Etwa 40 Millionen Autoreifen werden jährlich in Deutschland ausgetauscht. Für die bevorstehende Wechselsaison empfehlen die Reifenspezialisten von DEKRA dringend, das EU-Reifenlabel zu berücksichtigen, da es wichtige Informationen über die Reifen bereitstellt.
„Das EU-Reifenlabel ist die einzige einheitliche und damit vergleichbare Kennzeichnung aller Reifen. Verbraucherinnen und Verbraucher können damit jeden Reifen anhand der drei Kriterien Nassgriff, Abrollgeräusch und Rollwiderstand in Puncto Sicherheit, Umweltaspekten und Verbrauch besser einschätzen“, erläutert Christian Koch, Reifensachverständiger bei DEKRA.
Weitere Piktogramme geben Auskunft über die Eignung des Reifens auf Schnee und Eis.
Reifen mit Unterschiede bis zu 30 Prozent
Ähnlich dem EU-Energieeffizienzlabel für Elektrogeräte wird das Reifenlabel, die Effizienz von Reifen auf einer Skala von beispielsweise A bis E einstufen. Die EU erhofft sich von der Kennzeichnung von Pkw- und Lkw-Reifen eine Reduzierung der CO₂-Emissionen um rund 10 Millionen Tonnen.
Mit der Nasshaftung beleuchtet das Label ein wichtiges Fahrsicherheitskriterium.
„Der Unterschied zwischen Reifen der Klasse A und E kann hier bis zu 30 Prozent betragen“, erklärt Koch.
Wenn ein Auto mit Klasse-A-Reifen eine Vollbremsung bei 80 km/h durchführt, kann es bis zu 18 Meter früher zum Stehen kommen als ein Fahrzeug mit Klasse-E-Reifen, das denselben Bremsweg zurücklegen muss. Während das Auto mit Klasse A-Reifen bereits steht, fährt das andere Auto noch mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h weiter, was das Risiko von Unfällen erhöht.
Einsparung bis zu 0,5 Liter pro 100 Kilometer
In der Kategorie Kraftstoffeffizienz und Rollwiderstand geht es um Umwelt und Verbrauch. Wenn ein Auto Reifen der Klasse A in dieser Kategorie verwendet, kann es bis zu 7,5 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als mit Reifen der Klasse E. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern pro 100 Kilometer entspricht dies einer Einsparung von bis zu 0,5 Litern pro 100 Kilometer.
„Dieser positive Effekt stellt sich aber nur dann ein, wenn der vorgeschriebene Reifendruck eingehalten wird“, erinnert Koch. „Der Fülldruck ist bei kaltem Reifen an die Herstellerwerte anzupassen. Ein zu geringer Fülldruck führt an allen Reifen zu hohem Rollwiderstand. Liegt er deutlich darunter, geht das auf Kosten der Laufleistung und der strukturellen Haltbarkeit. Das kann bis zur Zerstörung des Reifens führen.“
Das EU-Reifenlabel sorgt für mehr Transparenz hinsichtlich des externen Rollgeräuschs von Reifen. Es gibt den Geräuschwert in Dezibel an und teilt ihn in die Klassen A bis C ein. Reifen der Klasse A sind die leisesten und unterschreiten den EU-Grenzwert von 2016 um mehr als 3 Dezibel (dB). Reifen der Klasse B halten den Grenzwert ein oder unterschreiten ihn um bis zu 3 Dezibel. Die der Klasse C halten den aktuellen Lärmgrenzwert. Ein Schallpegel, der um 10 Dezibel höher ist, wird als etwa doppelt so laut empfunden.
EU-Reifenlabel gute Informationsquelle
Das EU-Reifenlabel für Winterreifen enthält neben der Marke, Größe, Typenkennung und Klasse des Reifens auch das Symbol „3 Peak Mountain Snowflake“. Dieses Symbol garantiert eine Mindestgriffigkeit des Reifens auf Schnee und Eis. Ein QR-Code, der sich rechts oben auf dem Label befindet, führt zu einem online verfügbaren Produktdatenblatt des Reifens.
„Die vom EU-Reifenlabel genannten Kriterien sind wichtig, die Kunden und Kundinnen sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass damit nicht alle Leistungsmerkmale von Reifen abgedeckt sind. Nicht berücksichtigt sind etwa Aspekte wie das Verhalten auf trockener Fahrbahn, die Fahrstabilität, Seitenführung oder die Haltbarkeit“, erklärt DEKRA Reifenexperte Koch. „Neben dem Reifenlabel sind Tests in Fachzeitschriften oder von Automobilclubs eine gute Quelle für Informationen. Dabei empfehlen wir, weniger auf das Gesamtergebnis als genauer auf die einzelnen Bewertungskriterien zu achten, insbesondere mit Blick auf ihre Relevanz für die Fahrsicherheit.“
Quelle: DEKRA