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Hess-Gruppe ohne Zukunftsperspektive

Veröffentlicht am 12.05.2022
 

Die Hess-Gruppe mit 25 Standorten in den Bundeländern Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und dem Saarland  war nach langjährigen Sanierungsbemühungen bereits am 21. Februar gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.


Der vorläufige Insolvenzverwalter ist Christoph Niering von Niering Stock Tömp. Christoph Niering  und die Hess Geschäftsführung haben seit dem Antrag sich bemüht die Geschäftsbetriebe aufrecht zu erhalten. Parallel war auch der Fokus auf die Suche nach einem zukünftigen Investor gestartet. Ein Investor soll die dauerhafte Fortführung des Geschäfts sicherstellen. Nach intensiven Bemühung der letzten Monaten konnte bisher keine Lösung gefunden werden.

„In dem hart umkämpften Autoteilemarkt herrscht in Deutschland schon seit Langem ein Verdrängungswettbewerb und damit ein intensiver Preiskampf, in dem die Hess-Gruppe bedauerlicherweise nicht hat bestehen können“, so der Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering.

Insolvenzantrag mit Investorenprozess

Der Insolvenzantrag wurde bereits vor einigen Wochen gestellt. Siehe auch: Hess Gruppe stellt Insolvenzantrag

In Absprache mit der Geschäftsführung und dem vorläufigen Gläubigerausschuss wurde unmittelbar nach dem Insolvenzantrag ein national und international ausgerichteter Investorenprozess in Gang gesetzt. Der Investorenprozess war jedoch bereits schon zeitnah, nach dem Beginn geprägt von Makroökonomischen Auswirkungen wie auch der Kriegsbeginn in der Ukraine. Diese Situation beschreibt auch eine Unsicherheit bei potentiellen Investoren. Mögliche Interessenten aus dem Inland und aus dem europäischen Ausland, haben ihre und Expansionspläne eingefroren und die weitere, mögliche Verhandlungs-Schritte nicht weiter verfolgt.

Teilweise Übernahmen

Von den aktuellen 25 Standorten werden nach heutiger Sicht auf den Status, voraussichtlich 14 Standorte durch Übernahme von Mitbewerbern und zumindest ca. 300 Arbeitsplätze erhalten werden können. Nach Auskunft des Insolvenzverwalters Dr. Christoph Niering werden derzeit noch weitere Gespräche mit Investoren über die Übernahme einzelner Standorte und ggf. auch des Headquarter geführt. Die Hess-Mitarbeit wie auch Kunden und Lieferanten wurden bereits am 02.05 informiert, dass es voraussichtlich keine Fortführungslösung für die gesamte Hess-Gruppe gibt und somit der aktuelle Geschäftsbetrieb nicht weitergeführt werden kann. Ein Teil der Hess Guppe ist das akquirierte Unternehmen Autoteile Jakobs. Hier gibt es positive Signale.

„Erfreulich ist hingegen, dass für die bisher zur Hess-Gruppe gehörende Autoteile Jakobs mit Sitz in Idar-Oberstein mit 8 Niederlassungen eine Investoren-Lösung kurz vor dem vertraglichen Abschluss steht“, so der Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering.

Derzeit ist in Planung, die acht Niederlassungen mit ca. 130 Mitarbeiter noch in diesem Monat Mai durch einen Teilehändler-Wettbewerber übernommen und fortgeführt werden. Damit wäre reibungsloser Übergang möglich ist. So bleibt aktuell der Geschäftsbetrieb an den genannten Standorte für die nächsten Woche erhalten.

