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Interview zur Klimaanlagensaison

Veröffentlicht am 27.03.2020
 

Die Klimaanlagensaison steht vor der Tür – Über Klimaanlagen, Kältemittel, Elektroautos und die Zukunft. Aftermarket-Update.de im Gespräch mit Michael Ingvardsen, Präsident bei MAC Partners und Technical Training Manager von Nissens Automotive.


Die Klimaanlagensaison steht vor der Tür. Welche Themen beherrschen die Branche in diesem Jahr?

In diesem Jahr wird die Branche von zwei Prioritäten dominiert, die seit einigen Jahren ganz oben auf der Tagesordnung stehen: Kältemittel und Elektrifizierung. Beide Themen beschäftigen derzeit die Branche und werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Da Energie und Umwelt zunehmend in den Vordergrund rücken, ist die Elektrifizierung natürlich zu einem größeren Teil des Automobilgeschäfts geworden, in dem Elektrofahrzeuge an Marktanteile gewinnen und sich die Branche zunehmend mit diesem Thema befasst. Kältemittel für Klimaanlagen sind seit langem ebenfalls ein Schwerpunkt und verursachen Umweltschäden, wenn das globale Erwärmungspotential (GWP) zu hoch ist.

Der Austausch des alten Kältemittels – R134a – hat sich lange angekündigt. Welche Vor- und Nachteile bietet dieser Wandel?

Der Wandel begann im Jahr 2006, als die EU beschloss, ein Kältemittel mit einem niedrigeren globalen Erwärmungspotential (GWP) zu verwenden, das den Standard zur Messung der Auswirkungen von Gasen auf die Schädigung der Ozonschicht in der Atmosphäre ersetzt. Die Umweltgesetzgebung sah vor, dass Automobilhersteller ab dem 1. Januar 2017 ein neues Kältemittel – R1234yf – in Klimaanlagenprodukten verwenden mussten und dass alle Klimaanlagen auf R1234yf eingestellt werden mussten. Bereits in den Jahren  2009 – 2011 wurde erwartet, dass ein neues Kältemittel die Kontrolle übernehmen würde, aber es gab keine Anzeichen für ein neues Kältemittel. Infolgedessen traten Probleme wie Kältemittelmangel und hohe Preise auf, die das Geschäft auch heute noch beeinträchtigen. Bei steigenden Preisen ist mit Parallelimporten zu rechnen, was den illegalen Import von R134a oder R134a in minderer Qualität fördert.Aus technischer Sicht ist dies außerordentlich problematisch, wenn die Klimaanlage mit Kältemitteln von minderwertiger Qualität betrieben oder mehrere Kältemitteltypen miteinander gemischt werden.

Warum stellt das Mischen von Kältemitteln ein Problem dar?

Wenn Kältemittel gemischt werden, muss darauf geachtet werden, dass sie sich identisch mit den Klimakomponenten, dem Öl, den O-Ringen usw. verhalten. Kältemittel sind häufig temperaturabhängig und übermäßige Temperaturen führen zu Verschleiß der Kolben und des Kondensators sowie zu unsachgemäßer Wechselwirkung mit dem Öl. In der Regel leitet das Kältemittel das Öl nicht richtig durch das System, mischt sich nicht richtig mit dem Öl und sammelt sich in kleinen Taschen im System an, was insbesondere bei Kondensatoren und Verdampfern zu ernsthaften Problemen führt. Für einen ordnungsgemäßen Systembetrieb muss huundertprozentige Verträglichkeit der Komponenten Kältemittel, Öl und Klimaanlage gewährleistet sein.

Dieser Wandel wirft demnach also weitere Fragen auf. Aber wie sieht die Zukunft aus? Ist ein Plan in Aussicht?

