Knorr-Bremse hat im Geschäftsjahr 2016 die Weichen auf Wachstum gestellt
Hierzu wurden sieben Akquisitionen eingeleitet und zum größten Teil bereits erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus hat der führende Hersteller von Bremssystemen und Anbieter weiterer Subsysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge erneut stark über dem bschreibungsniveau
investiert und die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) auf hohem Stand stabil gehalten. Die Maßnahmen dienen allesamt dem Ausbau des Systemangebots und der Stärkung der globalen Marktposition und Innovationskraft.
Nach dem Umsatzrekord im Vorjahr hat sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2016 marktbedingt um 5,8 % auf 5,49 Mrd. Euro (Vj.: 5,83 Mrd. Euro) abgeschwächt. Währungsbereinigt, das heißt zu den Ist-Wechselkursen des Vorjahrs, nahm der Umsatz um lediglich 1,9 % ab.
Ursächlich für den Rückgang sind vor allem die schwächeren Entwicklungen im Markt für Schienenfahrzeuge in China, im Schienengüterverkehr sowie im Nutzfahrzeugmarkt in Nordamerika. Das Vorsteuerergebnis ging in Folge der geringeren Erlöse auf 829 Mio. Euro (Vj.: 977 Mio. Euro) zurück. Der Jahresüberschuss lag bei 550 Mio. Euro (Vj.: 645 Mio. Euro).
Die Umsatzrendite betrug entsprechend 10,0 % (Vj.: 11,1 %). Der Auftragseingang stieg um 1,0 % auf 5,72 Mrd. Euro (Vj.: 5,67 Mrd. Euro). Der Auftragsbestand zog deutlich um 8,6 % auf 4,15 Mrd. Euro (Vj.: 3,82 Mrd. Euro) an.
„Wir haben in einer Phase der marktbedingten Wachstumsschwäche unsere Position in den Regionen weiter ausbauen können und unseren Konzern verstärkt auf nachhaltiges und profitables Wachstum für die kommenden Jahre ausgerichtet“, erklärt Klaus Deller, Vorsitzender
des Vorstands der Knorr-Bremse AG und verantwortlich für die Division Systeme für Schienenfahrzeuge. „Allein die Akquisitionen eröffnen uns ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rund 1 Milliarde Euro. Mit der Eröffnung des neuen Entwicklungszentrums am Standort München sind wir zudem in der Lage, die großen Zukunftsthemen unserer Branche wie die Vernetzung der Systeme, automatisiertes Fahren sowie Digitalisierung und Energieeffizienz erfolgreich zu gestalten“, so Deller weiter.
Übernahmen stärken Schienen- und Nutzfahrzeuggeschäft
Im Bereich Schienenfahrzeuge erweitert die Übernahme der Schienenverkehrssparte des Reibmaterialherstellers TMD Friction und der restlichen Anteile am Joint Venture ICER Rail das Produktangebot von Knorr-Bremse. Mit dem Erwerb des Geschäftsfelds Electrical Systems
(künftig KiepeElectric) von der Vossloh AG ergänzt Knorr-Bremse das Portfolio um moderne Antriebstechnologien insbesondere für Untergrund-, Straßen- und Regionalbahnen sowie für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge.
Die Akquisitionen der britischen GT Group und des Getriebekomponentengeschäfts für OnHighway-Nutzfahrzeuge TRS von Bosch in Japan eröffnen im Bereich Nutzfahrzeuge zusätzliche Wachstumschancen. Mit dem Erwerb von tedrive (künftig: SteeringSystems) hat Knorr-Bremse den Einstieg in das Geschäftsfeld Lenkung vollzogen und zugleich eine wesentliche Voraussetzung geschaffen, Kunden ein integriertes System zur Längs- und Querführung für das automatisierte Fahren aus einer Hand anbieten zu können.
Anfang September 2016 hat Knorr-Bremse ein Übernahmeangebot für den börsennotierten Automobilzulieferer Haldex aus Schweden abgegeben. Ziel ist es, gemeinsam mit Haldex das Produktportfolio insbesondere im Segment der Brems- und Luftfederungssysteme für Trailer zu erweitern und die Entwicklung von Systemlösungen für automatisiert bzw. autonom fahrende Truck-Trailer-Kombinationen aktiv voranzutreiben. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden in den USA und der EU.
KnorrBremse hat in diesem Prozess bereits wichtige Meilensteine erreicht und treibt den Kartellfreigabeprozess mit Nachdruck und vollem Engagement voran.
Hoher F&E-Aufwand zur Zukunftssicherung
Zur Sicherung der Zukunft und zum Ausbau der Marktpositionen investierte Knorr-Bremse im abgelaufenen Geschäftsjahr 195 Mio. Euro (Vj.: 210 Mio. Euro). Die Investitionen lagen erneut deutlich über den Abschreibungen, die auf 179 Mio. Euro (Vj.: 199 Mio. Euro) zurückgingen.
Schwerpunkte der Investitionstätigkeit waren 2016 die Erweiterung des Werkes Budapest, Maschinen und Zubehör im Rahmen der Einführung neuer Produktgenerationen, der neue Schienensystemstandort Tinqueux bei Reims sowie die Ausstattung des neuen Entwicklungszentrums in München.
Der Aufwand für F&E und kundenspezifische Anpassungsentwicklungen erreichte im Berichtsjahr 328 Mio. Euro (Vj.: 347 Mio. Euro). Damit blieb die Quote für F&E-Aufwendungen gemessen am Umsatz konstant bei 6,0 %. Dieses hohe Niveau bildet die Voraussetzung dafür, dass Knorr-Bremse die Zukunftsthemen der Branche aktiv gestalten kann. Die wichtigsten F&E-Arbeiten lagen im Bereich der intelligenten Vernetzung von Subsystemen und der zunehmenden Digitalisierung im Schienenbereich, der Steigerung der Effizienz von Nutzfahrzeug-Dieselmotoren sowie bei Vorentwicklungsprojekten zum Thema Autonomes Fahren.
Zahl der Mitarbeiter an deutschen Standorten legt auf 5.044 zu
Zum Jahresende 2016 beschäftigte Knorr-Bremse im Konzern 24.565 Mitarbeiter (Vj.: 22.221 exklusive Personalleasing). Das entspricht einem Anstieg von 1,2 % (exklusive Personalleasing von 2,0 %) gegenüber dem Vorjahr. In der Region Europa waren 57,2% aller Mitarbeiter beschäftigt und damit prozentual mehr als im Vorjahr (53,0 %). In der Region Amerika lag der Anteil aller Mitarbeiter bei 18,0 % (Vj.: 19,7 %) und in der Region Asien/Australien bei 24,8 % (Vj.: 27,3 %). An den sechs deutschen Standorten Aldersbach, Berlin, Dresden, Holzkirchen, München und Schwieberdingen stieg die Zahl der Mitarbeiter zum Jahresende auf 5.044 nach 4.742 (inkl. Personalleasing) im Vorjahr.
Geschäftsentwicklung nach Unternehmensdivisionen
Die Division Systeme für Schienenfahrzeuge erreichte 2016 einen Umsatz von 2,99 Mrd. Euro (Vj.: 3,34 Mrd. Euro). Die Umsatzerlöse spiegeln die deutlich geringere Marktnachfrage nach Hochgeschwindigkeitszügen in China sowie den zyklischen Marktrückgang im
nordamerikanischen Güterwagen- und Lokomotivengeschäft wider. Mit dem weiteren Ausbau des Nahverkehrs- bzw. RailServices-Geschäfts in den betroffenen Märkten konnte Knorr-Bremse den Umsatzrückgang teilweise kompensieren.
Die Umsatzerlöse in der Division Systeme für Nutzfahrzeuge sind mit 2,52 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr (2,49 Mrd. Euro) leicht gestiegen. So entwickelte sich das Truckund Trailergeschäft in Europa und Asien, insbesondere in China, positiv und glich den zyklischen
Marktrückgang in Nordamerika aus.
Langlaufende Großaufträge steigern Bedeutung in den Regionen
In der Region Europa/Afrika stieg der Umsatz um 4,2 % auf 2,73 Mrd. Euro (Vj.: 2,62 Mrd. Euro) in insgesamt stabilen Märkten für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Der Schienenfahrzeugbereich konnte seine gute Marktposition behaupten. Dazu trugen viele wichtige Großaufträge bei wie die Lieferung von Einstiegssystemen für 445 Doppelstockwagen, die von der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB bei Bombardier bestellt wurden, oder die Modernisierung von Bremssystemen an insgesamt 222 Wagen der Budapester Metro. Der Nutzfahrzeugbereich konnte unter anderem seine führende Marktposition bei der Bremssteuerung weiter ausbauen.
In Amerika gab der Umsatz auf 1,22 Mrd. Euro (Vj.: 1,43 Mrd. Euro) nach. Dies entspricht einem Rückgang von 14,9 %. Gleichwohl gelang es Knorr-Bremse, im Bereich der Nutzfahrzeuge wichtige Aufträge zu gewinnen: So führte International Truck als erster USFahrzeughersteller
das fortschrittlichste Fahrerassistenzsystem Bendix Wingman Advanced als Standardausstattung in seiner neuen LT-Serie ein. Außerdem konnte Bendix mit mehreren Nutzfahrzeugherstellern wichtige Langzeitvereinbarungen abschließen.
In Südamerika blieben positive Impulse sowohl für den Schienen- als auch für den Nutzfahrzeugbereich angesichts der andauernden wirtschaftlichen Krise in Brasilien aus. Umso erfreulicher ist der Gewinn eines nachhaltigen Auftrags vom größten südamerikanischen
Eisenbahn-Logistiker RUMO/ALL. Knorr-Bremse modernisiert dabei rund 8.500 Güterwagen für den Transport von Zuckerrohr mit neuen effizienten Bremsausrüstungen. Darüber hinaus übernimmt Knorr-Bremse auch die Wartung exklusiv für die kommenden 15 Jahre. Im asiatisch-pazifischen Raum reduzierte sich der Umsatz um 13,1 % auf 1,55 Mrd. Euro (Vj.: 1,78 Mrd. Euro). Hintergrund ist vor allem die Abschwächung der Nachfrage bei Hochgeschwindigkeitszügen und Lokomotiven in China. Hingegen kam insbesondere das Nutzfahrzeuggeschäft voran. Einen Großauftrag erhielt Knorr-Bremse aus Indien: Dort wird das Unternehmen 800 Doppellokomotiven der staatlichen indischen Eisenbahngesellschaft mit Bremssystemen ausrüsten. Bestandteil des Auftrags ist auch die Übernahme der Serviceleistung der eigenen Systeme für mindestens 13 Jahre in 250 der 800 Doppellokomotiven.
Quelle: Knorr-Bremse