Für die Werkstatt ist der TecDoc Catalogue in der Fahrzeug- und Teileidentifikation eines der wichtigsten Werkzeuge, um täglich gute Arbeit zu leisten. Seit Januar 2019 ist die verbesserte Version 3.0 im Handel.
Wie kommen die Daten in den Katalog und wer leistet eigentlich den Aufwand? Ein Blick hinter die Kulissen
In der Werkstatt mag sich kaum noch jemand vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der die Daten für Fahrzeuge und Ersatzteile bis Anfang der 1990er Jahre weder standardisiert waren, noch irgendjemand überprüfte, ob die Daten und die Zuordnung zu Fahrzeugen überhaupt richtig und stimmig waren. Jeder Teilelieferant definierte bis dahin „seine“ Fahrzeuge so, wie er sie gerade benötigte, um kenntlich zu machen, wo „sein Ersatzteil“ hingehörte. Das Ergebnis: ein Fahrzeugtypen-Wildwuchs. Es herrschte eine erhebliche Unsicherheit in der Fahrzeug- und Ersatzteilidentifikation, die nicht nur Zeit kostete, sondern wegen der hohen Fehlerquote schlecht war für Geschäft und Kundenzufriedenheit. Je nach Bauteil konnte sie sogar ein Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr darstellen. 1994 dann die Zäsur: Um ein Markt-weit einheitliches Niveau im Bereich des Aftermarket zu gewährleisten, begründeten 21 Teilehersteller eine Standardisierungsinitiative unter dem Namen TecDoc. Die Standardisierung bestand unter anderem darin, Fahrzeugtypen so zu definieren, dass sie unverwechselbar waren (jeden Fahrzeugtyp gibt es in dieser Ausprägung nur einmal), und sie zweifelsfrei mit den dazugehörigen Ersatzteilen und den erforderlichen Begleitinformationen wie etwa RMI zu verknüpfen. Damit war der TecDoc Catalogue begründet und eine standardisierte Sicht auf den freien Teilemarkt, bei dem ganz klar definiert sein würde, welches Ersatzteil zu welchem Fahrzeug passt, und zwar unter konkret beschriebenen technischen Bedingungen.
Mehr als zwei Jahrzehnte später hat TecAlliance auf der Automechanika 2018 die Version 3.0 vom TecDoc Catalogue vorgestellt. Seit Januar 2019 ist er im Handel: Das Update ist besser und schneller als sein Vorgänger. Das Update ist anwenderfreundlicher gestaltet und intuitiver zu bedienen als bisher und ermöglicht eine deutlich genauere Suche. Mit der grafischen Suche können Bauteile auch rein visuell per Mausklick in der entsprechenden Sektion der modellhaften Fahrzeugdarstellung ausgewählt und identifiziert werden. Bis heute beinhaltet der TecDoc Catalogue mehr als 6,6 Millionen Artikeldaten von mehr als 700 Marken, 254 Millionen Verknüpfungen sowie 48 Artikelgruppen. Aber – wie kommen Datenfülle und -qualität zustande?
Die Datenlage muss stimmen
Einen erheblichen Anteil daran hat die Industrie, speziell die Ersatzteilhersteller. Die Produkt- und Artikelinformationen, die die Werkstatt für die Teileidentifikation nutzt, stammen unmittelbar von den Ersatzteillieferanten. Damit das Ersatzteil-Sortiment im TecDoc Catalogue sichtbar ist, muss der Hersteller Datenlieferant bei TecAlliance werden – und damit geht die Arbeit erst los. Der Datenlieferant muss in Bezug auf seine Daten hohe qualitative Anforderungen erfüllen. Um alle erforderlichen Informationen pro Datensatz einzupflegen, bedient er sich professioneller Datenpflege-Tools von TecAlliance. Doch zuerst muss die Datenlage stimmen, denn mit der Eingabe der reinen Artikel- bzw. Produktnummern ist es nicht getan. Für jede Produktlinie bzw. jeden der damit verbundenen einzelnen Datensätze pro Artikel muss der Datenmanager bestimmte Informationen aus verschiedenen Datenquellen zusammentragen.
Es ist wichtig, dass Teilelieferanten wissen, welche Ersatzteile unter welchen Bedingungen zu einem Fahrzeug passen, damit in der Werkstatt dann später auch die Ersatzteile korrekt identifiziert werden können. Teilelieferanten, die die Fahrzeugverwendungen ihrer Ersatzteile nicht selbst kennen, kann TecAlliance mit entsprechenden Informationen aus einer umfangreichen OE-Data-Research-Datenbank unterstützen. Wichtig ist zum Beispiel, dass der Lieferant seine Artikel-Nummer mit der richtigen Artikel-Nummer des Fahrzeugherstellers matchen kann (Cross-Referenz). In Bezug auf das Mapping mit den OE-Nummern bedeutet das, dass sich der Teilehersteller in die Informationssysteme der Fahrzeughersteller einloggt und nach der richtigen Verwendung für das eigene Produkt sucht, sowie alle Attribute und Zusatzinformationen manuell erfasst.
