Mehr als 10.000 Autohändler in Westeuropa werden schließen
Ein neuer Bericht von ICDP (International Car Distribution Programme) – Europas führendes Unternehmen für Forschung und Strategie im Bereich Automobilvertrieb – zeigt auf, dass Händlernetzwerke bis zum Ende des Jahrzehnts aller Voraussicht nach um ein Viertel schrumpfen werden.
Geschuldet ist diese Entwicklung der Tatsache, dass Händler profitabler agieren müssen, trotz sich verändernder Kaufgewohnheiten der Kunden sowie der damit zusammenhängenden nötigen Investitionen in neue Absatzkanäle, wie Online und kleinere Satelliten-Outlets in beliebten Shopping-Gebieten. In gewisser Hinsicht, spiegeln diese Trends jene, die in den letzten Jahren überall im Einzelhandel zu beobachten waren.
Am schwersten werden es die Netzwerke der traditionellen europäischen Volumen-Marken treffen, die das dichteste Händlernetz haben und zunehmend unter Druck geraten durch wachsenden Marken wie Hyundai und Kia sowie Premium-Marken wie Audi, BMW und Mercedes, die nicht länger nur das Oberklasse-Segment bedienen. Die Märkte des europäischen Festlands werden die Konsolidierungen stärker zu spüren bekommen als Großbritannien oder Skandinavien. Das liegt daran, dass die europäischen Märkte der Finanzkrise stärker ausgesetzt waren, Händler größere Verluste verkraften mussten und somit viele Händler weniger profitabel agieren. Der Restrukturierungsprozess wird progressiv verlaufen und dabei die Konsolidierung von Investoren mit sich bringen, um regionale und lokale Outlet-Netzwerke unter zentraler Managementkontrolle zu kreieren.
Einige der zentralen Punkte des neuen Berichts „ECDH – European Car Distribution Handbook 2014“ lauten:
- In Westeuropa gab es zwischen 2004 und 2014 bei 30 heute noch aktiven Marken einen netto Rückgang an A-Händlern von 14%; ein Rückgang der in den letzten Jahren an Fahrt aufnahm, bedingt durch die Finanzkrise. Trotz dieses Rückgangs sind im selben Zeitraum ebenfalls die durchschnittlichen Neuwagenverkäufe pro A-Händler zurückgegangen, und zwar um 10% von 288 auf 257.
- Würde sich diese Rückgangsrate fortsetzen, resultierte dies in einer weiteren Reduktion um 23% für europäische Volumen-Marken und 19% für Premium-Marken – äquivalent mit dem Verlust von 8.499 Händlern: von 42.408 im Jahr 2014 auf 33.909 im Jahr 2020 in Westeuropa.
- Die Netzwerke der beiden führenden koreanischen Marken – Hyundai und Kia – sind im vergangenen Jahrzehnt um 13% gewachsen. Würden sie diesen Trend beibehalten, kämen bis 2020 236 A-Händlern zu ihren europäischen Netzwerken hinzu.
- Die diesjährige Konsumentenforschung von ICDP zeigt, dass viele Kunden ihre Recherche vor einem Neukauf verstärkt online durchführen. Sie tätigen lediglich noch 3,2 Besuche in 2,4 Filialen, wobei 45% nur Händler derselben Marke besuchen.
- Dieser Verhaltenswandel und die dringend nötige Anpassung der Absatzkanäle bedeuten, dass die tatsächliche Reduzierung der traditionellen Händler sogar die Trendzahlen überschreiten kann. Dies führt zu einer „Immobilien-Zeitbombe“, da ein Überangebot an Grundstücken von nicht länger genutzten Verkaufsflächen auf den Markt kommt, somit Werte fallen und die Betreiber gefährden.
- Anderswo in Europa existiert eine gemischte Gefühlslage. Kurzfristige ökonomische Probleme wie z.B. in Ungarn oder Russland, werden hier aufgewogen von positiven Ausblicken auf langfristiges Wachstum im Automobilmarkt. In Zentral- und Osteuropa, Russland und der Türkei ist die Anzahl der A-Händler in den letzten 10 Jahren um 50% gestiegen und wird bis 2020 weiter steigen.
Werden die Netzwerke rationalisiert, können viele Marken einen Anstieg der Verkaufszahlen pro A-Händler erwarten, sofern das Absatzvolumen auf dem Niveau von 2013 bleibt. Damit einher geht eine gesteigerte Entwicklungsfähigkeit der jeweiligen Händler, die somit wiederum die Möglichkeit bekommen, in neue Absatzkanäle zu investieren und diese anzubieten. Europäische Volumen-Marken sollten damit den durchschnittlichen Verkauf pro A-Händler um 30% steigern können – von 339 in 2014 auf 441 in 2020 – falls der erwartete Netzwerkrückgang um 23% eintritt, während Premium-Marken einen Anstieg von 23% erwarten können – von 250 auf 307.
Die Ergebnisse des Berichts kommentierend, sagt Steve Young, Geschäftsführer von ICDP: „Die Automobilwirtschaft ist nicht immun gegen die allgemeinen Trends im Einzelhandel. Zudem hat das aktuelle Modell der Händlernetzwerke sein Verfallsdatum lange überschritten. Der Druck, der sich in den Krisenjahren aufgebaut hat, muss nun abgelassen werden und wir glauben, dass die kommenden fünf Jahre einem Erdbeben gleichkommen werden. Es wird der größte Umbruch werden, den das traditionelle Händlermodell in Europa je gesehen hat. Dies wird willkommene Veränderungen für neue Autokäufer mit sich bringen sowie Möglichkeiten für neue und bestehende Investoren, zeitgemäße Unternehmen aufzubauen. Doch es wird auch Verlierer geben. Hersteller müssen diesen Übergang mit Vorsicht beschreiten, um ihre Position zu stärken. Sonst drohen sie Marktanteile einzubüßen und ihrer Marke zu schaden.“
Über das European Car Distribution Handbook:
Das „ECDH – European Car Distribution Handbook“ ist ein umfassendes Handbuch zu den Händler- und Service-Netzwerken aller Automarken in Europa. Abgedeckt werden 36 Märkte in der EU, im europäischen Wirtschaftsraum, in Russland und in der Türkei. Das ECDH wird seit 1996 jährlich erneuert und bietet einmalige Einsichten in die Händlernetzentwicklung. Das Handbuch ist als PDF-Dokument erhältlich für 2.700€ oder über unser Datenportal, das Ihnen über mehrere Jahre ermöglicht, flexible Anfragen an die Datenbank zu stellen.
Über ICDP:
Das International Car Distribution Programme kurz ICDP ist eine internationale Forschungs- und Strategie-Organisation, spezialisiert auf Automobilwirtschaft und After Sales. Seit 20 Jahren spüren wir zuverlässig Branchentrends auf und unterstützen somit unsere Kunden und Forschungsmitglieder dabei, Strategien zu entwickeln um sich bei den kommenden Herausforderungen erfolgreich zu positionieren. ICDP kann eine große Erfolgsbilanz aus allen Bereichen der Automobilwirtschaft, einschließlich Fahrzeughersteller, Importeure, Händler, Zuliefere, Ersatzteilhändler, Serviceanbietern und Wirtschaftsverbänden vorweisen. ICDP hat Büros in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien.
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Quelle: www.icdp.net