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DEKRA gründet Digitalisierungs-Zentren

Veröffentlicht am 17.12.2020
 

In der globalen Top-Liga der Prüfunternehmen hat sich DEKRA im Jahr 2020 überdurchschnittlich behauptet und seine Position als anerkannter Partner für die Prüfung, Inspektion und Zertifizierung intelligenter und vernetzter Produkte ausgebaut. Die Auswirkungen der Pandemie haben die Dynamik der Digitalisierung in den Fokus gerückt. Bis 2025 – DEKRA wird dann 100 Jahre alt – wird das Unternehmen sein komplettes Dienstleistungsportfolio digitalisiert haben.


„Wir werden das gesamte Unternehmen an den Chancen der Digitalisierung ausrichten: von neuen Arbeitsformen über verstärkte digitale Interaktion und Innovation bis zu datengetriebenen Dienstleistungen“, so der DEKRA Vorstandsvorsitzende Stefan Kölbl. „COVID-19 hat diesen Transformationsprozess weiter beschleunigt.“ Die Pandemie hat im Geschäftsjahr 2020 den seit 16 Jahren andauernden Wachstumskurs unterbrochen. Der Umsatz wird voraussichtlich um rund 200 Millionen Euro auf etwa 3,2 Milliarden Euro sinken. Kölbl: „Wir haben uns damit unter den gegebenen Umständen besser als erwartet entwickelt.“

Die weltweit tätige Expertenorganisation investierte mehr als 120 Millionen Euro – schwerpunktmäßig in die Digitalisierung. Durch die verstärkte digitale Ausrichtung stieg die Zahl der Beschäftigten – ohne das Geschäftsfeld Zeitarbeit – um 773 auf 29.628 Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigt DEKRA zum Jahresende 2020 voraussichtlich 43.200 Mitarbeiter (Vorjahr: 44.714). Im Rahmen der Digitalisierung von Dienstleistungen und Prozessen wurde Anfang 2020 ein „Center of Excellence“ für Künstliche Intelligenz (KI) aufgebaut. Ziel ist es, mit Hilfe der KI bestehende Dienstleistungen zu verbessern und neue zu entwickeln.

„In unserem neuen KI-Center of Excellence nutzen wir Erfahrungen, die wir seit 2019 beim Management von Schadenfällen sammeln“, sagte DEKRA Chef Kölbl.

In dem ebenfalls 2020 etablierten konzernweiten „Cyber Security Hub“ arbeitet DEKRA an Lösungen für die Sicherheitsherausforderungen der Digitalisierung. Das gilt im Bereich der „Automotive Cyber Security“ beispielsweise für Software-Updates, die „Over-the-Air“ (drahtlos) in die Fahrzeuge überspielt werden. Bei den Cyber-Sicherheits-Lösungen geht es um das Testen, Prüfen und Auditieren von Services sowie um Schulungen zu den vielfältigen Technologien und Vorschriften.

Da Kraftfahrzeuge heute permanent Daten generieren, spielen Daten auch für die Verkehrssicherheit eine entscheidende Rolle. In der 2019 gestarteten „Trust Center“-Initiative fordert DEKRA deshalb den diskriminierungsfreien, unabhängigen Zugang zu sicherheits- und umweltrelevanten Fahrzeugdaten. Ohne sie lassen sich der ordnungsgemäße Zustand und die Sicherheit der Fahrzeuge in Zukunft nicht mehr garantieren. Beim „Trust Center“ handelt es sich um ein Treuhändermodell zur sicheren Sammlung und Verwertung von Daten im Sinne des Verbraucherschutzes.

„Das visionäre Treuhändermodell ist ein wichtiger Baustein für die Verkehrssicherheit und den Verbraucherschutz der Zukunft“, erklärte Stefan Kölbl zu der Initiative, die auch von weiteren Organisationen unterstützt wird.

DEKRA gestaltet Mobilität der Zukunft

Die Mobilität der Zukunft gestaltet DEKRA auch durch eine Beteiligung am Forschungsprojekt „RealLabHH“ in Hamburg mit. Das Ziel: Herauszufinden, welche Mobilitätslösungen sich in der Praxis bewähren. Experten des DEKRA Technology Center bringen ihre Kompetenz speziell zu Fragen des Zulassungsprozesses von autonomen Shuttles für den öffentlichen Verkehr ein. Diese On-Demand-Shuttles sind Teil der digitalen Infrastruktur, die im Realbetrieb erprobt wird. In China, dem größten Automobilmarkt der Welt, hat DEKRA seine Kompetenz rund um das automatisierte und vernetzte Fahren durch die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens gestärkt. Gemeinsam mit dem chinesischen Partner wird ein hochmodernes Testzentrum für die Prüfung von Schlüsseltechnologien rund um drahtlose Kommunikation, Konnektivität, KI, Geoinformationssysteme und Cyber Security aufgebaut.

Kfz-Prüfgeschäft behauptet sich in der Krise

In der periodischen Prüfung von Kraftfahrzeugen (Service Division Vehicle Inspection) ist es in Deutschland im ersten Halbjahr gelungen, als Nummer 1 den Marktanteil bei den Hauptuntersuchungen noch einmal leicht auf 33,6 Prozent auszubauen. Von der Krise betroffen waren dagegen andere automobilnahe Dienstleistungen. So war etwa das Geschäft mit Gutachten wegen rückläufiger Unfallzahlen und weniger Elementarschäden rückläufig. Dagegen herrschte im DEKRA Technology Center am Lausitzring nach proaktiven Investitionen in das Abgaslabor Hochbetrieb. Stefan Kölbl:

„Die fachkundige Nachfrage nach Messungen zu Emissionen, Reichweiten und dem Energieverbrauch von Fahrzeugen aller Antriebsarten ist groß. Mit serviceorientierten Akkreditierungen für die wichtigsten Weltmärkte sind wir in Klettwitz als Partner der Automobilindustrie bestens aufgestellt.“

International konnte DEKRA mit etwa 27 Millionen Fahrzeugprüfungen seine Position als Weltmarktführer weiter festigen. Der Aufbau in Dänemark und Schweden verlief mit nun 35 und 71 Stationen planmäßig. In den USA haben im Bundestaat New Mexico acht Abgasprüfstationen in der Region Albuquerque das Prüfgeschäft aufgenommen. Im US-Nachbarstaat Mexiko gelang der Einstieg: Noch im Dezember eröffnet voraussichtlich die erste von sechs Abgasprüfstationen im Bundesstaat Jalisco. In Chile geht nach der Erteilung der Konzession 2019 die erste von zehn Prüfstationen im kommenden Jahr in der Provinz Santiago in Betrieb.

Übernahmen und Kooperationen stärken Industriegeschäft

Das Industrieprüfgeschäft (Service Division Industrial Inspection) hat sich im schwierigen Umfeld der Pandemie vergleichsweise gut entwickelt. Viele Kunden haben den Lockdown zur Inspektion und Prüfung von Anlagen und Materialien genutzt. So hat DEKRA im schwedischen Ringhals-Kernkraftwerk den Block 4 mit einem Team von mehr als 50 Experten in Rekordzeit geprüft. In China konnte die Präsenz durch die Übernahme des Großteils der ENERTIC Engineering Technical Co. Ltd., Peking, ausgebaut werden. ENERTIC unterstützt seit zwei Jahrzehnten multinationale und chinesische Rohstoff- und Energieunternehmen in der Materialprüfung. Dank einer Kooperation mit dem australischen High-Tech-Ausrüster Nexxis hat DEKRA in Ozeanien seine Kompetenz in der automatisierten und roboterbasierten Inspektion in schwierigen und gefährlichen Umgebungen gestärkt.

DEKRA betreibt Europas größtes Prüflabor für Atemschutzmasken

In der Produktprüfung (Service Division Product Testing) reagierte DEKRA sehr schnell auf die COVID-19-Krise.

„Wir sind in Deutschland mit Abstand Vorreiter in der Prüfung von Atemschutzmasken“, sagte Vorstandschef Kölbl über das DEKRA Speziallabor in Essen.

Es ist als notifizierte Stelle für filtrierende Atemschutzmasken anerkannt und das mit Abstand größte Prüflabor für Masken in Europa. Bereits seit Mitte März 2020 wurden dort Masken auf Basis eines anerkannten Schnelltests geprüft. Heute wird die Prüfung nach den anspruchsvollen Kriterien der PSA-Verordnung für FFP2-Masken sehr stark nachgefragt.

DEKRA gehöre auch beim Prüfen von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität zu den Vorreitern.

Kölbl: „Wir sind derzeit der zukunftsweisende Anbieter weltweit, der End-to-End-Tests anbieten kann.“

So ist das DEKRA Testlabor in Arnheim (Niederlande) eines der wenigen Labore, die Hochleistungsladestationen prüfen können. Im Wachstumsfeld der funktionalen Sicherheit, zum Beispiel von Elektronik in Kraftfahrzeugen, hat DEKRA eine globale Ausschreibung gewonnen: Für den größten Automobilzulieferer der Welt werden Funktionssicherheitstests und -Audits durchgeführt. Mit einem neuen Speziallabor in Stuttgart und durch die Übernahme der Labore der südkoreanischen Movon Corporation konnte DEKRA seine herausragende Marktstellung in der Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) und Hochfrequenzprüfung (RF), insbesondere für Automobilhersteller, weiter stärken.