Mit diesen Zusatzinformationen müssen die Produkt-Datenmanager genau angeben, unter welchen Bedingungen und wo genau am Fahrzeug das Ersatzteil zu verbauen ist. Eine bestimmte Bremsscheibe etwa passt zwar vielleicht zu einem bestimmten Fahrzeugtyp (VW Golf, 1.6), aber sie gehört nur nach vorne rechts, und nicht nach hinten links – wesentliche Informationen, die für den TecDoc Catalogue unerlässlich sind, damit sich die Werkstatt auf die Treffer verlassen kann, sodass nicht unwissentlich das falsche Teil bestellt wird und sich deshalb Service oder Reparatur wegen Retouren verzögern. Davon profitieren nicht nur Werkstatt und zufriedene Kunden, auch dem Handel bleiben beträchtliche Mehrkosten durch wegfallende Retouren erspart.
Für welche Fahrzeuge haben wir Ersatzteile im Sortiment?
Unternehmen, die sich entschieden haben, Datenlieferant für den TecDoc Catalogue zu werden, sind in der Regel mit einem mehrköpfigen Team damit beschäftigt, die Daten ihres Sortiments zu pflegen und so aufzubereiten, dass sie tatsächlich im TecDoc Catalogue erscheinen können. Denn damit die Werkstatt sicher sein kann, dass die ausgesuchten Ersatzteile wirklich passen, müssen die Datenlieferanten nicht nur definieren, in welche Fahrzeuge und wo genau sich ihr Ersatzteil einbauen lässt, sondern auch die Artikelnummern im Rahmen der Datenpflege mit den OE-Nummern der Fahrzeughersteller oder anderer IAM-Hersteller verknüpfen.
Prinzipiell ist es erforderlich, dass die vollständigen Produktdaten der Teilelieferanten plus deren Verknüpfungen mit den Fahrzeugen aus dem TecAlliance-Fahrzeugstamm im Katalog abgebildet werden. Damit das auch auf Basis einheitlicher Produktbezeichnungen und -attribute (technische Eigenschaften) geschehen kann, bietet TecAlliance neben dem standardisierten Fahrzeugstamm auch ein zentrales Klassifikationssystem für Produktdaten an. Das hat u. a. den Vorteil, dass Bezeichnungen für gleiche Ersatzteile von unterschiedlichen Lieferanten in IAM-Katalogen stets die gleiche Produktbezeichnung haben. Und das im TecDoc Catalogue in 35 Sprachen, da TecAlliance hierfür das Übersetzungsmanagement sicherstellt. Die Bremsscheibe etwa muss der generischen Bezeichnung „Bremsscheibe“ entsprechen, damit die Produkte branchenweit von allen Werkstätten weltweit tatsächlich eindeutig identifiziert werden können. Eine weitere unerlässliche Verknüpfung ist die der Artikeldaten mit der TecDoc-K-Typ-Nummer des TecDoc Catalogue. Die K-Typ-Nummern bilden für den Pkw-Fahrzeugstamm des TecDoc Catalogue gewissermaßen die Basis dafür, dass Teilehersteller weltweit ihre Ersatzteile den Pkw klar zuordnen können. Bis heute listet der TecDoc Catalogue mehr als 110.000 Fahrzeugtypen sowie Achsen, Motoren und Zweiräder.
Die Informationen des Fahrzeugstamms stammen aus verschiedenen Quellen, unter anderem von den Autoherstellern, aber auch von Behörden wie dem Kraftfahrtbundesamt. Erhoben werden sie von den Experten der TecAlliance. Diese Recherche und Verwaltung umfassender Fahrzeuginformationen, die den angeschlossenen Teilelieferanten weltweit zur Verfügung gestellt werden, zählt zu den Kernkompetenzen von TecAlliance. Auf dieser Basis können Teilelieferanten dann entscheiden, für welche Fahrzeuge aus dem TecAlliance-Fahrzeugstamm sie Ersatzteile im Sortiment haben und diese mit den passenden Fahrzeugen verknüpfen. Teilelieferanten, die die Fahrzeugverwendungen ihrer Ersatzteile nicht selbst kennen, kann TecAlliance mit entsprechenden Informationen aus einer umfangreichen OE-Data-Research-Datenbank unterstützen.
Gemeinsam haben diese beiden Optionen zur Bereitstellung von Teile-/Fahrzeugverknüpfungen für den IAM jedoch, dass ein erheblicher Aufwand sowohl bei den Lieferanten und auch bei TecAlliance getrieben werden muss, um die jeweiligen Teile-/Fahrzeugverknüpfungen aus den OE-Systemen der Fahrzeughersteller auf manuellem Weg zu recherchieren. TecAlliance hofft auf Vereinfachungen aufgrund der geänderten Verordnung (EU) 2018/858 zur Typengenehmigung, wonach Fahrzeughersteller zukünftig diese Informationen in maschinenlesbarer und elektronisch verwertbarer Form im IAM verfügbar machen müssen.
