Über den Bremsbelag Aftermarket, Handelsmarken von Teilehändlern und Ersatzteil-Bestellung im Rennsport per App. Aftermarket-Update.de im Gespräch mit Jörg Schmuck, Sales Director Central Europe & International Trading Groups IAM und Sören Kristensen, Vice President Global Marketing, Communiactions and Brand Strategy IAM bei TMD Friction.
Als globaler Spezialist für Bremsbeläge habe Sie Einblicke in verschiedene Märkte – Was unterscheidet den heimischen Bremsenmarkt in Deutschland von anderen Märkten? Gibt es bestimmte Strukturen oder Bestellmerkmale und was ist das Besondere an Bremslösungen aus dem Hause TMD Friction?
Mit über 135 Jahren Erfahrung in der Bremsbelagbranche sind wir weltweit einer der führenden Hersteller von Bremsbelägen. Ein erklärtes Ziel ist, unsere Marken so zu positionieren, dass sie passgenau auf bestimmte Regionen und deren Marktanforderungen, Fahrzeugsegmente und Preisklassen abgestimmt sind. Wir produzieren für diese Marken und Märkte täglich mehr als eine Millionen Produkte.
Während wir in Europa und insbesondere in Deutschland, sicher auch durch die wenigen Tempolimits, großen Wert auf Performance legen, steht beispielsweise in Nordamerika die Reduzierung des Bremsstaubs im Fokus. In Asien hingehen ist es ganz durchmischt, in manchen Ländern hat der Preis Priorität, in anderen das Thema Komfort. Hier in Deutschland haben wir aktuell bereits die größte Fahrzeugabdeckung aller Bremsbelag-Anbieter, was als Vorbild für viele andere Regionen in unserem globalen Umfeld dient. Zum Thema Strukturen und Bestell-Merkmale lässt sich sagen, dass der deutsche Aftermarkt, verglichen mit anderen Märkten, noch wenig Konsolidierung erfahren hat. Zudem wird der Vertrieb unserer Produkte hierzulande immer noch sehr oft über mehrstufige Vertriebsmodelle realisiert. Der Trend in anderen Regionen zeigt in die entgegengesetzte Richtung.
Handelsmarken von Teilehändlern werden bei Werkstätten immer beliebter. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Wir stehen als Originalteile-Hersteller (OE) und gleichzeitig als Lieferant für den Ersatzteilmarkt (IAM) mit unseren Marken für Produktqualität und Erstausrüster-Expertise. Das bildet das solide und seriöse Fundament für starke Markenbotschaften. Handelsmarken von Teilehändlern werden in der Tat beliebter. Diese Entwicklung hat jedoch auch etwas Kritisches. Wir erleben immer häufiger, dass Handelsmarken den Vertriebsraum nutzen, den wir Hersteller über Jahrzehnte mit unseren Marken geprägt haben. Kritisch wird es insbesondere bei der Kommunikation zum Kunden, da das Thema Nachhaltigkeit der Handelsmarke an Kraft verliert, einfach aus dem Grund mangelnder Expertise. Die großen, weltweit agierenden Ersatzteilmarkt-Großhändler haben zwar Eigenmarken auf den Weg gebracht, jedoch bedarf es hier einer starken und klaren Positionierung. Kompliziert wird es für die sogenannte „Private Label-Lösung“. Je höher der Preis sein soll, umso schwieriger gestaltet sich die angestrebte Marketing-Botschaft, da der Hersteller schlicht nicht kommuniziert wird.
Sie haben mit TecAlliance eine besondere App für die Ersatzteil-Bestellung für den Rennsport entwickelt – erklären Sie uns gerne, was es damit auf sich hat.
TMD Friction arbeitet seit 20 Jahren mit TecAlliance zusammen. Wir sind Gründungsmitglied und einer der Gesellschafter. Unsere Aftermarket -Marken und -Artikel sind hier im sogenannten TecDoc Catalogue gelistet. Wir nutzen die B2B-Plattform Order Manager für unsere Auftragsabwicklung – von der Verfügbarkeitsanfrage bis zur elektronischen Bestellung. Im Laufe der Zusammenarbeit mit TecAlliance sind wir dabei immer wieder aktiv an der Weiterentwicklung und Optimierung von digitalen TecAlliance-Lösungen beteiligt. Das Ziel: den Bestell-Prozess für unsere Kunden so effizient und einfach wie möglich zu gestalten. In diesem Zusammenhang haben wir beispielsweise 2019 gemeinsam eine innovative App entwickelt, die unseren TMD-Kunden im Rennsport die Arbeit in der Boxengasse erleichtert. Früher nahmen TMD-Mitarbeiter bei den Rennteams in der Boxengasse mit Block und Stift die Ersatzteilbestellungen für das nächste Rennen auf. Anhand dieser Zettel wurden die Ersatzteile anschließend am PC über den Order Manager bestellt. Heute werden die Ersatzteilbestellungen während des Rennens mit der Order Manager App erfasst. Den auf der Rennstrecke gefüllten Warenkorb übermittelt die App an den jeweiligen Benutzeraccount. Beim nächsten Zugriff auf den Order Manager über den Rechner kann der Besteller die Daten noch einmal prüfen, bei Bedarf um weitere Informationen ergänzen und dann absenden. So muss nichts mehr aufgeschrieben und später manuell eingegeben werden.
Ebenfalls seit 2019 sind wir dabei das Order Manager Modul Warranty & Returns einzuführen – für eine automatisierte Abwicklung von Garantiefällen und Retouren. Mit dieser Anwendung können Werkstätten, Händler und Teilehändler schnell und kostenlos Garantiefälle und Retourenanträge anlegen und an alle ihre Lieferanten übermitteln – auch international. Die Vorteile von Warranty & Returns kommen hier besonders zum Tragen. Bei Kunden aus Südamerika oder anderen nichteuropäischen Ländern dauerte der ganze Prozess bis zur endgültigen Abwicklung teilweise bis zu sechs Monate. Mit Warranty & Returns arbeiten wir alle gemeinsam über das gleiche Tool, das größtmögliche Transparenz bietet, und stehen in engem Austausch. Zusätzlich unterstützt Warranty & Returns die Antragsteller bei der Auswahl des korrekten Ersatzteils und reduziert so Fehler bei der Identifikation. Sie können ein Teil zum Beispiel direkt aus einer vergangenen Bestellung auswählen oder das Fahrzeug durch die Eingabe der KBA-Nummer, VIN-Nummer oder Nummernschildsuche ermitteln und das richtige Teil aussuchen. Über einen QR-Code lassen sich schnell und einfach Fotos, Videos und weitere Dokumente zum entsprechenden Fall hochladen. Etwaige Fragen kann der Lieferant direkt über die Chat-Funktion klären. Wir sind so viel näher dran an unseren Kunden – alles ist einfacher, schneller und kundenfreundlicher.
Vielen Dank für das Gespräch