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Reifenersatzgeschäft 2018 in Zahlen

Veröffentlicht am 19.03.2019
 

Umsatz im Plus, kaum Bewegung beim Absatz, Kosten belasten das Ergebnis

Reifenersatzgeschäft in Deutschland 2018

Rund 55 Millionen Reifen wurden im Reifenersatzgeschäft in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft, damit ist der Absatz im Durchschnitt aller Produktsegmente um rund 1 Prozent leicht gesunken. Das berichtet der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn) nach Auswertung der Marktzahlen 2018. „Die Mengenentwicklung entspricht unserer vor einem Jahr abgegebenen Prognose, dass die Konsolidierungsphase im Reifenersatzgeschäft weiter anhalten wird und die Absatzzahlen weitgehend stabil bleiben werden“, kommentiert BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler.


Auf das größte Marktsegment Consumer-Reifen (= Produktgruppen Pkw- und Off-Road- sowie Leicht-Lkw-Reifen) entfielen 2018 über 91 Prozent des Stückabsatzes. Mit weitem Abstand liegen Lkw-Reifen auf Platz 2; die verkaufte Menge machte im vergangenen Jahr einen Marktanteil von gut 5 Prozent aus, gefolgt von Motorrad-Reifen (rund 3 Prozent). Der Rest entfällt auf die Nischensegmente FARM- und EM-Reifen, die mit insgesamt knapp 292.000 Stück einen Marktanteil von gut 0,5 Prozent erreichten.

Im besonders wettbewerbsintensiven Segment Pkw-/Off-Road-Reifen konnte der spezialisierte Reifenfachhandel den führenden Distributionsanteil von 44 Prozent halten; auch an seiner dominierenden Marktposition von 95 Prozent Anteil am Sell-Out-Absatz von Lkw-Reifen hat sich in 2018 nichts geändert.

In den einzelnen Produktgruppen verlief die Sell-Out-Entwicklung (Handel an Verbraucher) im vergangenen Jahr laut BRV-Analyse wie folgt:

Segment Consumer-Reifen

Mit rund 92,5 Prozent Anteil an der Produktgruppe Consumer-Reifen und knapp 85 Prozent am Gesamtabsatz im Reifenersatzgeschäft 2018 bestimmt die Produktgruppe Pkw und Off-Road-Reifen (4×4) maßgeblich die Entwicklung im Markt. Knapp 47 Millionen Reifen wurden in dieser Produktgruppe im vergangenen Jahr verkauft, das entspricht einem Rückgang von 1,6 Prozent im Vergleich zum Mengenabsatz im Vorjahr. Gewinner in dieser Produktgruppe waren einzig die Ganzjahresreifen (All Season), von denen mit fast 8 Millionen Stück etwa 10,6 Prozent mehr verkauft wurden als im Vorjahr. Der Absatz an Pkw- und 4×4-Winterreifen (M+S) sank um 3,9 Prozent, Sommerreifen weisen im Stückabsatz ein Minus von 3,5 Prozent aus. Der Anteil der Ganzjahresreifen in dieser Produktgruppe stieg zu Lasten der Saisonspezialisten für Sommer und für Winter um fast zwei Prozentpunkte auf jetzt gut 17 Prozent. Winterreifen hatten im vergangenen Jahr am Stückabsatz Pkw/Off-Road einen Anteil von knapp 49 Prozent, Sommerreifen gut 34 Prozent.

In der Produktgruppe der Reifen für leichte Nutzfahrzeuge (Llkw-Reifen) sank der Stückabsatz im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent auf gut 3,7 Millionen, ihr Anteil am Reifenersatzgeschäft gesamt lag nahezu unverändert bei rund 6,8 Prozent. Der Absatz von Ganzjahresreifen stieg in dieser Produktgruppe um knapp 13 Prozent, M+S-Reifen erfuhren einen Absatzrückgang von 6,8 Prozent, Sommerreifen von 2,8 Prozent. Knapp 46 Prozent der verkauften Menge an Llkw-Reifen entfielen auf M+S-Reifen, etwa 25 Prozent auf Sommerreifen und gut 29 Prozent auf Ganzjahresreifen.

Im Segment Consumer gesamt (also Pkw-/4×4- und Llkw-Reifen) stieg der Stückabsatz an All-Season-Reifen im Durchschnitt um 10,9 Prozent, während der Absatz an Saisonspezialisten für Sommer und Winter auch im Durchschnitt der hier erfassten Produktgruppen sank. Der Anteil All Season an der Verkaufsmenge lag hier bei knapp 18 Prozent, gut 48,5 Prozent entfielen auf Winter-, der Rest auf Sommerreifen.

Segment Lkw-Reifen

Positiv entwickelte sich im vergangenen Jahr das Produktsegment Lkw-Reifen. 2,77 Millionen Stück wurden 2018 in diesem Segment verkauft, das entspricht einem Absatzplus von 1,4 Prozent nach Stagnation im Vorjahr. Gut 70 Prozent davon waren Neureifen, der Rest runderneuerte Reifen. Der Absatz von runderneuerten Reifen nahm um 1,3 Prozent zu – ein Indiz dafür, dass sich die Marktsituation für Runderneuerer wie erwartet gebessert hat, nachdem im Frühjahr letzten Jahres EU-weite Antidumpingmaßnahmen gegen importierte Billigneureifen aus China verhängt wurden.

Motorradreifen und Nischensegmente

Der Absatz von Motorrad- und Scooterreifen, mit knapp 1,7 Millionen Stückabsatz gemessen am Gesamtmarkt im Reifenersatzgeschäft eine eher kleine Produktgruppe, war im Vergleich zum Vorjahr vorwiegend witterungsbedingt um 2,5 Prozent rückläufig.

