Vor dem Hintergrund des Klimawandels und des EU-Plans für eine grüne Transition bis 2030 steht der Aftermarket-Bereich vor neuen Herausforderungen und Chancen durch die Elektrifizierung der Automobilindustrie. Werden die OEMs und/oder Aftermarket-Player davon profitieren und wie gestaltet sich die Zukunft der Remanufacturing-Branche?
Die extreme Hitze, die in diesem Sommer in vielen Teilen Europas aufgetreten ist und als die heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen gilt, sowie die zunehmende Zahl wetterbedingter Katastrophen unterstreichen die Notwendigkeit entschlossener Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels. Insbesondere der Verkehrssektor, der für über ein Viertel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, steht im Fokus der Europäischen Union. Mit dem Europäischen Green Deal und dem „Fit for 55“-Paket strebt die EU an, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % zu reduzieren.
Ein Wandel im Fahrzeugmarkt
Dieser Wandel hin zu einem grüneren Ansatz hat bereits tiefe Auswirkungen auf den Fahrzeugmarkt und den Aftermarket-Bereich. Die Ziele des ‚Fit for 55‘-Pakets sind ambitioniert und fordern eine Reduzierung der EU-Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 im Vergleich zu den Niveaus von 1990. Für PKWs und Lieferwagen, die für 15 % der gesamten CO2-Emissionen der EU verantwortlich sind, sind stufenweise EU-weite Emissionsreduktionsziele bis 2030 und darüber hinaus vorgesehen, einschließlich eines Ziels für eine vollständige Reduktion bis 2035. Dies läutet das Ende der Verbrennungsmotoren in Europa ein.
Vor diesem Hintergrund setzen die meisten Automobilhersteller auf batteriebetriebene Antriebsstränge und stecken viele Milliarden in die Ausweitung der Produktion von Elektrofahrzeugen (EVs), Batterien und entsprechenden Komponenten. Mehr als die Hälfte aller 2022 in der EU eingesetzten Lithium-Ionen-Batterien wurden lokal produziert, und es sind fast 50 Gigafabriken zur Herstellung von Lithium-Ionen-Traktionsbatterien bis 2030 geplant.
Diese Wende im Transportsektor hin zu EVs eröffnet einen Markt im Wert von Milliarden sowohl für Originalausrüster (OEMs) als auch für Hersteller von Äquivalentteilen. Verkaufsstatistiken und Prognosen für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) und Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEVs) weisen auf einen starken Anstieg hin, was einen wachsenden Bedarf an Ersatzteilen in diesem Bereich nahelegt.
Nachhaltigkeit und die Rolle der Wiederaufbereitung
Die nachhaltige Dimension von EVs zeigt sich deutlich im Fall von batteriebetriebenen Elektroautos (BEVs). Aktuelle Vergleiche von Kompaktwagen zeigen, dass BEVs über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg geringere Treibhausgasemissionen verursachen als Benziner oder Diesel. Darüber hinaus sind die Batteriesysteme für mehr als 34 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Unter diesem Gesichtspunkt ist es vernünftig zu erwarten, dass die Ersatzteile für Batteriesysteme zunächst nicht von OEMs im Wettbewerb mit Remanufacturing-Unternehmen geliefert werden.
Die Wiederaufbereitungsindustrie hat somit eine wichtige Rolle zu spielen. Sie trägt zur Wiederverwendung und zum Recycling von Materialien bei und hilft, die Produktionsemissionen durch ein zweites Leben der Komponenten zu reduzieren. Insbesondere die Batterien von BEVs bieten ein enormes Potenzial für die Wiederaufbereitungsbranche. Ein Großteil der Kosten für ein typisches Kompakt-Elektroauto – 30 bis 40 % – entfällt auf das Batteriesystem, das einen höheren Wertanteil hat als der Motor in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.
Es wird oft prognostiziert, dass die Kosten für Batteriesysteme innerhalb von 10 Jahren um 40 % sinken werden, ausgehend von den Werten des Jahres 2021, aufgrund von Skaleneffekten. Diese Prognose scheint jedoch optimistisch zu sein. Der aktuelle Trend zeigt, dass die Reduktion der Produktionskosten nahezu abgeschlossen ist und die Rate der Verbesserungen deutlich abnimmt. Dies macht die Wiederaufbereitungsbranche zunehmend attraktiv.
Fazit zum Reman-Markt für Elektrofahrzeuge
Lithium-Ionen-Batterien sind die wertvollsten Komponenten in BEVs und bieten ein enormes Potenzial zur Förderung der Transformation hin zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs und der Elektroenergiesysteme. Das Wiederaufbereiten von Autobatterien kann den Aftermarket-Bereich beleben und kombiniert mehrere Vorteile in Bezug auf wirtschaftlichen Mehrwert, Ressourceneffizienz, Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft. Es gibt jedoch noch viele Aspekte im Zusammenhang mit der Wiederaufbereitung von Batterien, die gründlich erforscht werden müssen. Am Lehrstuhl für Fertigungs- und Remanufacturing-Technologie der Universität Bayreuth wird dazu wertvolle Grundlagenforschung geleistet. . Q: APRA, Universität Bayreuth