Mitten im Corona-Jahr hat Continental in Kooperation mit der Unternehmensberatung zülchconsulting GmbH den Kennzahlen Kompass Autoservice eingeführt. Das webbasierte Analysetool zeigt Werkstätten alle wichtigen Kennzahlen und gibt ihnen die Möglichkeit, schnell und präzise zu reagieren, um Auslastung, Umsatz und Gewinn zu optimieren. Über dieses clevere und smarte Tool sprechen wir mit Bert C. Lembens im Detail. Er verantwortet den Sales Service im Geschäftssegment OE & Aftermarket Services bei Continental.
Wieso sind Kennzahlen für eine Freie Werkstatt überhaupt so wichtig?
Generell trifft man in vielen freien Werkstätten immer wieder auf exzellente und erfahrene Techniker, aber die Begeisterung für Controlling und Zahlen hält sich eher in Grenzen. Umso wichtiger ist ein schneller und einfacher Überblick zu Kosten, Effizienz und Geschäftspotenzialen. Denn die Zeiten waren für viele Werkstätten doch schon vor der Corona-Pandemie hart: Umsätze und Gewinne schrumpfen, für Diagnose und Wartung müssen immer mehr teure High-Tech-Geräte her, die Ausbildung der Mitarbeiter für neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität kostet Geld. Nun kommen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie hinzu, im Zweifel muss erst mal die Liquidität gesichert werden. Kennzahlen waren deshalb noch nie so wichtig wie heute!
Auf welche Kennzahlen sollten Werkstattbetreiber besonders achten?
Zentral sind sicherlich die Stundenverrechnungssätze, die betriebliche Auslastung und die Erlöse aus dem Material: Sind die realisierten Stundensätze kostendeckend? Sind die Mitarbeiter produktiv und die Abläufe im Betrieb effizient? Welche Handelsspanne erzielt die Werkstatt mit dem Ersatz von Verschleißteilen und dem Verkauf von Reifen, was wird an Material-Rohertrag je verkaufter Stunde realisiert?
Eine smarte Funktion ist die Vergleichbarkeit mit Kfz-Werkstätten in der gleichen Region. Wenn nun Unterschiede angezeigt werden, wie geht es dann weiter?
Ein Ampelsystem zeigt den Nutzern auf den ersten Blick, wo ihre Werkstatt gegenüber den Vergleichsbetrieben steht. Wenn etwa das Verhältnis zwischen bezahlten und anwesenden Stunden ungünstig ist, empfiehlt sich der Einsatz einer Zeiterfassungslösung. Außerdem können sich Betriebe mit den Top Fünf ihrer Betriebsgröße vergleichen. Werkstattbetreiber können nach dem schnellen Überblick tief in ihre Daten einsteigen. Das Tool konzentriert sich trotzdem auf das Wesentliche, auch Zahlenmuffel finden sich schnell zurecht. Gemeinsam mit zülchconsulting geben wir auch gerne konkrete Handlungsempfehlungen und stehen beratend zur Seite. Wir lassen die Werkstätten nicht allein. Das ist uns ganz wichtig
Potenziale zum Fahrzeugbestand oder Wartungs- und Reparaturvolumen in der Region können ebenfalls eingesehen und die eigenen Marktanteile angezeigt werden. Welche Vorteile kann die Werkstatt daraus ziehen?
Sie sieht, wie viele Fahrzeuge insgesamt und wie viele Fahrzeuge, die älter als vier Jahre sind, in einer fahrbaren Entfernung angemeldet sind. Daten zum Wartungs- und Reparaturvolumen aus dem DAT-Report vervollständigen die Übersicht. Die Werkstatt kann bewerten: Ist ihr Stück vom Kuchen groß genug? Sie sieht, welche Potenziale in ihrem Einzugsgebiet schlummern.
Ihr Tool verdeutlicht die Wichtigkeit der Digitalisierung und auch die Vorteile von Kooperationen. Wie sieht für Sie die „digitale“ Werkstatt der Zukunft aus?
Die freie Werkstatt der Zukunft nutzt die Chancen der Digitalisierung, um durch Lösungen wie den Kennzahlen-Kompass Umsatz und Gewinn zu steigern und langfristig erfolgreich zu sein. Abrechnung und Buchhaltung werden durch Software und webbasierte Tools deutlich effizienter und übersichtlicher. Auch für die Kundenkommunikation bieten digitale Anwendungen große Chancen, etwa bei der Terminvergabe. Auch zu dem Thema digitale Kundenkommunikation werden wir in diesem Jahr ein Digitalisierungspaket herausbringen. Die Idee ist ähnlich wie beim Kennzahlen-Kompass. Es muss möglichst einfach für Werkstätten sein, ihre digitale Kundenkommunikation aufzubauen. Dabei helfen wir mit verschiedenen Maßnahmen – beispielsweise mit einer Onlineterminvereinbarung, einem Google Business Profil oder einer optimierten Website.
Der Kennzahlen Kompass-Autoservice wurde im September 2020 eingeführt, also in Zeiten der Pandemie. Wie haben sie die Einführung in diesem besonderen Umfeld bewerkstelligt?
Durch die Corona-Pandemie sind sehr viele Inhaber für die Nutzung digitaler Tools sensibilisiert worden. Durch viele Live-Video-Schulungen und Erfahrungsaustausch per Video haben wir einen engen und intensiven Kontakt zu den Nutzern aufgebaut. Eine im Kennzahlenkompass integrierte Online-Video-Beratung bietet den Usern außerdem schnell und unkomplizierte Unterstützung bei der Dateneingabe und der Interpretation. Um den Kennzahlen-Kompass bekannt zu machen, nutzen wir natürlich unsere Kanäle wie unserer Serviceplattform MoreContinental und unseren Youtube-Kanal, aber auch die Fachmedien. Interessierte Werkstätten können sich außerdem zu einem kostenfreien Webinar anmelden. Unsere Continental-Werkstattpartner erhalten einen Rabatt auf die Nutzungsgebühr, die mit 360 Euro pro Jahr aber ohnehin in einem überschaubaren Rahmen ist.
Vielen Dank für das Gespräch
Ein Video zu allen Funktionen finden Sie hier: