Herausforderung bei Digitalisierung und Fahrzeugvernetzung
Eine der größten Herausforderungen an die Unternehmen im Kfz-Ersatzteil- und Servicemarkt bildet aktuell die Digitalisierung und dabei insbesondere die Fahrzeugvernetzung. Grundlage und Voraussetzung für ein von den Fahrzeugherstellern unabhängiges Aftermarket-Geschäft bei vernetzten Fahrzeugen ist ein fairer und gleicher Zugang sowohl zum Kunden im Fahrzeug als auch zum Fahrzeug selbst. Nur so kann der IAM den OEM-Services ebenbürtige und innovative Geschäftsmodelle rund um die vernetzte Mobilität anbieten. Die Kommunikation muss dabei zwingend auch bidirektional möglich sein. GVA-Präsident Hartmut Röhl weist auf Probleme hin: „Aus Sicht des GVA ist ein geeigneter legislativer Rahmen erforderlich, um die vernetzungsrelevante Schnittstelle im Fahrzeug wettbewerbskonform und damit zwingend als Offene Telematik Plattform (OTP) zu gestalten. Nur die OTP ermöglicht einen gleichberechtigten und funktionierenden Wettbewerb bei digitalen Dienstleistungen rund um die Mobilität. Die Fahrzeughersteller und ihre Vertreter setzen auch bei dem Thema Vernetzung auf eine Kombination aus Verhinderungs- und Verzögerungstaktik, um mit ihren Lösungen in den Fahrzeugen weiterhin Fakten im Markt zu schaffen.“ Die proprietären OEM-Lösungen schließen unabhängige Marktteilnehmer vom geeigneten Datenzugang aus. Derzeit ist ein direkter Zugang zu den Daten im Fahrzeug für unabhängige Marktteilnehmer quasi nur mit „Donglelösungen“ via OBD-Anschluss möglich, die aber für Anwendungen sowohl im technischen Umfang als auch in der Präsentation gegenüber dem Autofahrer keine Chancengleichheit für die Akteure des freien Marktes bieten. Dass die Möglichkeit des Zugangs über den OBD-Stecker überhaupt weiterhin bestehen bleibt, ist auch dem intensiven Einsatz des GVA und seiner internationalen Dachorganisation FIGIEFA zu verdanken, deren Argumente sich beim Gesetzgeber gegenüber dem Ansinnen der Fahrzeughersteller, den OBD-Port im Zuge der Einführung der Telematik zu schließen, durchgesetzt haben.
GVA-Präsident Hartmut Röhl sieht hier vor allem die EU-Kommission in der Pflicht zu handeln: „Die Kommission muss zeitnah eine gesetzliche Initiative präsentieren, die die Fahrzeugvernetzung den Anforderungen fairen Wettbewerbs entsprechend technisch regelt. Die Zeit läuft, denn jeder weitere Tag ohne eine solche Regelung hilft den Fahrzeugherstellern dabei, eine für den IAM und dessen Vernetzungslösungen undurchdringbare Mauer um das Fahrzeug zu errichten und ihr digitales Monopol damit nachhaltig zu verfestigen. Solche digitalen Monopole sind nicht nur innovationsfeindlich, sondern in der Folge für davon betroffene andere Unternehmen existenzbedrohend und für die Wahlfreiheit der Verbraucher somit verheerend. Zahlreiche abschreckende Beispiele aus anderen Feldern der Digitalisierung sollten Mahnung genug sein, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen!“