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Wir gehen mit Zuversicht nach Genf

Veröffentlicht am 01.03.2016
 

VDA erhöht China-Prognose – Pkw-Weltmarkt peilt erstmals 80-Millionen-Marke an – Effizienter Diesel notwendig für Klimaschutz – E-Mobilität braucht Impulse

Berlin, 29. Februar 2016.


„Wir gehen mit Zuversicht auf den Genfer Autosalon. Die deutschen Automobilhersteller kommen mit spannenden Weltpremieren. Zudem gibt uns die Konjunktur in Europa Rückenwind: Der westeuropäische Pkw-Markt hat 2015 um 9 Prozent auf 13,2 Mio. Neuwagen zugelegt. Im Januar wuchs er um 6 Prozent, obwohl es einen Arbeitstag weniger als im Vorjahresmonat gab. Auch für das Gesamtjahr 2016 erwarten wir ein Plus. Unterstützt wird der Konsum durch das niedrige Zinsniveau, steigende Realeinkommen und Beschäftigung sowie günstige Spritpreise“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt der Messe in Genf.

„Die USA bleiben stark, das Rekordniveau von 2015 wird in diesem Jahr wohl überschritten werden – auf 17,5 Mio. Light Vehicles, wobei dies eher eine konservative Prognose ist“, sagte Wissmann.

Überraschend gute Zahlen legte der VDA-Präsident für China vor: „Der chinesische Pkw-Markt hat seit Oktober wieder den Turbo eingeschaltet: Seither gilt die auf 5 Prozent halbierte Mehrwertsteuer beim Kauf von Neuwagen bis zu 1,6 Liter Hubraum. Ergebnis: Im 4. Quartal stieg der Pkw-Absatz sprunghaft um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal an. Auch im laufenden Jahr wirkt sich dieser positive Effekt aus, allein im Januar wurden mit 2,2 Mio. Neuwagen 11 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als im Vorjahresmonat. Wir haben daher jetzt unsere China-Prognose für das Gesamtjahr 2016 angehoben und erwarten ein Plus von 6 Prozent auf 21,3 Mio. Pkw. Das wirkt sich auch positiv auf den Pkw-Weltmarkt aus, der 2016 um 2 Prozent zulegen und damit erstmals die 80-Millionen-Marke erreichen wird.“

Auch den Inlandsmarkt sieht Wissmann in guter Verfassung: „Die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland haben 2015 erstmals seit sechs Jahren die Marke von 3,2 Mio. Autos überschritten (+6 Prozent), im Januar gab es ein Plus von 3 Prozent, die Februar-Zahlen werden wir am Mittwoch vorlegen. Angesichts der guten Rahmenbedingungen erwarten wir für das Gesamtjahr 2016 ein leichtes Wachstum auf dem Inlandsmarkt.“

2015 stieg der Umsatz der deutschen Automobilindustrie um 10 Prozent auf 404,4 Mrd. Euro. Wissmann betonte: „Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht und erstmals die 400-Milliarden-Marke übertroffen.“ Dabei stiegen die Exporterlöse um 11 Prozent auf 263,3 Mrd. Euro, während sich der Inlandsumsatz auf 141,1 Mrd. Euro (+8 Prozent) erhöhte. Derzeit (Dezember 2015) sind in der deutschen Automobilindustrie 799.200 Mitarbeiter in den Stammbelegschaften im Inland beschäftigt, das sind 18.100 Mitarbeiter mehr als im Vorjahresmonat.

Wissmann sprach sich in Genf mit Nachdruck für den effizienten und sauberen Diesel aus: „Die Manipulation von Software betrifft ein Unternehmen, das hart daran arbeitet, diese Vorgänge aufzuklären und Vertrauen beim Kunden wieder zurückzugewinnen. Wir wehren uns jedoch gegen die ständigen Versuche, die gesamte Branche und den Diesel unter Generalverdacht stellen zu wollen.“

Die Verbesserung der Luftqualität sei eine Aufgabe, der sich auch die deutsche Automobilindustrie verpflichtet sehe, so Wissmann: „Die ‚Baustelle Feinstaub‘ haben wir schon seit vielen Jahren dicht gemacht: Seit 2009 sind alle in Deutschland neu zugelassenen Diesel-Pkw deutscher Hersteller mit Dieselpartikelfilter ausgestattet. Dieses Ziel der ‚Stuttgarter Erklärung‘, die unsere Branche 2004 abgab, wurde sogar vorzeitig erfüllt. Das heißt: Seit etlichen Jahren gibt es bei neuen Diesel-Pkw kein Partikel-Thema mehr. Die Partikelemission beim Diesel wurde seit 1990 um rund 99 Prozent reduziert.“

Mit dem modernen Euro-6-Diesel sowie den Emissionsvorgaben im kommenden Straßentest RDE (Real Driving Emissions) werde auch das Schadstoff-Kapitel ‚Stickoxide‘ (NOx) geschlossen: „Ein Euro-6-Diesel reduziert den NOx-Ausstoß gegenüber seinen Vorgängern sowohl im NEFZ-Grenzwert als auch auf der Straße um etwa zwei Drittel. Seine Stickoxid-Emissionen sind um 98 Prozent geringer als Anfang der 1990er Jahre“, unterstrich Wissmann. Die Stickoxid-Emissionen im Straßenverkehr seien seit 1990 um mehr als 70 Prozent reduziert worden – trotz einer bis heute um etwa die Hälfte gesteigerten Verkehrsleistung.

