Mit einer Unterschrift von Rudolf Rzehulka beginnt 1947 die Geschichte von REINZ in Neu-Ulm. Heute arbeiten über 1.300 Mitarbeitende in 31 Gebäuden auf dem Werksgelände der REINZ-Dichtungs-GmbH direkt am Ufer der Donau. Die Zeiten, in denen Dichtungen aus Asbest hergestellt wurden und Azubis in der Mittagspause Essen in Bollerwagen verteilten, sind allerdings lange vorbei.
Meilensteine in 75 Jahren Firmengeschichte
Vor 75 Jahren mietet Rudolf Rzehulka, der engste Berater des verstorbenen Firmengründers Hugo Reinz, das 40.000 Quadratmeter große ehemalige Pionierübungsgelände in Neu-Ulm. Ende 1948 steht die Produktion und das Werk liefert die ersten Dichtungen aus. Im Jahr der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 ist REINZ bereits exklusiver Lieferant für Mercedes-Benz und Volkswagen. Das Wirtschaftswunder dichtet REINZ mit REINZ-SUPER-SPEZIAL ab, einer Dichtung auf Basis von Stahldrahtgaze. Die Nachfrage ist so hoch, dass REINZ kurzerhand eine eigene Weberei für Stahldrahtgaze aufbaut.
In den 50er-Jahren hat REINZ bereits rund 1.000 Dichtungssätze für Pkw und Lkw im Programm. Ab 1962 steht den Ingenieuren das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum zur Verfügung, der Grundstein für unzählige innovative Produkte der damaligen Marke REINZ (heute VICTOR REINZ). Ende der 70er-Jahre überschreitet der Umsatz erstmals die Marke von 100 Millionen DM.
Zwölf Jahre vor dem endgültigen Asbestverbot im Jahr 1993 stellt REINZ bereits auf das erste asbestfreie Material um, eine Aramidfaserbasis mit Spießblechträger. Eine Revolution für Zylinderkopf- und Dichtungen des Abgasstrangs.
Pioniere der Dichtungstechnologie
„Die Bereitschaft und die Fähigkeit sich zu verändern sind die Stärken unseres Unternehmens. Uns ist es immer wieder gelungen, uns vorausschauend auf neue Herausforderungen der Märkte und Kunden vorzubereiten. Sei es die Entwicklung der Mehr-Lagen-Stahl-Dichtung oder ganz aktuell die metallische Bipolarplatte. Veränderungen sind wir immer einen Schritt voraus“, erklärt Olivier Lassurguère, Geschäftsführer der REINZ-Dichtungs-GmbH.
Dana, übernehmen sie
Seit 1993 gehört REINZ zur US-amerikanischen Dana Incorporated – mit über 40.000 Mitarbeitenden in 31 Ländern auf sechs Kontinenten einer der weltweit größten unabhängigen Komponentenhersteller für Pkw und Lkw. Im selben Jahr revolutioniert Dana Neu-Ulm mit der Mehr-Lagen-Stahl- Technologie (MLS) erneut die Dichtungstechnologie.
Geschichten aus dem Werksalltag
Silvia Mayer aus dem Einkauf ist seit fast 44 Jahren bei Dana Neu-Ulm. Damit ist sie eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen und erinnert sich an Geschichten, die in keiner offiziellen Firmenchronik stehen:
„Ich habe noch mit Karteikarten, Lochstreifen und Floppy Disks gearbeitet. Und die ersten Computer waren so langsam, da hat uns der Chef im Sommer Eis gebracht, wenn es mal wieder länger dauerte. Nicht zu vergessen die manuellen Stempelkarten zur Zeiterfassung, die wir immer zeitnah ausrechnen mussten – sonst gab es keinen Lohn (lacht).“
Auch andere Mitarbeitende erinnern sich noch an die Zeiten, als Azubis in der Mittagspause Essen und Getränke im ganzen Werk verteilen mussten. Heute kommt kein aufgewärmtes Essen aus Aluschalen mehr auf den Tisch, sondern frisch Gekochtes aus der Kantine. In 75 Jahren gab es auch zahlreiche sportliche Erfolge des REINZ-Teams: im Drachenbootrennen und beim Ulmer Firmenlauf sowie mit der Firmenfußballmannschaft und dem Tischtennisteam.
Stichwort „Transformation“
Das Ende des Verbrennungsmotors ist eingeläutet. Aus diesem Grund hat Dana Neu-Ulm eine Transformation des Produktportfolios angeschoben. Das vorhandene Produktions- und Produkt-Know-how wird nachhaltig auf die Elektromobilität ausgerichtet: Im Fokus stehen metallische Bipolarplatten für Brennstoffzellenstacks sowie Dichtungen, Hitzeschilde und Kompensationsbleche für Hochvoltbatterien. Dana schafft so die Voraussetzungen für die Sicherung des Standorts Neu-Ulm mit über 1.300 Arbeitsplätzen. In den kommenden zwei Jahren investiert Dana darüber hinaus einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Produktion für metallische Bipolarplatten im Werk Neu-Ulm. Diese Platten bilden das Kernstück von Brennstoffzellenstacks, den wichtigsten Bausteinen der Brennstoffzellentechnologie.
Alt ist anders
„Wir blicken stolz auf eine über 100-jährige Firmenhistorie und 75 Jahre in Neu-Ulm, aber alt ist die REINZ-Dichtungs-GmbH nie geworden. Im Gegenteil, unsere Mitarbeitenden, unsere Produkte und unsere Entwicklungen zeigen uns jeden Tag, dass Dana Neu-Ulm zu den führenden und leistungsfähigsten Unternehmen der Dichtungsbranche gehören. Für die Zukunft sind wir in Neu-Ulm bestens aufgestellt“, so Frank Bader, Geschäftsführer der REINZ-Dichtungs-GmbH.
Quelle: Dana VICTOR REINZ