Speed4Trade wird 15 Jahre alt. In einem Interview sprach der Geschäftsführer Sandro Kunz über die Gründung, Motivation, aktuelle Herausforderungen und Zukunftsaussichten des Unternehmens.
15 Jahre Speed4Trade: Welche Rolle spielten digitale Plattformen in den Anfängen und heute? Wie hat sich seither der Fokus verändert und wo steht Speed4Trade heute?
S. Kunz: 2005 gründeten wir mit Speed4Trade eine Software-Company, die das neue und spannende Ebay-Geschäft für Handelsunternehmen ermöglichen und automatisieren sollte. Die Kernanforderung war die sichere Datensynchronisation (von Artikeldaten, Auftragsdaten und so weiter) zwischen der internen Infrastruktur der Händler und dem Marktplatz. Über Ebay hinaus haben wir in diesen Jahren wertvolle Erfahrungen über die verschiedenen Marktplatzmodelle gesammelt. Wir konnten uns in den Folgejahren mit diesem Know-how auch als externer Entwicklungspartner bei Marktplätzen wie Ebay erfolgreich positionieren und Teilbereiche entwickeln, die auch heute noch live sind. Wir sind dankbar, dass wir in diesen 15 Jahren die Entwicklung der Marktplätze in Deutschland aktiv mitgestalten konnten.
Als Multi-Channel-Lösungsanbieter haben wir in der Zeit auch erste Shoplösungen für unsere Kunden entwickelt, auf Basis diverser Open-Source-Lösungen. Das war für uns der Einstieg in den Aufbau von B2C- und B2B-Shoplösungen und Plattformen, was heute unser Schwerpunkt ist. Aktuell sehen wir großen Bedarf an Transaktionsplattformen in jeglicher Form, über alle Handelsformen hinweg oder im Verbund. Es geht um Plattformen für den Verkauf oder Einkauf von Waren oder Services sowie datengetriebene Self-Service-Plattformen. Wir beschäftigen heute 100 Mitarbeiter und verstehen uns mit all dieser Expertise als Plattform-Technologieunternehmen und Digitalisierungspartner für Handel und Industrie.
Wodurch sticht Speed4Trade am Markt der Plattform-Anbieter hervor und wovon profitieren Plattformbetreiber mit Speed4Trade als Partner?
S. Kunz: Speed4Trade ist eines der wenigen unabhängigen und inhabergeführten Unternehmen in diesem Segment. Als Softwarehersteller und -Projektdienstleister zugleich liefern wir für Kundenprojekte alles aus einer Hand. Das erleichtert vieles für unsere Kunden. Diese schätzen vor allem unsere effiziente, zuverlässige Projektabwicklung in Sachen Time, Quality und Budget. Gerade in der heutigen dynamischen Zeit ist es notwendig, dass der erste Prototyp beziehungsweise das System in wenigen Monaten in Betrieb genommen werden kann und nicht erst, wie oftmals üblich, nach ein bis zwei Jahren. Für unsere Kunden sind wir ein Sparringspartner auf Augenhöhe. Wir bringen uns ein, um Fehlentwicklungen bei der Ausrichtung von Plattformen zu vermeiden. Wir begleiten den Entstehungsprozess einer Plattform von der Beratung, über Konzeption, Design, Customizing, ERP-Integration, Systemvernetzung bis hin zu Service und Support nach Live-Gang.
Auf welcher Basis baut Speed4Trade digitale Plattformen im Kundenauftrag und welche Vorteile bringt dies für den Kunden mit sich?
S. Kunz: Bei Kundenprojekten setzen wir auf unser eigenentwickeltes Framework Speed4Trade Commerce als starkes Fundament, das für Plattform- und Shopprojekte im B2C- oder B2B-Umfeld entsprechend angepasst und erweitert werden kann. Betrieben wird das Ganze in der Cloud oder klassisch als Hosting-Modell. Die Lösung ist auf Skalierbarkeit, große Datenmengen und Schnittstellen getrimmt, sodass der Kunde mit uns wachsen kann. Wir beobachten und unterstützen aktuelle Entwicklungstrends wie Mobile First, API First oder Headless Software. Außerdem sitzt bei uns im Vergleich zu anderen Lösungen der Kunde am „Driver Seat“ und steuert die Update-Politik. Das heißt, unser Kunde entscheidet, wann ein Update oder Upgrade durchgeführt wird. „Frozen Zones“, also eine unterbrechungsfreie Verfügbarkeit des Systems, können dabei optimal berücksichtigt werden.
Was ist der Speed4Trade-eigene Anspruch beim Bau digitaler Plattformen und welche besonderen Plattform-Anwendungsfälle begleitet Speed4Trade?
S. Kunz: Unsere Vision ist „Kundennähe durch digitale Lösungen“. Plattformökonomie ist aus unserer Sicht die Lösung im Kampf um den Kundenzugang. Daher ist es unser Ansporn, mit einer robusten Plattformlösung die Marktposition unserer Kunden zu stärken und nachhaltig zu verbessern. Es muss für unsere Kunden ein Wettbewerbsvorteil sein, mit Speed4Trade-Lösungen zu arbeiten. Sie sollen mit uns neues Wachstum generieren.
Wir haben diverse Alleinstellungsmerkmale in der Automotive-Branche, arbeiten aber auch für andere Segmente wie Möbel, Elektronik oder Maschinenbau. Die Einsatzmöglichkeiten unserer Lösungen sind vielseitig. Beispielsweise haben wir einen B2B2C-Marktplatz für einen Handelsverband in der Spielzeugbranche entwickelt, mit circa 600 Handelspartnern und circa 600.000 Artikeln im Sortiment. Oder eine Plattformlösung mit Tablet-Applikation für das mobile Service- und Werkstattgeschäft eines Reifenkonzerns.
Herr Kunz, was sind die Chancen und Vorhaben von Speed4Trade mit Blick in die Zukunft?
S. Kunz: Wir haben vor, verstärkt in die Bereiche Datenanalyse, künstliche Intelligenz und Machine Learning zu investieren, um unsere Produkte und Lösungen intelligenter und noch leistungsstärker zu gestalten. Wir werden Speed4Trade Commerce konsequent weiterentwickeln, denn wir glauben an die Stärke spezialisierter und individualisierbarer Shop- und Plattformlösungen. Laut einer Erhebung von EHI/iBusiness setzen immerhin 44 Prozent der Top-1.000-Shops beziehungsweise 64 Prozent der Top-100-Shops nicht auf Standardlösungen, sondern auf speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Systeme.
Professor Dr. Gerrit Heinemann, Leiter des eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein und Mitglied des etailment-Expertenrates, sagte kürzlich in einem Interview:
„Ich glaube, Plattformen, wie sie Ebay bietet, oder spezifische Lösungen von Verbundgruppen – 80 Prozent der lokalen Händler sind ja in Verbundgruppen organisiert – könnten eine Chance sein. Verbundgruppen müssten das Thema aber richtig ernst nehmen.“
Auch ich sehe das enorme Potential, den lokalen Handel beziehungsweise das stationäre Dienstleister-Geschäft durch die digitale Plattformökonomie zu stärken. Markt-Playern möchten wir in Zukunft weiter genau diese Chancen aufzeigen und für die Umsetzung eine zukunftsfähige Plattformlösung bereitstellen. Quelle: Speed4Trade