Zur Verbesserung der Luftqualität sei der Einsatz verschiedener Instrumenten notwendig: „Bestandserneuerung durch moderne Euro-6-Diesel-Pkw, Verflüssigung des Verkehrs (Grüne Welle), Ersatz der alten Busse und Taxen durch neue Fahrzeuge mit besten Emissionswerten. Keine Frage: Auch aus Klimaschutzgründen brauchen wir in den kommenden Jahren den Diesel – gegenüber dem Benziner ist sein Verbrauch im Schnitt um 20 Prozent geringer, seine CO2-Emissionen um 10 Prozent niedriger“, sagte Wissmann und fügte hinzu: „Wer Klimaschutz ernst nimmt und CO2-Emissionen senken will – siehe Klimagipfel von Paris –, kommt am Diesel nicht vorbei.“

Außerdem sei der Diesel zentral für den Wirtschaftsstandort Deutschland: Fast jeder zweite (48 Prozent) der in Deutschland produzierten Pkw ist ein Diesel (2015: 2,7 Mio.). Drei von vier Diesel-Pkw (2,0 Mio. Autos), die hier produziert werden, gehen in den Export. Wissmann betonte: „Ein großer Teil der insgesamt rund 800.000 Arbeitsplätze der Automobilindustrie am Standort Deutschland hängt am Diesel – gerade auch bei Zulieferern. Generell gilt: Der Diesel ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung für den Klimaschutz – weil er geringere CO2-Emissionen hat.“

„Ich sage aber auch: Der Diesel ist nicht das Ende des automobilen Alphabets“, unterstrich der VDA-Präsident: „Deutschland ist heute Leitanbieter bei der Elektromobilität: Rund 30 Serien-E-Modelle sind auf der Straße, weitere kommen bald hinzu. Unsere Unternehmen haben in den vergangenen Jahren 14 Mrd. Euro in die Elektromobilität investiert.“

Allerdings sei Deutschland vom Ziel „Leitmarkt“ noch weit entfernt: Ende 2015 waren etwa 50.000 Elektroautos (Batteriefahrzeuge und Plug-In-Hybride) auf Deutschlands Straßen unterwegs. Der Elektroanteil an allen Pkw-Neuzulassungen in Deutschland beträgt damit nur 0,7 Prozent.

Wissmann betonte: „In anderen Ländern ist die Dynamik deutlich höher, weil dort ein ganzes Bündel an unterstützenden Maßnahmen den Markt beschleunigt. Die E-Modelle der deutschen Hersteller sind auch in diesen Ländern gefragt: So kommt in Norwegen und den Niederlanden jedes zweite neu zugelassene Elektroauto von deutschen Herstellern, in den USA ist es jedes fünfte E-Auto.“

Damit der Hochlauf der Elektromobilität auch in Deutschland gelingen kann, seien verschiedene Maßnahmen notwendig: Aufbau der Ladeinfrastruktur, Anreize für gewerbliche und private E-Auto-Käufer, Beschaffungsinitiative der Öffentlichen Hand, weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung (Batterietechnologie). „Die Bundesregierung wird in Kürze ihre Pläne dazu vorlegen, wir sind gespannt. Wir alle wissen, dass es darum gehen muss, für vergleichbare Bedingungen im internationalen Wettbewerb zu sorgen“, sagte Wissmann.

Zum zweiten Megatrend – dem vernetzten und automatisierten Fahren – sagte der VDA-Präsident: „Die IAA Pkw im September hat es gezeigt, hier in Genf wird es erneut deutlich: Das vernetzte und automatisierte Fahren ist, neben den alternativen Antrieben, der zweite große Innovationsmotor dieser Branche. Wir haben den Anspruch, auch bei dieser ‚Mobilität von morgen‘ im ‚driver’s seat‘ zu sitzen. Allein in den kommenden drei bis vier Jahren investieren deutsche Hersteller und Zulieferer 16 bis 18 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung für das vernetzte und automatisierte Fahren. Die Digitalisierung bringt enorme Vorteile: Autofahren wird noch sicherer, komfortabler und effizienter.“


Quelle: VDA

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