaltliche Überarbeitungen und eine negative Bewertung des Normenentwurfs durch die Harmonized Standard Consultants (HAS) im Jahr 2021.

Um dennoch Fortschritte zu erzielen, beschloss das zuständige Komitee eine zweistufige Veröffentlichung:

  • Nicht harmonisierte Version: Diese wurde im März 2023 veröffentlicht und dient als verbesserte Norm für benannte Stellen und Hersteller sowie als Grundlage für Baumusterprüfungen.
  • Harmonisierte Version: Diese wird für 2025 erwartet und wird die Kommentare der HAS Consultants berücksichtigen.

Solange die neue harmonisierte Norm nicht vorliegt, müssen Hersteller und Anwender weiterhin die EN 1493:2010 für Konformitätsverfahren verwenden. Diese Übergangsphase ist besonders herausfordernd für die Hersteller, da die alte Norm nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Viele Hersteller wenden dennoch bereits die modernisierte, aber nicht harmonisierte Version der Norm an, um sicherzustellen, dass ihre Produkte den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.

Herausforderungen bei der Implementierung der neuen Norm

Die Implementierung der neuen Norm EN 1493:2024 stellt Hersteller und Werkstätten vor erhebliche Herausforderungen. Einerseits müssen Hersteller sicherstellen, dass ihre Produkte den neuen Anforderungen entsprechen, was oft eine umfassende Überarbeitung der bestehenden Designs und Produktionsprozesse erfordert. Dies bedeutet erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in neue Produktionsanlagen und Schulungen für das Personal. Andererseits müssen Werkstätten ihre bestehenden Hebebühnen auf den neuesten Stand bringen oder durch neue Modelle ersetzen, was ebenfalls mit hohen Kosten verbunden ist.

Ein weiterer Aspekt ist die Notwendigkeit, das Werkstattpersonal umfassend über die neuen Sicherheitsstandards und Bedienungsanleitungen zu schulen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die neuen Sicherheitsfunktionen auch effektiv genutzt werden. Dies erfordert Zeit und Ressourcen, die in vielen Werkstätten knapp bemessen sind. Dennoch ist diese Investition in die Sicherheit unerlässlich, um das Unfallrisiko zu minimieren und eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten.

Auswirkungen auf den Automotive Aftermarket

Die Einführung der neuen Norm EN 1493:2024 wird auch weitreichende Auswirkungen auf den Automotive Aftermarket haben. Hebebühnen sind nicht nur in Werkstätten, sondern auch im Großhandel und bei Ersatzteilhändlern ein wichtiges Thema. Die neuen Sicherheitsanforderungen bedeuten, dass auch der Handel mit Ersatzteilen und Zubehör angepasst werden muss, um die Kompatibilität mit den neuen Hebebühnenmodellen zu gewährleisten. Dies könnte zu einer verstärkten Nachfrage nach bestimmten Komponenten führen und somit auch das Lager- und Bestandsmanagement beeinflussen.

Großhändler und Ersatzteilhändler müssen sich darauf einstellen, dass die Nachfrage nach bestimmten Teilen steigt, während andere möglicherweise an Bedeutung verlieren. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Anpassung der Lagerbestände, um jederzeit die Verfügbarkeit der gefragten Teile sicherzustellen. Zudem müssen Händler ihre Kunden über die neuen Anforderungen und die entsprechenden Produkte informieren und beraten können. Dies erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und aktuelle Informationen über die neuesten Entwicklungen auf dem Markt.

Insgesamt zeigt sich, dass die Einführung der EN 1493:2024 weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Branche hat. Sie erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Bereitschaft zur Veränderung, bietet aber gleichzeitig die Chance, die Sicherheit und Effizienz in Werkstätten und im Automotive Aftermarket signifikant zu verbessern.

Fazit und Ausblick

Die neue EN 1493:2024 verspricht erhebliche Verbesserungen für die Sicherheit und Effizienz im Betrieb von Fahrzeug-Hebebühnen. Diese Verbesserungen werden dazu beitragen, das Risiko von Unfällen und Verletzungen zu verringern und die Arbeitsumgebung für Techniker und Mechaniker zu verbessern. Obwohl die formale Umsetzung der neuen Norm durch verschiedene Hürden verzögert wird, orientieren sich viele Hersteller bereits an den neuen Sicherheitsstandards.


Dies zeigt das Engagement der Branche, auch in Zeiten bürokratischer Herausforderungen, die Sicherheit und Effizienz ihrer Produkte kontinuierlich zu verbessern. Mit der erwarteten Veröffentlichung der harmonisierten Version im ersten Quartal 2025 wird die Branche endgültig in der Lage sein, die neuen Standards vollständig zu implementieren und so die Sicherheit in Kfz-Werkstätten weiter zu erhöhen. Quelle: ASA

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