Die deutsche Automobilindustrie erlebt eine bedeutende Umwandlung hin zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Mobilität. VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont, dass hohe Investitionen und innovative Maßnahmen notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen. Dabei steht die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge im Zentrum der Bemühungen – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung bis hin zum Recycling.
Bei Elektrofahrzeugen verlagert sich der Schwerpunkt des CO₂-Ausstoßes zunehmend in die Herstellungsphase, besonders durch die Produktion der Traktionsbatterien. Fortschritte in der Batterietechnologie und der Einsatz erneuerbarer Energien haben bereits zu einer signifikanten Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks geführt. Neue regulatorische Vorschläge der Europäischen Kommission könnten jedoch die bisherigen Fortschritte beeinträchtigen und Investitionen in erneuerbare Energien hemmen.
Fortschritte und Herausforderungen in der Batterietechnologie
Die Traktionsbatterien für Elektrofahrzeuge spielen eine zentrale Rolle im CO₂-Fußabdruck dieser Fahrzeuge. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, bei denen der Großteil der Emissionen während der Nutzung entsteht, verschiebt sich dieser Anteil bei Elektrofahrzeugen in die Herstellungsphase. Die Produktion der Batterien erfordert weiterhin einen hohen Energieaufwand, der maßgeblich zum CO₂-Ausstoß beiträgt.
Durch technologische Entwicklungen und Effizienzsteigerungen in den Herstellungsprozessen konnte der CO₂-Fußabdruck der Batterien bereits deutlich reduziert werden. Der Einsatz erneuerbarer Energien entlang der gesamten Wertschöpfungskette hat ebenfalls einen wesentlichen Beitrag geleistet. Fortschritte in der Batterietechnologie und Optimierungen in den Produktionsprozessen bieten vielversprechende Ansätze zur weiteren Verringerung der Umweltbelastungen.
Die Europäische Kommission hat jedoch einen Entwurf für einen delegierten Rechtsakt vorgelegt, der die Regeln zur Ökobilanzierung neu definieren soll. Dieser Entwurf sieht vor, dass Erneuerbare-Energien-Zertifikate nicht mehr anerkannt und stattdessen standortbezogene Energiedaten für die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks verwendet werden sollen. Dieser Paradigmenwechsel steht im Widerspruch zu den bisherigen Strategien der EU zur Förderung erneuerbarer Energien und könnte die Investitionsmöglichkeiten von Unternehmen in den Ausbau erneuerbarer Energien behindern, was die Transformation hin zu einer klimaneutralen Mobilität erschweren würde.
Widerspruch zu EU-Strategien und nationale Herausforderungen
Der Vorschlag der Europäischen Kommission widerspricht mehreren bestehenden EU-Strategien und Richtlinien. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED) und die Richtlinie zur sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSRD) setzen Anreize für Unternehmen, in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren. Grüne Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPA) sind ein zentrales Instrument zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien und zur Motivation von Unternehmen, nachhaltige Energiequellen zu nutzen. Die Ablehnung solcher Zertifikate würde diese Anreize untergraben und den Fortschritt in Richtung eines klimaneutralen Energiesystems behindern.
Darüber hinaus benachteiligt die Standardmodellierung des nationalen durchschnittlichen Netzmixes Unternehmen in Ländern mit einem hohen Anteil an fossilen Energieträgern. Länder wie Deutschland, die in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien gemacht haben, würden dadurch ungerecht behandelt. Ein klimaneutrales Energiesystem ist die Grundlage für eine klimaneutrale Mobilität und die Transformation der Automobilindustrie. Diese Transformation erfordert gemeinsame Anstrengungen aller wirtschaftlichen und politischen Akteure, um den CO₂-Fußabdruck des Verkehrssektors zu reduzieren.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich der Energiemix in vielen Ländern erheblich verändert. Der Anteil an Kernenergie und fossilen Energieträgern wie Kohle hat sich verringert, während der Anteil erneuerbarer Energien stark gestiegen ist. Diese positive Entwicklung muss national und durch internationale Energieabkommen weiter vorangetrieben werden. Die Automobilindustrie kann zwar nur begrenzt Einfluss auf den gesamten Energiemix nehmen, doch die politische und wirtschaftliche Unterstützung für erneuerbare Energien ist entscheidend für den Erfolg der Transformation.
Bedeutung erneuerbarer Energien für die Automobilindustrie
Erneuerbare Energien sind ein Schlüsselelement in der Strategie der Automobilindustrie, um ihre Klimaziele zu erreichen. Die Nutzung von Solar- und Windenergie sowie anderen erneuerbaren Energiequellen ist entscheidend, um den CO₂-Ausstoß nicht nur in der Produktionsphase, sondern auch im gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge zu minimieren. Unternehmen in der Automobilbranche investieren zunehmend in eigene erneuerbare Energieprojekte oder schließen langfristige Stromabnahmeverträge ab, um ihren Energiebedarf nachhaltig zu decken.
Die Verfügbarkeit und Nutzung von erneuerbaren Energien variiert jedoch stark zwischen den einzelnen Regionen. Deshalb ist es essenziell, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die den Ausbau erneuerbarer Energien weiter fördern und Unternehmen dabei unterstützen, grüne Energie zu nutzen. Ein flexibler und anpassungsfähiger Ansatz bei der Berechnung des CO₂-Fußabdrucks, der regionale Unterschiede berücksichtigt, ist hierbei von großer Bedeutung. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Automobilindustrie weiterhin eine führende Rolle im globalen Kampf gegen den Klimawandel einnimmt und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleibt.
Fazit und Ausblick
Die deutsche Automobilindustrie steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Die Transformation hin zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Mobilität erfordert erhebliche Investitionen und innovative Ansätze. Diese Reduktion des CO₂-Fußabdrucks, insbesondere bei der Herstellung von Traktionsbatterien für Elektrofahrzeuge, ist ein zentrales Ziel. Fortschritte in der Batterietechnologie und die Nutzung erneuerbarer Energien haben bereits positive Auswirkungen gezeigt.
Der aktuelle Entwurf der Europäischen Kommission zur Ökobilanzierung stellt jedoch eine Bedrohung für diese Fortschritte dar. Die Ablehnung von Erneuerbare-Energien-Zertifikaten und die Fokussierung auf standortbezogene Energiedaten könnten die Investitionen in erneuerbare Energien behindern und den Transformationsprozess verlangsamen. Es bedarf daher einer Anpassung der Vorschläge, um die Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien zu erhalten und den regionalen Strommix als Grundlage für die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks heranzuziehen.
Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft und die konsequente Förderung erneuerbarer Energien kann die Transformation der Automobilindustrie zu einer klimaneutralen Mobilität gelingen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen und die deutsche Automobilindustrie als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Innovation zu positionieren. Quelle: VDA