Auch in den Nischensegmenten der Reifen für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge (FARM-Reifen) und für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen), die vornehmlich in Bergbau und Baubranche zum Einsatz kommen, sanken die Absatzzahlen. In der Produktgruppe FARM ging der Stückverkauf um 1 Prozent auf gut 250.000 Einheiten zurück, in der Produktgruppe EM-Reifen sowohl bei Neu- als auch bei runderneuerten Reifen um 2,5 Prozent auf insgesamt 41.000 Einheiten. Das Verhältnis neu zu runderneuert liegt hier unverändert bei 70 zu 30. Die Entwicklung in den Nischensegmenten führt der BRV im Wesentlichen auf normale Marktschwankungen zurück. Auf die Entwicklung im Reifenersatzgeschäft insgesamt haben diese Nischenprodukte aufgrund ihres extrem geringen Anteils von nur rund 0,5 Prozent am Gesamtmarkt keine nennenswerten Auswirkungen.

Prognose: weiter stabile Absatzzahlen

Für das laufende Jahr rechnet der Reifenfachverband mit stabilen bis leicht steigenden Absatzzahlen in allen Haupt-Segmenten des Reifenersatzgeschäfts. In den Nischensegmenten FARM- und EM-Reifen sowie Motorrad-/Scooterreifen liegt die Prognose für 2019 bei plus/minus Null, minimale Zuwächse von 0,3 bzw. 0,2 Prozent hält der BRV im Segment Lkw und der Produktgruppe Llkw für erreichbar. Etwas stärker sind die prognostizierten Absatzsteigerungen mit 1,1 Prozent in der Produktgruppe Pkw-/Off-Road-Reifen und damit auch im Gesamtsegment Consumer. Lediglich bei Sommerreifen für Pkw/Allradfahrzeuge sowie Llkw werden weiter sinkende Stückabsätze erwartet (-3,1 Pozent im Durchschnitt des Consumer-Segmentes).

Insgesamt spricht der Verband von einer Stabilisierung der Absatzzahlen, was in einem Markt, der seit Jahren von Sättigung geprägt ist, als durchaus positive Prognose zu werten ist.

„Die Ergebnisse unseres Branchen-Konjunkturbarometers, einem Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung unserer Branche, bestärken uns in dieser Prognose“, sagt BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin.

Die Erhebung für das 1. Quartal ergab einen Indexwert von 104, damit ist die Branche gut ins Jahr gestartet. 55 Prozent der Teilnehmer bewerteten in der Umfrage für das Branchenbarometer die derzeitige Lage des Reifenfachhandels als gut bzw. sehr gut, sogar 68 Prozent vergaben diese Bewertung für die Lage des eigenen Betriebes.

Ertragslage: weiterhin ausbaubedürftig

Neben der Stückentwicklung im Reifenersatzgeschäft analysiert der Reifenfachverband regelmäßig die betriebswirtschaftliche Situation der von ihm vertretenen Branche. Die Ergebnisse des BRV-Jahres-Betriebsvergleichs 2018 für den Reifenfachhandel zeigen, dass sowohl Umsatz als auch Rohertrag trotz rückläufiger Absatzzahlen im Branchendurchschnitt leicht gestiegen sind, wobei die Umsatzzuwächse hauptsächlich aus dem Servicegeschäft generiert werden konnten. Gleichwohl ist das durchschnittliche Betriebsergebnis negativ (-0,7 Prozent vom Umsatz), was auf Kostensteigerungen zurückzuführen ist, die durch die positive Umsatzentwicklung nicht kompensiert werden konnten.

Besonders der Kostenblock Personalkosten schlägt im beratungsintensiven Reifenhandel und -service zu Buche; hier lag der Zuwachs bei durchschnittlich 3 Prozent.

„Die gestiegenen Kosten vor allem für Personal belasten zunehmend die Renditen. Fachkräfte werden rar und damit teurer, der technische Fortschritt verlangt laufende Know-How-Updates durch Schulung und Weiterbildung.“, analysiert Yorick M. Lowin.

Zudem standen durch gesetzliche Vorgaben wie HU-Bremsenrichtlinie und Kfz-Abgasmessung am Endrohr größere Investitionen an. Diese Investitionen in die Werkstattausrüstung sorgen dafür, dass auch das Handling modernster Fahrzeuge mit ihren Bordcomputern und elektronischen Sicherheitsfeatures sichergestellt ist. Unter dem Strich bleibt da nicht viel übrig von dem erwirtschafteten Umsatz.

Fakt ist: Die Branche braucht gut qualifiziertes Personal und Werkstätten auf der Höhe der Zeit. Damit sind Investitionen unumgänglich, Kostenersparnisse aber kaum möglich. Aufgrund der Marktsituation im Reifenersatzgeschäft sind zudem weder nennenswerte Absatzsteigerungen zu erwarten noch bietet der sehr transparente Markt viel Spielraum bei den Produktpreisen. Und im Servicemarkt herrscht harter Wettbewerb vieler Anbieter um einen begrenzten Bedarf.

„Da bleibt nur eine logische Konsequenz: Wer seine Existenz in der Reifenbranche sichern will, darf die Serviceleistungen nicht länger unter Wert verkaufen, wie wir dies vielfach beobachten. Die Branche ist deshalb gefordert, die Dienstleistungspreise auf ein betriebswirtschaftlich fundiertes Niveau anzupassen.“, folgert BRV-Geschäftsführer Lowin.

Der Verband legt deshalb aktuell den Fokus darauf, seine Mitglieder im Thema Kalkulation/Verkauf von Dienstleistungen besonders zu unterstützen.


Quelle: BRV – Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V.

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