Neue Akkreditierungen sichern Zukunftschancen

Ihren Zugang zu Wachstumsmärkten hat die Expertenorganisation durch weitere Zulassungen verbessert. Die Open Charge Alliance ernannte DEKRA Labore in Arnheim und Sterling/USA zu offiziellen Testlaboren rund um die Messung und Abrechnung zwischen Ladestationsbetreibern. In den USA erhielt DEKRA durch die US-Arbeitsschutzbehörde OSHA den Status eines offiziellen Prüflabors (Nationally Recognized Testing Laboratory/NRTL). In China hat die China National Certification and Accreditation Administration (CNCA) die DEKRA Labore in Shanghai und Guangzhou nach den Standards der China Compulsory Certification (CCC) anerkannt. Dadurch kann DEKRA internationalen Herstellern in China Inspektions-, Test- und Zertifizierungsdienste aus einer Hand anbieten. Zudem erhielt das DEKRA Labor in Málaga (Spanien) als eines der ersten Labore überhaupt die Zertifizierung nach dem ioXt-Standard, den eine Allianz aus Herstellern, Industrieverbänden und öffentlichen Institutionen entwickelt hat. Nach diesem Standard werden Geräte für das Internet der Dinge (IoT) auf Cyber-Sicherheit geprüft.

Digitale Lernszenarien

Im Geschäftsfeld Bildung (Service Division Training) hat DEKRA die COVID-19-Pandemie genutzt, um digitale Lernszenarien zu intensivieren. Dabei spielen Micro-Learnings eine wichtige Rolle. Sie werden über das Smartphone ausgespielt und nutzen „Virtual and Augmented Reality“-Elemente. Wachstum für die Zukunft verspricht das „Beacon-Content-Management-System“ DEKRA Tag.it. Damit lassen sich zum Beispiel Sicherheitsinformationen in Produktionshallen oder Wartungsanleitungen für Maschinen direkt vor Ort über das Smartphone abrufen. Sein kundenorientiertes Expert Migration-Programm konnte DEKRA in Brasilien nach dem Start im Jahr 2019 auf mehrere Regionen ausweiten. Dadurch verdreifachte sich die Teilnehmerzahl auf rund 450. Mit dem Programm qualifiziert DEKRA Pflegekräfte für ihren späteren Einsatz in Deutschland.

Das Geschäftsfeld Zeitarbeit (Service Division Temp Work) hat stark unter der COVID-19-Pandemie gelitten. So waren in Deutschland von insgesamt mehr als 7.000 Zeitarbeitnehmern Stand Ende Oktober rund 1.200 in Kurzarbeit.

Neue Dienstleistungen rund um COVID-19 und Nachhaltigkeit

Nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat DEKRA sein Online-Sicherheitsportal DEKRA Safety Web durch Unterweisungen zu Hygieneregeln und zum Transport von COVID-19-Proben ergänzt. Das Portal verzeichnete daraufhin ein Wachstum von 60 Prozent. Mittlerweile wird es von rund 120.000 Mitarbeitern aus mehr als 500 Unternehmen genutzt. Für einen renommierten Pharmahersteller hat DEKRA (Service Division Consulting) ein Sicherheits- und Gesundheitskonzept für die Arbeitsabläufe im Betrieb und für das Home-Office entwickelt. Zunächst für Standorte in den Niederlanden und in Irland, im Jahresverlauf für den gesamten Konzern. Mit beschleunigten Testverfahren für medizinische Geräte, zum Beispiel Beatmungsgeräte, unterstützen die DEKRA Labore in Arnheim und in Málaga Gesundheitsbehörden und Kliniken bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie.

Im gesellschaftspolitisch wichtigen Feld der Nachhaltigkeit hat DEKRA sein Engagement ebenfalls verstärkt. So haben in Deutschland sechs Profi-Fußballclubs an der Nachhaltigkeits-Zertifizierung „sustainClub“ durch DEKRA teilgenommen. „sustainClub“ ist der bisher einzige anerkannte Nachhaltigkeits-Standard im Profifußball. Mit der Zertifizierung können die Vereine nachweisen, dass sie sich in den drei Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales engagieren. Die eigene Nachhaltigkeitsstrategie hat DEKRA im Jahr 2020 mit konkreten Zielen bis 2025 weiterentwickelt. So will das Unternehmen beispielsweise seinen CO2-Fußabdruck gegenüber 2018 um 50 Prozent reduzieren und alle Lieferanten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsziele überprüfen.


Zuversichtlicher Ausblick 2021

„Das Geschäftsjahr 2020 war durch die COVID-19-Pandemie gekennzeichnet. Aber DEKRA hat die Zeit genutzt, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, sagte Stefan Kölbl. „Wir haben unsere Digitalisierungs- und Innovationsaktivitäten intensiviert und neue digitale Kompetenzen aufgebaut.“

Auch wenn derzeit nicht abzusehen ist, wie lange die Krise und ihre Auswirkungen anhalten, sprechen nach Ansicht von Kölbl viele Gründe dafür, dass DEKRA auf den Wachstumspfad zurückkehren kann, sobald sich die Lage normalisiert. Zu diesen Gründen zählen die globale Präsenz, die neue Organisationsstruktur sowie die gute Position in Wachstumsmärkten wie vernetzte Mobilität, Cyber-Sicherheit und Nachhaltigkeit.

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