Zur zweiten Ausgabe der neuen Talk-Reihe der Messe Frankfurt ‚Let’s talk business‘ kamen internationale Key Player und Verbände zusammen, um über alternative Antriebsstoffe zu diskutieren. Der digitale Talk fand am 14. April statt und befasste sich mit der Frage, welchen Mix alternativer Antriebsstoffe wir brauchen, um die EU-Klimaziele zu erreichen.
Wasserstoff, E-Fuels, Biofuels oder Elektro? Bei der zweiten Ausgabe von „Let’s talk business“, moderiert von Olaf Mußhoff, Director der Automechanika Frankfurt, tauschten sich internationale Unternehmen der Autoindustrie sowie Hersteller alternativer Kraftstoffe und Verbände darüber aus, welcher Antriebsstoff sich für welche Mobilitätsform eignet. Mit dabei waren Pierre Olivier Calendini, Chief Representative des Aramco Fuel Research Center, Frank Müller, Leiter des Hauptstadtbüros des BEM – Bundesverband Elektromobilität, Dr. Isabel Kundler, Project Coordinator bei Dechema e.V., Alain Mathuren, Communication Director bei FuelsEurope, Mark Freymüller, CEO, Hyundai Hydrogen Mobility und Dr. Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer, ZDK – Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes.
Trotz der kontroversen Debatte waren sich die Talk-Gäste mehrheitlich einig darüber, dass sämtliche Technologien, sei es die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle, Elektro oder synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels oder Refuels, genutzt werden müssen, um Mobilität so klimaneutral wie möglich zu gestalten.
„Wir müssen jede sich bietende Möglichkeit nutzen, um CO2 einzusparen“, so Marc Freymüller, CEO, Hyundai Hydrogen Mobility. „CO2 ist der Feind, den wir bekämpfen müssen und das sollten wir gemeinsam tun.“
Denn, so die einhellige Meinung der Teilnehmer: Der rasant fortschreitende Klimawandel fordert eine schnellstmögliche Reduktion der CO2-Emmissionen, wie sie durch fossile Brennstoffe verursacht werden, die für den Betrieb von PKW, Lastkraftwagen, aber auch Flugzeugen oder Schiffen eingesetzt werden.
„Leider gibt es bislang keine Technologie, die in der Lage ist, alle Einsatzgebiete abzudecken“, beklagt Pierre Olivier Calendini, Chief Representative des Fuel Research Center bei Aramco. „Deshalb müssen wir alle Technologien gleichermaßen weiterentwickeln und einen rechtlichen Rahmen finden, der dies unterstützt, damit die einzelnen Technologien entsprechend ihre Märkte finden können“, so Calendini weiter.
Auch Dr. Isabel Kundler, Project Coordinator bei Dechema e.V., unterstreicht, wie wichtig die Offenheit gegenüber den verschiedenen Technologien aus ihrer Sicht derzeit ist:
„Wir dürfen keine Gelegenheit verpassen und sollten daher jeder dieser drei Säulen eine Chance geben und offen sein für eine gewisse Diversität der Technologien.“
Denn, so konstatiert Dr. Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer, ZDK – Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, man müsse akzeptieren, dass verschiedene Mobilitätsformen auch verschiedene Lösungen benötigten:
„Eine dieser Lösungen ist mit Sicherheit die Elektromobilität und zwar für kurze Strecken, wie den Weg zur Arbeit und zurück. Für längere Strecken, für den Warentransport oder insbesondere für Schwertransporte, für Schiffe und Flugzeuge benötigen wir andere Lösungen wie Wasserstoff oder E-Fuels.“
Schnell zur Klimaneutralität
Auch bestehende PKW-Flotten könnten mittels E-Fuels oder Refuels sofort klimaneutral bzw. CO2-sparend betrieben werden, wie mehrfach betont wurde. Dazu ergänzt Frank Müller, Leiter des Hauptstadtbüros des BEM – Bundesverbands Elektromobilität:
„E-Fuels machen Sinn, wenn wir über die Flotten sprechen, die aktuell auf der Straße sind. Aber in Zukunft braucht es eine Verschiebung in Richtung elektrischer Fahrzeuge und vielleicht Wasserstoff-Antriebe für Lastwagen, Schiffe und den Flugverkehr.“
Im Gegensatz dazu sieht Alain Mathuren, Communication Director bei FuelsEurope, den klassischen Verbrennungsmotor noch lange nicht als Auslaufmodell:
„Denn das Problem ist nicht der Verbrenner an sich, das Problem ist der Kraftstoff, den wir nutzen. Mit synthetisch hergestellten E-Fuels oder Refuels, die aus Biomasse, Abfall und recyceltem CO2 hergestellt werden, können wir den Verbrennungsmotor dekarbonisieren.“
Ein weiteres Argument, das diskutiert wurde, sind die sozialen Auswirkungen, die eine flächendeckende Elektrifizierung des Personenverkehrs mit sich bringen könnte. Um auch einkommensschwächere EU-Bürger nicht abzuhängen, könnten diese ihre privaten PKW mittels E-Fuels oder Refuels weiter nutzen und trotzdem nachhaltig mobil sein.
Elektromobilität wird voraussichtlich im Bereich des Stadtverkehrs das Rennen für sich entscheiden, darin sind sich die Teilnehmer weitgehend einig. Doch welche der Technologien sich in den anderen Bereichen wie in der Luftfahrt, beim Lastwagenverkehr oder der Schifffahrt durchsetzen werden, sei noch relativ offen. Marc Freymüller zieht hierzu folgendes Fazit:
„Am Ende des Tages entscheidet der Nutzer. Die Alternative muss finanziell attraktiv sein, sowohl für den Betreiber als auch für den Endverbraucher. Meiner Ansicht nach hat jede Technologie ihre Vor- und Nachteile, je nachdem, in welchem Bereich sie eingesetzt werden soll. Fakt ist: Wir müssen etwas tun und zwar schnell. Daher sollten wir mit der Lösung starten, die am schnellsten umsetzbar ist.“
Quelle: Messe Frankfurt