Doch zurück zu den Teileherstellern: Es versteht sich von selbst, dass die Informationen bei den Ersatzteillieferanten interne Qualitätsprüfungen durchlaufen und es die eine oder andere Korrekturschleife gibt. Das ist ein wiederkehrender Prozess, denn in der Regel ist das Sortiment dynamisch. Bestimmte Ersatzteile werden irgendwann aussortiert, andere kommen hinzu. Die Datenbanken der Teilehersteller bedürfen also der regelmäßigen Pflege und Aktualisierungen.
Datenqualitäts-Management hat einen hohen Stellenwert
Für die Einspeisung ihrer Daten in den TecDoc Catalogue nutzen viele Ersatzteilhersteller Datenpflege-Lösungen von TecAlliance, die je nach Ausführung einen mehr oder weniger umfassenden Leistungsumfang haben. Das Standard-Datenpflegesystem ist das DMM (Data Maintenance Modul), mit dem sämtliche Dateninhalte des TecDoc-Datenformats gepflegt und verwaltet werden können. Das PMD-Modul (Product Management Data Base) bietet darüber hinaus noch zusätzliche Funktionalitäten wie die ERP-Integration. In diesen Datenpflegetools durchlaufen die Daten der Teilehersteller grundsätzlich einen umfangreichen elektronischen Validierungsprozess – eine Funktion, die externe Tools nicht bieten. Das Datenmanagement-Tool CCU (Carsource Catalogue Marketing & Product Management Utilities) ist das Premium Product Information Management-Tool, das vielfältige Konfigurations-optionen nach individuellen Anforderungen ermöglicht und unter anderem durch intelligente „Auto“-Vorschläge den Abgleich zu den Teileinformationen der Fahrzeughersteller (OE) und Fahrzeugbestandsdaten (VIO) erheblich erleichtert.
Grundsätzlich ist jeder Datenlieferant, der den TecDoc Catalogue mit seinen Produkt- und Artikelinformationen beliefert, für die eigene Datenqualität verantwortlich. Trotzdem nimmt das Thema Datenqualitäts-Management auch aufseiten von TecAlliance einen hohen Stellenwert ein, damit Kataloganwender in Handel und Werkstätten die bestmögliche Datenqualität erwarten können. Dazu betreibt TecAlliance einen großen Aufwand, um die Katalogdaten auf Basis definierter Kennzahlen zu bewerten und mit geeigneten Maßnahmen die Datenqualität zu optimieren. Hier werden unter anderem aktuell die Inhalte aller Textbausteine und Attribute sämtlicher Lieferanten daraufhin untersucht, ob sie einen sinnvollen Beitrag zur Teileidentifikation leisten oder nicht. Die Steuerung der Datenqualität mittels KPIs (Key Performance Indicators) wird ständig erweitert und hilft, die Ersatzteilidentifikation im IAM kontinuierlich zu optimieren. Datenqualitäts-Management leistet aber auch einen entscheidenden Beitrag als Erfolgsfaktor, um neue Technologien wie etwa sprachgestützte Produktauswahlprozesse zum Beispiel mittels Alexa oder Siri zukünftig zu ermöglichen.
Teilelieferanten können derzeit ihre Daten im Rahmen eines standardisierten Datenannahmeverfahrens monatlich aktualisieren und zu fest definierten Terminen an TecAlliance übergeben. TecAlliance verwaltet die Katalogdaten der angeschlossenen Teilelieferanten in einer speziell hierfür eingerichteten Datenbank und stellt ebenfalls auf monatlicher Basis die Distribution der Katalogdaten im eigenen TecDoc Catalogue sowie an sämtliche angeschlossenen Handelsunternehmen in Form definierter Datenpakete sicher, die als Datennutzer dann auf Basis der von TecAlliance bereitgestellten Katalogdaten eigene und individuelle Katalogsysteme wiederum für ihre Kunden in Handel und Werkstatt generieren. Für 2019 ist die Umstellung auf einen wöchentlichen Aktualisierungszyklus geplant.
Die Pflege und Aufbereitung der Daten für den TecDoc Catalogue sind aufwändig für den Datenlieferanten, aber die Mühe lohnt sich: Datenlieferant für den TecDoc Catalogue zu werden ist faktisch das Tor zu den Werkstätten der Welt. Denn durch die Präsenz im international größten Ersatzteilkatalog steigen die Verkaufschancen erheblich, das eingespeiste Sortiment ist für jede Werkstatt, die den TecDoc Catalogue nutzt, sichtbar – ob Heidelberg oder Shanghai – und das in 35 Sprachen. Bild: istock: 522008306: twinsterphoto