Laut Statistik ist jedes dritte Fahrzeug in Deutschland mit nicht korrekt eingestellten Scheinwerfern unterwegs. Neben der Lichtausbeute nimmt auch die Blendgefahr durch moderne LED-, Matrix- oder Laserlichtsysteme immer mehr zu. Analoge Lichteinstellgeräte sind für deren Einstellung nicht mehr geeignet und von den meisten Herstellern auch nicht zugelassen. An digitalen Geräten führt in Zukunft kein Weg vorbei. Neue, digitale Scheinwerfereinstellgeräte sind kalibrierfähig und werden den modernen Anforderungen an eine Scheinwerfereinstellung gerecht. Das bedeutet, dass auch Xenon-, LED oder Laser-Scheinwerferanlagen eingestellt werden können, denn die Geräte filtern den störenden Blausaum heraus und definieren somit die exakte Hell-Dunkel-Grenze. Mit den alten Lichteinstellgeräten war dies nicht möglich.
Was ist ein Blausaum?
Mit der Einführung neuer Lichtsysteme, angefangen mit den Xenon-Scheinwerfern bis zu heutigen LED-Systemen, bildet sich an der Hell-Dunkel-Grenze auf der Projektionsfläche des Geräts ein sogenannter Blausaum, der den exakten Übergang von Hell zu Dunkel verwischt, was zu einer falschen Einstellung der Scheinwerfer führen kann. Moderne, digitale Einstellgeräte bzw. deren Hochleistungskameras erfassen den Lichtkegel, ein Mikroprozessor wertet die Bilder aus und zeigt nahezu in Echtzeit den Lichtverlauf und die exakte Hell-Dunkel-Grenze auf dem Gerätemonitor an.
Eine Kamera ist notwendig
Digitale Geräte arbeiten außerdem mit hochmodernen CMOS-Kamerasystemen, mit denen auch einzelne Segmente, etwa bei Matrix-Licht, überprüft und eingestellt werden können. Als Scheinwerfereinstellgeräte für die Analyse zusätzlicher Segmente sind ausschließlich Geräte mit Kameratechnik einsetzbar, da die Kfz-Hersteller höchste Anforderungen an die Einstellgenauigkeit stellen. Rein visuelle Tests an der Wand oder traditionelle analoge Geräte bzw. Geräte mit Fotodiodentechnik erfüllen ihre Anforderungen nicht. Referenzparameter und Referenzwerte zum Einstellen der zusätzlichen Segmente werden durch die Fahrzeughersteller vorgegeben. Da beim Matrix-Licht einzelne Segmente ein- und ausgeschaltet werden können, muss deren Position exakt eingestellt sein, damit der Scheinwerfer korrekt arbeitet.
Nur mit Diagnosetester
Bei adaptiven Lichtsystemen, wie den Matrix-LED-Scheinwerfern oder dem Multibeam-LED von Mercedes-Benz, steuert eine Kamera die Lichtverteilung je nach Verkehrssituation. Dies hat zweierlei zur Folge. Zum einen benötigt die Werkstatt neben einem geeigneten Lichteinstellgerät zusätzlich einen Diagnosetester. So haben Hersteller wie Volkswagen oder Mercedes einen speziellen Einstellmodus entwickelt, der nur über ein Diagnosegerät aktivierbar ist. Darüber hinaus verlangen einige Hersteller nach der Scheinwerfer Justage eine zusätzliche Kalibrierung der Kamera. Auch dafür ist ein digitales Einstellgerät notwendig. Wie beispielhaft eine Werkstattausrüstung der Firma MAHA (siehe Bild).
Unebenheiten kompensieren
Für eine korrekte Scheinwerfereinstellung ist es außerdem notwendig, das Einstellgerät exakt zu positionieren und auszurichten. Die Positionierung fällt im Gegensatz zu früheren, runden Einzelscheinwerfern bei den modernen Lichtsystemen nicht ganz so einfach aus. Digitale Geräte unterstützen den Anwender dabei mit einem Kreuzlaser. Das Gerät selbst muss korrekt in der Ebene stehen, wozu häufig Fahrschienen im Boden eingelassen sind. Solch ein kalibrierter Messplatz ist in der Regel für die Scheinwerfereinstellung im Rahmen der HU notwendig. Die neueste Gerätegeneration verfügt deshalb häufig über eine integrierte und vollautomatische Kompensation von horizontalen und vertikalen Bodenunebenheiten. Damit ist die Lichteinstellung an jedem Arbeitsplatz in der Werkstatt möglich, manche Geräte speichern sogar die Beschaffenheit des jeweiligen Arbeitsplatzes ab. Schienensysteme sind in der Regel optional zu den Geräten erhältlich.
Leistung kostet
Kfz-Werkstätten, K&L-Betriebe oder Autoglas-Spezialisten – wer heute Fahrzeuge mit modernen Lichtsystemen warten oder reparieren will, kommt um ein digitales Lichteinstellgerät nicht mehr herum. Sie leisten viel mehr als frühere analoge Geräte, unterstützen den Anwender vielfältig und sind Voraussetzung für die Justage moderner Lichtsysteme. Die deutlich erhöhte Funktionalität verlangt aber nicht nur, dass sich der Anwender mit Betriebssystem und Menüführung beschäftigt, sondern hat auch ihren Preis, der sich im mittleren, vierstelligen Bereich bewegt. HAR / Bild: MAHA