Zum Thema „Marktgerechte Nfz-Restwerte zur Risikominimierung bei einer sich stets veränderten Umwelt“ referierte Bodo Klein, Geschäftsführer von MBKvaluations, im Rahmen des Automotive Talks im Frühjahr.
Vorab erklärte er den Unterschied zwischen Pkw- und Lkw-Leasingrückläufern:
„Der ganz große Unterschied ist ein meist garantiertes Buy-back-Versprechen bei Nutzfahrzeugen seitens der Hersteller oder der Bank zu einem vorab festgelegten Prozentsatz vom Neuwert. Das hat sich zu einem sehr großen Problem entwickelt, weil in den letzten Jahren die Restwerte noch relativ gering waren, mittlerweile jedoch extrem gestiegen sind“, so Klein.
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Das kann andererseits bedeuten: Wer heute in Buy-back-Versprechen abgibt, kann in drei, vier Jahren viel Geld verlieren. Verlief die klassische Restwertkurve bislang mit zunehmendem Alter kontinuierlich nach unten, so gewinnen gebrauchte Nutzfahrzeuge heute deutlich an Restwert.
„Es folgt eine Krise auf die andere, so kann sich der Restwert nicht erholen“, schildert Klein.
Viele Einflüsse
Die Bewertung der Restwerte wird heute von vielen Herausforderungen beeinflusst. So müssen zunächst externe Einflussgrößen wie Kraftstoffpreise, Inflation und Zinsen, die Go Green-Dabatte, Kriege und die Weltwirtschaft betrachtet, bewertet und gewichtet werden. Ein weiteres Problem stellen die Fahrzeuge selbst dar. „Man kann kein Fahrzeug mit dem anderen vergleichen, weil es zum einen inkonsistente Objektspezifikationen seitens der Hersteller gibt, andererseits kein Nutzfahrzeug über Preislisten verkauft wird, sondern über die wichtige Beziehung von Kunde und Verkäufer“, erklärt Klein weiter. Weiterer Knackpunkt ist das 2. und 3. Rechnungsgeschäft:
„Vom Fahrzeug-Hersteller kommt in der Regel nur das Fahrgestell, der Aufbau von einem anderen Hersteller, für den Restwert ist aber wichtig, was das gesamte Fahrzeug kostet“, so Klein.
Außerdem bereitet die technische Komplexität, etwa viele mögliche Achskonfigurationen, Schwierigkeiten bei der Restwertfindung.
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Risikominimierung
Bei MBKvaluations hat man deshalb intensive Überlegungen angestellt, die Herausforderung der Risiken bei einer Restwertberechnung zu berücksichtigen und zu minimieren. Hierfür hat man ein Tool entwickelt, welches aktuelle Marktdaten aus allen Gebrauchtwagenbörsen sammelt und bewertet.
„Dazu benutzen wir verschiedene Algorythmen und statistische Methoden, um die Daten zusammenzuführen und daraus eine dreidimensionale Abwertungskurve zu entwickeln“, schildert Klein.
Der Nutzen daraus liegt in der Risikominimierung bei der Restwertberechnung, beginnend beim Ein- und Verkauf, bei Inzahlungnahmen oder auch bei der Berechnung von Wiederbeschaffungswerten in Schadenkalkulationen, ebenso wie bei Kredit- und Finanzierungsgeschäften, der Berechnung von Leasingraten und der Wiedervermarktung. Das Restwert-Tool ermöglicht sichere, operative Entscheidungen, erleichtert strategische Entscheidungen und bildet eine fundierte Basis für zukünftige Entscheidungen.
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Verbrenner weiter unter Druck
Abschließend geht Bodo Klein auf einen weiteren Risikofaktor ein, der künftig an Bedeutung zunehmen wird: „Die Elektromobilität wird das Bewertungsrisiko weiter erhöhen. Vor allem im Verteilerverkehr wird dies am ehesten eine Rolle spielen und den Markt der Verbrennerfahrzeuge weiter unter Druck setzen“, so Klein. Als Beispiel nennt er die Maut, die bereits heute für Verbrenner verdoppelt wurde.
„All diese Dinge spielen in die Frachtrate mit hinein. Aber ein Wertverlust von 30 Prozent lässt sich darüber nicht mehr wettmachen“, so Klein.
„Mit unserem Restwert-Tool und unseren Restwertprognosen können wir viele Fragen zu den Entwicklungen beantworten und Zielgruppen wie Sachverständige, Banken, Leasingunternehmen, Speditionen und viele andere in ihren Entscheidungen unterstützen“, schloss Bodo Klein seinen Vortrag.
Der nächste AMtalk findet am 14.11.2023 statt. Informationen und Anmeldung unter www.amtalk.de