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Was Bremsscheiben über die Bremse verraten

Veröffentlicht am 14.12.2022
 

Bei der Veranstaltungsreihe „Backstage bei …“ der Initiative Qualität ist Mehrwert öffnen Hersteller von Automobilteilen im Automotive Aftermarket ihre Tore und gewähren einen Einblick hinter die Kulissen. Nach einer über zweijährigen coronabedingten Zwangspause war der Zuspruch für die Backstage-Veranstaltung beim Bremsenhersteller Otto Zimmermann besonders groß. Über 20 Teilnehmer konnten sich nicht nur ein Bild von der aufwändigen Produktion der Qualitätsteile machen, sondern erhielten auch wertvolle Informationen zu verschiedenen Schadenbildern und deren Ursprung.


Beanstandungen richtig bewerten

Patrick Sauer, Leiter der Qualitätssicherung bei Zimmermann, ging in seinem Vortrag auf Schadensbilder bei Bremsscheiben ein und gab den Teilnehmern hilfreiche Tipps für das Tagesgeschäft, etwa im Hinblick auf Reklamationen und Garantieansprüche. So werden Werkstätten oft nach günstigeren Ersatzteilen gefragt oder die Kunden bringen selbst gekaufte Teile zweifelhafter Herkunft mit.

„Gerade im Moment ist es schwierig, den Kunden zu vermitteln, dass Sicherheit Geld kostet und nicht unbedingt jeder an Bremsanlagen rumfummeln sollte. Für die Argumentation gegenüber den Kunden haben wir umfangreiches Informationsmaterial erhalten“, so Teilnehmer Frank Kreisel.

Unter anderem gab es ein Werkstattposter mit Schadensbildern und Erklärungen dazu.

„Das Poster macht Schadensbilder, Ursachen und die Folgen sehr anschaulich und hilft bei der Argumentation gegenüber Kunden, die Beanstandungen bezüglich der Bremse haben“, ergänzt Werkstattinhaber Andreas Theiß.

Patrick Sauer weist darauf hin, dass es zu jedem Zimmermann-Produkt exakte Montageanleitungen gibt, die unbedingt einzuhalten sind, um Folgeschäden oder frühzeitigen Verschleiß zu verhindern. Im Rahmen der Schulung kam es dabei zu lebhaften Diskussionen und vielen Fragen, die von Patrick Sauer umfänglich beantwortet wurden.

Verräterische Farben

In den meisten Fällen von frühzeitig verschlissenen, verfärbten, korrodierten oder gerissenen Bremsscheiben liegen laut Patrick Sauer Montagefehler vor. So führen mit Fett oder Paste verschmutzte Anlageflächen zur Einlagerung von Schmutzpartikeln, die eine planparallele Montage verhindern. Gleiches gilt für unzureichend gereinigte Anlageflächen an der Radnabe, was an Druck- und Korrosionsstellen auf der Anlagefläche der Bremsscheibe erkennbar ist. In beiden Fällen führt die „schiefe“ Montage zu einem Planschlag, der wiederum Lenkradflattern und Bremsrubbeln verursacht.


„Bremsscheiben oder -trommeln sollen sauber, trocken und metallisch blank montiert werden“, so Sauer.

Ein asymmetrischer Verschleiß der Bremsflächen und blau-schwarze Verfärbungen deuten hingegen auf eine, bezogen auf den Bremssattel, schiefe Positionierung der Radnabe hin. Rubbelnde oder pulsierende Bremsen, Lenkradschlagen, verminderte Bremswirkung und frühzeitiger Verschleiß sind die Folgen. Zeigen hingegen die Bremsfläche oder der Topf die typischen „Anlassfarben“ weißgelb bis grau, wurde die Einfahrphase nicht beachtet und die neue Scheibe thermisch überbeansprucht. Auch falsche Beläge können dazu führen. Finden sich auf der Bremsfläche blau-schwarze Hitzeflecken, sogenannte „Hotspots“, sowie netzartig strukturierte Haarrisse, deutet dies ebenfalls auf eine thermische Überbeanspruchung, etwa durch Gewaltbremsungen in der Einfahrphase, falsche Beläge (Reibwert, Zusammensetzung, Qualität) und die individuelle Fahrweise hin. In beiden Fällen ist die Bremswirkung vermindert, das Bremspedal pulsiert und Lenkradschlagen ist spürbar. Ein weiteres, typisches Problem im Werkstattalltag: verglaste Bremsbeläge und -scheiben. Hier sollte vor allem die Qualität der Bremsbeläge geprüft werden, denn die „Verglasung“ entsteht durch Einbrennen von Partikeln des Reibwerkstoffes, die sich lösen und in die Bremsfläche einarbeiten. Das Problem tritt häufig auch bei neuen, falsch eingebremsten Scheiben auf und macht sich durch ein hartes Pedalgefühl, verminderte Bremswirkung und Geräusche bemerkbar. Abschließend wies Patrick Sauer noch darauf hin, die Montageanleitung, die jeder Zimmermann-Bremse beiliegt, genauestens zu befolgen. Dazu gehört auch die Überprüfung von Komponenten des Bremssattels, wie Kolben, Bolzen und Dichtungselementen und deren volle Beweglichkeit. Das Schadenposter als Argumentationshilfe und zur Reklamationsbeurteilung kann bestellt werden bei www.otto-zimmermann.de/Service/Reklamationsbeurteilung. Q: Dieter / Otto-Zimmermann 

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