Nach 93 Jahren endet die Geschichte

Inhaber und Geschäftsführer Philipp Hess kommentiert die Situation auf Linkedin wie folgt:

„Nach 93 Jahren, davon 18 Jahre unter meiner Leitung, muss ich Ihnen heute schweren Herzens mitteilen, dass unser Unternehmen HESS Automotive geschlossen wird. Wir wollten uns als vielfältige Unternehmensgruppe ganz auf den Autoteile-Großhandel konzentrieren und waren überzeugt, dass wir langfristig nur überleben können, wenn wir eine gewisse Größe erreichen. Deshalb haben wir uns 2016 entschlossen, weitere Bankkredite aufzunehmen, um durch Zukäufe wachsen zu können. 2018 wurde dann auf Druck des Bankenkonsortiums eine Treuhandschaft über unsere Geschäftsanteile geschlossen und ein Sanierungsprozess eingeleitet. Als Familie haben wir diese Sanierungsphase unterstützt, mitfinanziert und begleitet. Vier Jahre lang haben wir um eine Perspektive gerungen und mit Überzeugung und der Unterstützung renommierter Berater an der Gestaltung einer Zukunft für das Unternehmen und die gesamte Belegschaft gearbeitet. Auch den notwendigen Prozess der Eigenkapitalbeschaffung, der im vergangenen Sommer eingeleitet wurde, haben wir aktiv unterstützt. Leider konnte keine Einigung zwischen einem Investor und den Gläubigern erzielt werden, so dass uns am Ende nichts anderes übrig blieb, als einen Insolvenzantrag zu stellen. Laut unseren Beratern hätte es sich dabei um ein Eigenverwaltungsverfahren handeln müssen, was aber letztlich vom Gericht nicht anerkannt wurde.

Auch nach der Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens ist es uns nicht gelungen, einen Investor für die Fortführung des Gesamtunternehmens zu finden, so dass ich Ihnen heute mit Bedauern mitteilen muss, dass wir unseren Geschäftsbetrieb einstellen werden. Als Unternehmer und Geschäftsführer trage ich die Verantwortung für diese Situation, auch wenn mein Entscheidungsspielraum durch die Treuhandschaft eingeschränkt war. Ich entschuldige mich aufrichtig für das persönliche Leid, das dieses Ergebnis für viele Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten bedeutet.

Einige Standorte, viele Mitarbeiter, das Unternehmen Autoteile Jakobs GmbH & Co. KG werden von Marktteilnehmern übernommen, so dass es für einen Teil unseres Teams Kontinuität gibt. Hierfür bin ich sehr dankbar.

Es war ein langer Weg mit Rückschlägen, Enttäuschungen, aber auch mit erfolgreichen Projekten, Innovationen und Erfolgen. Und mit vielen Lektionen, die ich gelernt habe. Ich kann aufrichtig sagen, dass ich mein Bestes gegeben habe.

Ich möchte meinem Team für die jahrelange Loyalität, die vielen Überstunden, die enormen Anstrengungen und die persönlichen Opfer danken. Auch wenn wir am Ende gescheitert sind, hat es sich gelohnt, dafür zu kämpfen.

Danke an alle unsere Lieferanten für die kontinuierliche Unterstützung, besonders in den letzten Jahren. Ein besonderer Dank gilt unseren treuen Kunden, die uns am Laufen hielten und viele unserer innovativen Funktionen inspirierten, die uns zu etwas Besonderem machten und uns von der Konkurrenz abhoben.“


Wer ist die Hess-Gruppe?

Die Hess-Gruppe bzw. Hess Automotive geht zurück auf das 1929 von Hans Hess gegründete Einzelunternehmen Hans Hess Autoteile. Zu seinen Hochzeiten erreichte der Teilehändler Umsatz von rund € 209 Mio pro Jahr. Dabei beschäftigte der Teilehändler bis zu 1.500 Arbeitnehmer. Durch Zukäufe in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist das Unternehmen in den letzten Jahren schnell gewachsen, was zu nicht unerheblichen Herausforderungen geführt hat. Seit dem Jahr 2018 befindet sich die Hess-Gruppe in einer Sanierungsphase, welche auch über den am 21.02.2022 beim Amtsgericht Köln gestellten Insolvenzantrag nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Q: Hess Gruppe

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