Die Abkühlung der Konjunktur in Deutschland schlägt zunehmend auf die wirtschaftliche Lage im Kfz-Ersatzteil- und Servicemarkt bzw, Aftermarket durch, so die Ansicht des Branchenverbands GVA. Die Meinungsbilder aus dem Kfz-Ersatzteilbereich, die der GVA mit seinen Mitgliederbefragungen zur wirtschaftlichen Lage quartalsweise erhebt, weisen bereits im gesamten Verlauf des Jahres 2019 einen negativen Trend auf.
Nach dem dritten Quartal 2019 konnten demnach noch 42,9 Prozent der GVA-Mitglieder aus dem Kfz-Teilehandel und 34,9 Prozent der Unternehmen der Teileindustrie steigende Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aufweisen. 22,4 Prozent berichteten von stagnierenden Zahlen und rund 39 Prozent von Rückgängen. Für das Gesamtjahr 2019 erwarten 38,8 Prozent der GVA-Mitglieder Umsatzzuwächse. GVA-Präsident Hartmut Röhl ordnet die Zahlen ein:
„Der Stimmungstrend unter unseren GVA Mitgliedern zeigte in diesem Jahr kontinuierlich nach unten, wenngleich die neuesten Daten dafürsprechen, dass die Abwärtsbewegung zumindest gestoppt werden konnte. Wenn die letzten Wochen des Jahres ordentlich verlaufen, könnten wir unter dem Strich mit einer hellroten Null aus dem doch recht schwierigen Jahr 2019 herauskommen. Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Eintrübung in Deutschland wäre das schon ein kleiner Erfolg, der zeigt, wie gut und flexibel die Unternehmen des freien Kfz-Teilehandels aber auch der Teileindustrie auf solch eine anspruchsvolle Lagen eingestellt sind.Nicht vergessen sollte man des Weiteren, dass nach zahlreichen guten wirtschaftlichen Jahren in Folge eine gewisse Abkühlung letztlich wohl nicht außergewöhnlich ist.“
Wettbewerb im Teilehandel wird schärfer
Die Eintrübung der Lage im Kfz-Ersatzteilmarkt in diesem Jahr ändert nichts daran, dass die „branchennahen“ Rahmendaten weiterhin grundsätzlich positiv sind: Der Bestand an PKW und Nutzfahrzeugen lag Anfang des Jahres 2019 bei 50,5 Mio. Fahrzeugen und damit auf Rekordniveau. Das durchschnittliche Fahrzeugsalter ist mit 9,5 Jahren der Personenkraftwagen so hoch wie nie zuvor, davon profitieren vor allem die freien Werkstätten, da die Halter eines Fahrzeugs mit steigendem Fahrzeugalter bei Wartung und Reparatur tendenziell stärker zum freien Service- und Ersatzteilmarkt tendieren. Auch die durchschnittliche Jahresfahrleistung von PKWs war im vergangenen Jahr um ca. 2,3 Prozent auf knapp 15.000 km gestiegen. Dennoch ist der Wettbewerb weiter gestiegen.
„Der Wettbewerb um die Kunden aus dem Werkstattbereich und um die Autofahrer hat sich aufgrund der Zurückhaltung bei Wartungen und Reparaturen noch einmal verschärft. Nicht nur innerhalb des freien Marktes, sondern auch gegenüber den gebundenen Teilevertriebsnetzen der Fahrzeughersteller. Neu hinzugekommene Akteure wie Intermediäre oder finanzkräftige Marktteilnehmer aus dem Ausland erhöhen noch einmal zusätzlich den Druck“, Hartmut Röhl
Blick in die Aftermarket Zukunft
Mit weiterem Blick in die Zukunft gehen Kalkulationen der Strategie- und Forschungsorganisation ICDP von einem moderaten Rückgang des gesamten Marktvolumens des Aftermarktet bis zum Jahr 2030 aus. Wie auch von einen einem moderaten Rückgang des IAM Marktanteils in Deutschland.
Bis zum Jahr 2030 könnten die Werkstattaufträge um vier Prozent zurückgehen. Diese Berechnung basiert auf verschiedenen Faktoren, wie dem Mix des Fahrzeugbestands nach Antriebstechnologie (Benzin, Diesel, Plug-in Hybrid, Elektro), dem Fahrzeugalter, dem Trend hin zu längeren Wartungsintervallen, wie auch dem Rückgang der durchschnittlichen Fahrleistung.
Auch Autonomy, Connecitivity, Electricifcation, Sharing haben nur eine moderate Auswirkung auf die Anzahl von Werkstattaufträge für den gesamten Fahrzeugbestand. Bezogen auf das gesamte Aftermarket-Marktvolumen wird der Rückgang der Werkstattaufträge allerdings durch den kontinuierlichen Preisanstieg kompensiert.
Quelle: GVA, ICDP