Die EU arbeitet an der Zulassung anderer Kältemittel, die mit dem neuen Kältemittel R1234yf kompatibel sind, sowie von CO2-Systemen. Derzeit werden weltweit mehr als 500 Kältemittel getestet, was beweist, dass viele Menschen an einer Lösung arbeiten. Derzeit ist jedoch keine Nachrüstung der Klimaanlage geplant, so dass R134a durch R1234yf ersetzt werden kann. Ein weiteres Diskussionsthema steht auf der Tagesordnung. R1234yf ist leicht entflammbar und läuft bei etwas höherem Druck und höheren Temperaturen als R134a. Wenn Sie nicht darauf achten und R1234yf zu einem System hinzufügen, das nicht dafür ausgelegt ist und das Fahrzeug Feuer fängt, übernimmt der Fahrzeughersteller keine Haftung. Solange Fahrzeuge mit R134a betrieben werden laufen wir Gefahr, dass uns das Kältemittel ausgeht, da durch eine geringere Importmenge die Kreativität der Menschen gefördert wird. Daher benötigen wir Richtlinien und einen Plan, um Fahrzeuge von R134a auf R1234yf umzurüsten.

Kältemittel bleiben weiterhin ein heißes Thema. Wie sieht es mit der Elektrisierung aus? Was geschieht in diesem Bereich?

Die Elektrofahrzeugindustrie steht definitiv im Fokus, aber vieles ist noch unsicher, obwohl immer mehr Elektrofahrzeugmodelle produziert werden. Aus Umweltsicht bietet ein Elektro- oder Hybridfahrzeug sicherlich Vorteile, jedoch kommen ständig neue Berichte auf, die in verschiedene Richtungen weisen. Elektrofahrzeuge haben eine begrenzte Batterielebensdauer und können nur bei den richtigen Temperaturen betrieben werden. Wenn die Temperatur nicht ideal ist, sinkt der Batteriestand – und wenn die Klimaanlage angeschalten ist, verringert sich die Reichweite. Es ist eine kritische Kundengruppe entstanden, die den Batteriestand im Auge behält und skeptisch wird, wenn er zu stark schwankt. Gleichzeitig unterscheidet sich das Wärmepumpensystem in Elektrofahrzeugen grundlegend und erfordert eine unterschiedliche Handhabung und Wartung. Dies ist nach wie vor eine Herausforderung, die mit der zunehmenden Zahl von Elektro- und Hybridfahrzeugen Schritt halten muss.

Inwiefern unterscheidet sich das Wärmepumpensystem der Klimaanlage eines Elektrofahrzeugs von einem herkömmlichen System?

Die Wärmepumpe ist ein anderes System mit unterschiedlicher Mechanik, mit dem wir bei Nissens sehr vertraut sind. In Elektrofahrzeugen wird die Klimaanlage sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet. Wenn dieser Vorgang nicht ordnungsgemäß ausgeführt werden kann, werden die an das System angeschlossenen Produkte getestet. Wenn Verunreinigungen in den Kondensator gelangen, ist ein korrekter Durchfluss nicht möglich. Darüber hinaus enthält das Wärmepumpensystem einen internen Kondensator, sodass Sie bei Problemen möglicherweise zwei Kondensatoren austauschen müssen. Andernfalls besteht die Gefahr eines Kompressorausfalls. Aufgrund dieser technischen Schwierigkeiten ist es auch dringend erforderlich, eine gründliche Aus- und Weiterbildung für das System anzubieten.

Es wird weiterhin spannend sein, diese Entwicklung zu verfolgen. Steht noch etwas anderes auf der Tagesordnung?

Chemikalien und mit Wasserstoff betriebene Autos gehören zu den weiteren angesagten Themen. Viele sagen voraus, dass mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge das nächste große Thema sein werden, jedoch gibt es viele verschiedene Meinungen in Bezug auf die CO2-Emissionen. Ebenso wie Kältemittel sind Chemikalien, Öle und Additive immer wieder ein heißes Thema, und insbesondere die Qualität steht im Scheinwerferlicht.


 

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